Heute in Rhein-Main: In Hessen leichter Richter werden

Guten Abend,

der Justiz fehlt Nachwuchs. Winzer laufen weiter Sturm gegen Pläne der EU und in Frankfurt soll ein Platz nach Oskar Schindler benannt werden. Neues aus der Region Rhein-Main in unserem abendlichen Überblick.

Konkurrenz: In einem Beamtenverhältnis zu stehen, ist etwas Besonderes, auch finanziell. Leute in mittleren Gehaltsklassen können sich die Augen reiben, wenn sie sehen, was bei ihnen netto übrig bleibt und wie viel mehr ihnen bliebe, wenn sie für das gleiche Bruttogehalt im Staatsdienst wären. Die Unterschiede sind immens. Erst recht sind sie es, wo besonders qualifizierte Leute gebraucht werden, die Auslese streng ist und gleichzeitig die Konkurrenz groß, nur ist es dann anders herum. Um als Jurist Richter oder Staatsanwalt werden zu können, muss ein junger Mensch Top-Examina haben, mit einem solchen kann er aber auch in der Privatwirtschaft in einer der vielen Kanzleien ein Top-Verdiener werden.

Ob aus finanziellen Gründen oder einfach, weil der Fachkräftemangel angesichts der Bevölkerungsstruktur und des bevorstehenden Renteneintritts der sogenannten Babyboomer auch in der Justiz allumfassend ist: Es fehlen dort Leute. Das Land Hessen reagiert auf den Mangel mit einer neuen Senkung der Notenanforderungen für den richterlichen und staatsanwaltschaftlichen Dienst. Bewerber müssen künftig zusammen 15 Punkte in beiden Staatsexamen haben, bisher waren es 16; aus dem zweiten Examen müssen statt acht nur noch 7,5 Punkte stammen, in Ausnahmefällen reichen auch sieben. Anna-Sophia Lang berichtet.

Ehrung: Der Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs soll künftig den Namen von Oskar Schindler und seiner Frau Emilie tragen. Dafür hat sich der für das Bahnhofsgebiet zuständige Ortsbeirat fast einmütig ausgesprochen. Die Bahn hat schon zugestimmt. Dass der Magistrat der Stadt Frankfurt jetzt entsprechend handelt, gilt als sicher. Schindler, der im Zweiten Weltkrieg mehr als 1200 Juden vor dem Tod in nationalsozialistischen Vernichtungslagern bewahrt hat, lebte von 1965 bis zu seinem Tod 1974 als weithin Unbekannter gegenüber dem Hauptbahnhof. Der bisher namenlose Platz soll künftig „Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz“ heißen, die Adresse soll „Am Hauptbahnhof“ bleiben.
Für die Ehrung ausgesprochen hatte sich unter anderem der Publizist Michel Friedman. Thorsten Winter berichtet über die Entscheidung des Ortsbeirats. Hans Riebsamen hat aufgeschrieben, warum Friedman sich Oskar Schindler besonders verbunden fühlt.

Ärger: Wein ist ein Genussmittel, seine Herstellung wird zum Zwecke der Verkaufsförderung gerne mal mystifiziert, ist aber profan. Weinbau ist Landwirtschaft, die Pflege von Rebhängen und Weinbergen hat Gesetzmäßigkeiten und Freiräume von der konventionellen bis zur biodynamischen Bewirtschaftung. Jetzt haben sich die beiden hessischen Weinbauverbände für den Rheingau und die Bergstraße gemeinsam gegen den Vorschlag der Europäischen Union zur Verschärfung der Regeln bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gewendet. Die sollen in sogenannten empfindlichen Gebieten ganz verboten werden, ein drei Meter breiter Pufferstreifen soll eingehalten werden und außerhalb der besonderen Lagen soll die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln auf 50 Prozent dessen begrenzt werden, was im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 ausgebracht wurde. Dieser Vorschlag, meinen die Winzer, komme einer stellenweisen „Stilllegung des Weinbaus“ und einem Berufsverbot für Winzer in den klassischen und landschaftsprägenden Steillagen von Lorch, Assmannshausen und Rüdesheim gleich. Oliver Bock berichtet.

Und außerdem +++ hat Starkregen in der Nacht zu Mittwoch in Rüsselsheim zwei Unterführungen volllaufen und unpassierbar werden lassen +++ sind Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Hessen aktuell zu rund 70 Prozent ausgelastet und nennt das Regierungspräsidium in Gießen die Situation angespannt, aber beherrschbar +++ findet vom 6. bis zum 13. Oktober wieder das internationale Kinderfilmfest „Lucas“ statt mit 63 Filmen, die in vier Kinos in Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden gezeigt werden, das Programm steht im Internet unter dpaq.de/SxpLA.

Herzliche Grüße aus der Redaktion

Jacqueline Vogt

Aktuelle Meldungen aus der Region lesen Sie auch im Skyline-Blick, unserem Nachrichten-Liveblog für die Rhein-Main-Region, und auf der Seite der Rhein-Main-Zeitung unter www.faz.net/rmz

Das Wetter für Donnerstag

Anfangs stark bewölkt und zeitweise Regen. Später längere Zeit Sonnenschein, noch vereinzelt Schauer oder Gewitter.

Geburtstag haben am

Donnerstag, 8. September

Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (76); Hartmut Boger, ehemaliger Direktor der Wiesbadener Volkshochschule (70); Klaus Albert Bauer, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Alten Oper, Kuratoriumsvorsitzender des Literaturhauses Frankfurt (68); Dirk Gene Hagelstein (SPD), Bürgermeister von Neu-Isenburg (55); Sven Rohde, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Hessen, Frankfurt (40);

Hinweise auf Veranstaltungen finden sie im Internet unter https://rhein-main-veranstaltungen.faz.net/