Mo 29.11.2021 | 06:45 | Interviews Der Vizepräsident der Wissenschaftsakademie Leopoldina, Prof. Dr. Robert Schlögl, hat gefordert, Kontakte drastisch zu reduzieren. Das müsse so schnell wie möglich passieren, damit man Zeit gewinne, um mehr Menschen zu impfen, sagte Schlögl am Montag im Inforadio vom rbb. Auf die Frage, ob er einen Lockdown fordere, sagte Schlögl: "Das Wort darf man nicht sagen, aber natürlich ist die erste Maßnahme, wenn man sich überlegt die jetzige Pandemie einzudämmen, ist einfach Kontaktreduktion, denn Impfen wirkt nicht sofort." Schlögl sprach sich außerdem für eine sofortige Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen aus. Selbst wenn man jetzt alle impfen würde, brauche es noch mindestens bis Weihnachten, ehe das wirke, so Schlögl. "Jeder Tag, den wir hier vertun, ist ein Tag, der schwere Gesundheitsschäden und Tote fordert." Bund und Länder müssten jetzt einheitlich argumentieren und einheitlich handeln, forderte der Vizepräsident der Leopoldina. Deshalb sei der vorgesehene Corona-Krisenstab im Kanzleramt extrem wichtig. Es müsse dafür gesorgt werden, dass sich alle impfen lassen, die es jetzt noch nicht getan haben. Außerdem müsse das Boostern organisiert werden. Dabei dürfe es nicht passieren, dass an irgendeiner Stelle der Impfstoff fehle, so Schlögl. Probleme in der Verwaltung müssten beseitigt werden, dazu gehöre auch das schlechte Management der Daten, die erhoben werden. Schlögl forderte, dass die Leopoldina im geplanten Krisenstab vertreten sein sollte. "Was fehlt (…) ist natürlich, dass die Wissenschaft und die Politik einen kontinuierlichen Dialog führen und nicht immer nur dann über Stellungnahmen und die Medien miteinander kommunizieren, wenn es brennt." Aktuell sei das so. Es brauche regelmäßige Treffen der Institutionen. Für den Fall, dass nicht sofort gehandelt werde, prognostiziert der Vizepräsident der Leopoldina, dass die vierte Corona-Welle noch größer werden wird. Sie werde dann irgendwann natürlicherweise abebben und dann gebe es gleich wieder eine fünfte Welle. Das könne man als Naturwissenschaftler genau vorhersagen, sagte Schlögl. Leider seien die Modelle, die das vorhersagen, sehr präzise. "Wenn wir glauben, dass wir durch Meinungen dagegen argumentieren können, wird uns die Natur einfach eines Besseren belehren, denn natürliche Prozesse laufen, wie sie laufen und nicht, wie wir meinen, dass sie laufen."
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