| Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser, |
kennen Sie den österreichischen Spielfilm "Hundstage"? Falls nicht: Gut so. Tun Sie sich den bitte nicht an. Es geht darum, wie Menschen in Wien inmitten der Sommerhitze immer stärker abdrehen. Das hinterlässt auch Spuren bei den Zuschauern. Eine Freundin, mit der ich mich kürzlich über den Film unterhielt, meinte, wäre ihr der Regisseur nach dem Anschauen über den Weg gelaufen, sie hätte ihm eine reingehauen. Wie ich darauf komme? Nun, nach den Angriffen auf Wahlkämpfer frage ich mich, ob es derzeit auch bei uns im doch so beschaulichen Sachsen so ist, dass manche Menschen zunehmend abdrehen. Und woran das liegt. Tino Moritz konnte zusammen mit Kollegen aus Leipzig und Dresden mit dem aus Meerane stammenden Matthias Ecke darüber sprechen, wie der SPD-Kandidat der Europawahl die Nacht erlebt hat, in der er aus dem Nichts attackiert worden ist.
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| | Woher kommt diese Gewalt? Ich habe dazu mit einem ehrenamtlichen Wahlkämpfer der Grünen in Zwickau gesprochen, der beim Aufhängen von Plakaten ebenfalls angegangen worden war. Der Mann macht dafür die aufgeheizte Stimmung verantwortlich, wie sie von AfD und anderen rechten Kräften geschürt werde. Dazu habe ich einige kritische Zuschriften erhalten. Doch bei der Gruppe, die Matthias Ecke in Dresden attackierte, wurde schnell bekannt, in welchen politischen Kreisen sie sich so bewegt. Volontär Jonas Patzwald ging unterdessen mit Grünen-Mitgliedern in Glauchau beim Plakate aufhängen auf Tour. Es dauerte nicht lange, da wurde auch Patzwald Zeuge von unflätigen Äußerungen. |
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| | Greift die Aggressivität also wirklich immer mehr um sich? Oder trügt der Schein, und nur die Aufmerksamkeit steigt? Zu denken gab mir jedenfalls ein Abend in Meißen, bei dem über die Lehren der Corona-Pandemie diskutiert werden sollte. Weltweit, so wurde dort berichtet, hat Corona die Gesellschaften auseinander getrieben. Die Menschen sind rücksichtsloser geworden. Es gibt anscheinend gesellschaftliche Muster, die mit den Pandemien zum Tragen kommen. Was jetzt beobachtet wird, war auch schon nach der Spanischen Grippe gegen Ende des 1. Weltkriegs zu erleben. Bitter hörte sich das bei Thomas Grünewald an. Der beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Pandemien. Und dachte, wir als Gesellschaft hätten aus den Erfahrungen gelernt. Ein Irrtum, wie sich Grünewald mittlerweile eingestehen muss. |
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| Bild: Archiv/Screenshot: twitter.com/Anna_Lena2022 |
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| | Ich frage mich mittlerweile, welchen Anteil die gesellschaftlichen Folgen der Spanischen Grippe damals hatten für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte. Für das Um-sich-greifen des Faschismus in Italien, für die Machtergreifung der Nazis hierzulande. Trug die Grippe damals dazu bei? Was lernen wir daraus für heute? Sind Himmelfahrts-Ausflüge in nachempfundenen Wehrmachts-Autos und ähnliches wirklich normal? Würden Sie sich nicht bedroht fühlen, wenn jemand, der Ihnen nicht eben freundlich gegenüber steht, zu Ihnen sagt: "Wir wissen, wo Sie wohnen"? Und muss man es eben achselzuckend zur Kenntnis nehmen, dass die Mühlen der Justiz ein Jahr nach der Nazi-Party bei Döbeln immer noch mahlen? |
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Zur Beruhigung sage ich mir, dass ich manchmal einen Hang zur Dramatisierung habe. Sicherlich sehe ich also auch diesmal nur Gespenster. Es kann eigentlich gar nicht anders sein. Ihr Frank Hommel Reporter Aktuelle Kommentare zum Tagesgeschehen von mir lesen Sie auf Twitter unter @HommelFrank. Lesen Sie jetzt die Freie Presse im DIGITALABO inkl. E-Paper und ohne Artikelbegrenzung.Sie möchten unseren Newsletter als Werbeträger nutzen? Unsere Anzeigenabteilung berät Sie gern zu Format und Preisgestaltung. |
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