hunderte Kerzen stehen auf Betonpollern, Blumengestecke, Kuscheltiere, Engel aus Porzellan, dazwischen haben Menschen Briefe gelegt, Worte der Anteilnahme. Rotes Flatterband sperrt den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ab, auf dem noch immer Trümmer der Todesfahrt von Taleb A. zu sehen sind. Polizisten sichern den Tatort. Menschen bleiben stehen, halten inne. Es ist der Versuch zu verstehen, was nicht zu verstehen ist. Eine tröstliche Antwort auf die Frage „Warum?“ gibt es nicht.
Die Todesfahrt von Magdeburg, bei der mindestens fünf Menschen starben, wird Einfluss auf den Bundestagswahlkampf haben. Die politische Rechte versucht den Fall bereits zu instrumentalisieren. Neonazis haben am Wochenende eine Versammlung in Magdeburg durchgeführt, auf einem Banner „Remigration“ gefordert, verfassungsfeindliche Parolen gerufen, offen mit Gewalt gedroht und sich eine Straßenprügelei mit der Polizei geliefert.
Die Hintergründe der Tat müssen aufgeklärt und im nächsten Schritt aufgearbeitet werden. Warum kann ein Mensch, der offen rechtsextrem ist, Hass im Internet verbreitete und der offenbar schon 2013 mit einem Anschlag gegen die Ärztekammer gedroht hat, so eine Tat durchführen? Haben Sicherheitsbehörden die Drohungen falsch eingeschätzt? Wie kann eine Radikalisierung wie bei Taleb A. verhindert werden?
Nach so einer Wahnsinnstat brauchen Menschen Antworten, um diese zu verarbeiten. Nicht auf alle Fragen wird es eine Antwort geben. Jetzt ohnehin nicht. Momentan zählen vor allem Mitgefühl und Solidarität.
Herzliche Grüße
Julian König
Ressortleiter Lokales
julian.koenig@mopo.de