Homophobe Gesänge • Fremd in der Heimat • Wien-„Tatort“

Kolumne von Gerhard Fischer • Benkos Insolvenz • Yukigassen in Filzmoos

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Dort habe es solche Sprüche gegeben: „Mit einem schwulen Mitspieler würde ich nicht duschen.“ Oder die Bemerkung eines Mitspielers zum Physiotherapeuten: „Wenn du schwul wärst, ich würd’ mich von dir nicht anfassen lassen.“ Ende Februar gewann Rapid den Wiener Derby-Klassiker gegen die Austria. Danach gingen fünf Rapid-Spieler zu ihren Fans, unter ihnen Kapitän Guido Burgstaller und Stürmer Marco Grüll; Co-Trainer Stefan Kulovits hatte ein Megafon in der Hand. Sie feierten und brüllten homophobes Zeugs – zusammen mit den Anhängern. Die Videoaufnahmen kursierten bald in den sozialen Medien. Und die Reaktionen kamen rasch, gottlob: Die Rapidler wurden scharf kritisiert – und baten um Verzeihung. Burgstaller, der schon mal beim linken FC St. Pauli in Hamburg spielte, wurde auf der Klub-Webseite so zitiert: „Wir möchten uns ... klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben.“ Ist es echte Reue? „Na ja, man entschuldigt sich halt“, sagte Nikola Staritz von der Initiative Fairplay dem Standard. „Viel mehr als Copy-paste“ seien die Abbitten allerdings nicht, sagte sie. Stürmer Grüll etwa hatte sich fast wortgleich entschuldigt. Ist es aufrichtig? Was denken sie wirklich? An diesem Montag sprang dann der erste Sponsor ab: MVC Motors. Hauptsponsor Wien Energie verlangte von Rapid Maßnahmen, damit so etwas nicht mehr vorkomme. Und am Montagabend sprach der Strafsenat der Bundesliga Sanktionen aus: Der Verein wurde mit einem Abzug von drei Punkten bestraft, die Strafe wird für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Burgstaller wurde für sechs Pflichtspiele gesperrt, davon drei auf Bewährung. Dazu muss er an Workshops zum Thema Diskriminierung teilnehmen. Die anderen Spieler wurden ebenfalls bestraft. Nun ist zu befürchten, nein, es ist klar, dass nicht nur diese Rapid-Fußballer für homophobe Sprüche anfällig sind, sondern auch andere Profis. Und dass sich nicht genug geändert hat in den zehn Jahren, seit Thomas Hitzlsperger die Mannschaftskabine verlassen hat. Ist der Fußball weiter ein altväterischer Mikrokosmos, in dem Ressentiments gegen Vielfalt gepflegt werden? Und was bedeutet das für schwule Fußballer? Hitzlsperger sagte im SZ-Interview, „man höre, dass ein Coming-out von aktiven Spielern bevorstehe“. Werden sie es sich wieder anders überlegen? Trotzdem ein schönes Wochenende! Gerhard Fischer PS: An diesem Wochenende ermitteln Bibi Fellner und Moritz Eisner wieder im Wien-„Tatort“. Warum die Folge für meinen Kollegen Holger Gertz zwar nicht überraschend, aber angenehm heimelig ist, lesen Sie hier in seiner TV-Kritik. ANZEIGE Neues aus Österreich „Mir fehlt der Arabella-Kiesbauer-Effekt“ Fremder gemacht, als sie sind: Menschen mit türkischem Migrationshintergrund erzählen von „Ausländerdeutsch“ am Telefon und einer Normalität von Ausgrenzung – noch immer. Zu den Protokollen Der arme Benko! Oder tut er nur so? René Benko hat Insolvenz angemeldet. Dabei werden dem Investor viele Luxusimmobilien zugerechnet: Doch was gehört ihm wirklich? Zum Artikel Ein Kommunist für Salzburg? Die KPÖ hat gute Chancen, nach Graz auch in der Mozartstadt den Bürgermeister zu stellen. Der Historiker Kay-Michael Dankl punktet mit einem Image als netter Kümmerer. Und dann ist noch seine Haltung zu Putin. Zum Porträt „Mein Papa ist kein Lügner“ Max Verstappen vom Red-Bull-Rennstall muss Gerüchte um Weggang dementieren „Bald weiß keiner mehr, was echt ist“ Robert Kalina, Designer der EU-Banknoten, über Millionenforderungen eines Kartografen, Glashäuser als Motiv auf Geldscheinen und die Zukunft mit KI. Zum Interview Weitere Neuigkeit aus Österreich: Blech im Flaschenhals In Tirol sperren immer mehr Orte den Durchgangsverkehr aus ANZEIGE Mein Österreichisch Fluchtachterl letztes Glas Wein, das man vorm Heimgehen trinkt Herbert Barnehl, München Es gibt vieles, was Österreich einzigartig macht, zum Beispiel die Sprache. An dieser Stelle veröffentlichen wir Lieblingsbegriffe von Leserinnen und Lesern. Welches österreichische Wort mögen Sie besonders gerne? Verraten Sie es uns bitte per E-Mail an oesterreich@sz.de Ihr Kompass in bewegten Zeiten Wir geben Orientierung, damit Sie die Welt besser verstehen. Mehr erfahren Österreich in der Kulturwelt Alle meine Verbrecher Seit die Wirtsfamilie am Ort zu Geld gekommen ist, liegen Idylle und Monstrositäten noch enger beieinander im Kärnten von Julia Josts Debütroman. Ihr Sound, ihr Lauf durch die Dorfbiografien sind atemberaubend. Zur Rezension Wilde Hunde Manuel „Falco“ Rubey und Simon „Rudi“ Schwarz sind mit ihrem ersten Duoprogramm im Lustspielhaus in München zum Niederknien. Zum Artikel „Agenten des eigenen Schicksals“ Opernregisseur Stefan Herheim vom Theater an der Wien über seinen Job als Intendant ANZEIGE Urlaub in Österreich Feste druff! Waldbaden war gestern, der nächste Trend aus Japan heißt Yukigassen: Die ersten österreichischen Schneeballschlacht-Meisterschaften finden Ende März in Filzmoos statt. Mit genormten Schneebällen und festen Regeln. Kein Scherz. Aber ein großer Spaß. Zum Artikel Schließen Sie hier ein digitales Probe-Abo ab und laden Sie sich die digitale SZ am Wochenende inkl. 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