Liebe Leserinnen, liebe Leser, Donald Trump hat es getan: Er hat seine „reziproken Zölle“ per Order de Mufti (auch als Dekret bekannt) eingeführt. Dabei hat er natürlich mal wieder geflunkert, denn reziprok würde bedeuten, Zölle von anderen Ländern 1:1 zu covern. Aber das hat Trump nicht getan, sondern seine ganz eigene Formel herangezogen und damit maßlos überzogen. Trumps Simplifizierung geht so: Er nimmt das US-Warenhandelsdefizit für jedes Land und teilt dieses durch die Exporte des betreffenden Landes in die USA. Und das nennt er dann "Zölle inklusive Währungs-Manipulation und Handels-Hemmnisse". Fertig ist die Wunderformel. Und auf das Ergebnis werden einfach 50% als „Zoll“ berechnet. Das ist mittelalterliches Raubrittertum in die Gegenwart gebeamt! Derartigen Zöllen können die „Handelspartner“ nicht durch Senkung der eigenen Zölle begegnen, was das Ziel des Freihandels wäre, sondern nur durch eine Verringerung des US-Handelsdefizits. Also durch eine Erhöhung der Produktion in den USA durch deutsche, chinesische, japanische kanadische Unternehmen. Konkret hat Don Trump in seinem Rosengarten Folgendes losgetreten: Ab dem 5. April wird ein pauschaler Importzoll von 10% auf alle in die USA eingeführten Waren erhoben, also auf alle Güterklassen von Rohstoffen über Konsumgüter und Elektronik bis hin zu Maschinen und Autos. Das macht Importe für US-Unternehmen teurer und diese werden die höheren Kosten (also die Strafzölle) an die Verbraucher weiterreichen in Form höherer Preise. Das sorgt also für einen kräftigen Preisschock und Inflationsschub. Die zweite Maßnahme ist noch folgenschwerer: Ab dem 9. April werden zusätzliche Strafzölle auf Importe aus rund 60 Ländern erhoben, die von der Trump-Ministration als „schlimmste Übeltäter“ eingestuft werden. Besonders stark trifft es China (34% auf die ohnehin bereits erhobenen 20%), Japan (24%) und die EU (20%). Kleinere asiatische Volkswirtschaften wie Vietnam werden sogar mit Strafzöllen von bis zu 46% torpediert – und in die hatten viele Unternehmen während Trumps erster Amtszeit und dem Auftakt zu seinem China-Handelskrieg ihre Produktion verlagert. Es trifft also Apple besonders hart, die bis zu 90% ihrer Geräte in China fertigen lassen und auf andere Länder umschwenk(t)en, wie Indien. Das hilft „Tim Apple“ nun auch nicht mehr weiter. Man kann sich gar nicht vorstellen, was ein iPhone in den USA künftig kosten wird, wenn alle Teile in den USA gefertigt würden. Dementsprechend stark ist die Apple-Aktie unter die Räder gekommen. Die dritte Stufe der Trump‘schen Strafzölle ist bereits am 3. April in Kraft getreten und trifft die Automobil-Industrie ins Mark. Denn ab sofort werden Sonderzölle von 25% auf alle importierten Fahrzeuge aufgerufen und machen damit viele Wagen auf einen Schlag teurer. Ferrari hat umgehend angekündigt, seine Preise entsprechend anzuheben. Mit diesem Torpedo hat Trump extrem sensibelste Sektoren der europäischen und asiatischen Wirtschaft leckgeschossen. Premium-Hersteller werden das besser kompensieren können durch Preiserhöhungen als Massen-Hersteller, wo der Verkauf überwiegend über Masse und Preis läuft. Aber es kommt noch „besser“. Angeblich soll Trump bereit sein, seine Zoll-Keule zumindest etwas weniger zu schwingen, wenn ihm Länder irgendwie entgegenkommen. Das riecht schon sehr nach mafiöser Schutzgeld-Erpressung – und dürfte nur von Dummen angenommen werden. Denn wie bei einer Erpressung üblich, droht der Erpresser mit einem Übel und will eine Gegenleistung. Leider hat man nie die Gewähr, dass anschließend Schluss ist mit der Erpressung. Konkret: Wer sollte Trump daran hindern, nach einem Deal ein paar Wochen oder Monate später nicht neue Strafzölle zu verhängen, um das nächste Goodie aus den „Handelspartnern“ herauszupressen? Nein, das ist keine tragfähige Lösung. Im Grunde haben die übrigen Staaten der Welt nur die Chance, sich von den USA und diesem großen Markt zu emanzipieren. Also zusammenrücken und Freihandel forcieren jenseits der USA. Gut möglich, dass dann Trumps Zoll-Granate irgendwann explodiert, während er noch drauf sitzt. Aber das ist Musik von morgen, heute und bis dahin müssen wir mit den Instrumenten spielen, die wir haben. Und es gibt durchaus vermeintlich sichere Häfen gegen Trumps Zoll-Irrsinn. Unternehmen, die wenig bis kaum betroffen sind von den Strafzöllen oder irgendwie sogar zu Profiteuren der allgemeinen Verunsicherung werden könnten. Berkshire Hathaway Zu diesen Unternehmen könnte Warren Buffetts Beteiligungs-Konglomerat zählen. Berkshire vereint ein großes Aktien-Portfolio mit vielen nicht-börsennotierten Unternehmen, an denen man gerne die Mehrheit oder im Idealfall alle Anteile hält, und dann noch eine hohe Cash-Position in Form von Liquidität und Staatsanleihen. Buffett hat bereits seit einigen Quartalen ordentlich Aktien verkauft und seine Cash-Position per Ende 2024 so auf 325 Mrd. US-Dollar hochgeschraubt. In seinem Aktien-Portfolio steht Apple an der Spitze und der iPhone-Konzern leidet massiv unter Trump. Des Weiteren hat Buffett einige größere Anteile an US-Großbanken im Portfolio und denen setzt die Aussicht auf eine Rezession in den USA zu. Und dann sind da noch seine beiden großen Öl-Werte Chevron und Occidental Petroleum. Eine Rezession ist auch deren Geschäft nicht zuträglich, aber noch schlimmer hat ihnen die Produktions-Ausweitung der OPEC+ zugesetzt. Was man also von Buffetts Investments so mitbekommt, stehen die auch im Feuer. Aber… das Aktien-Portfolio macht inzwischen weniger als ein Drittel von Berkshires Vermögen aus. Hinzu kommen die vielen nicht-börsennotierten Unternehmen. - BNSF: Neben Union Pacific ist BNSF das größte Frachteisenbahn-Unternehmen der USA. Sinkende Importe aus China werden das Geschäft belasten, aber dies dürfte zumindest teilweise durch ein erhöhtes Frachtaufkommen inländischer Produkte kompensiert werden. - Versicherungen: Berkshire ist stark im Versicherungsbereich engagiert und hier dürften sich die Strafzölle weniger stark auswirken. Zwar werden die Versicherungsleistungen hochschießen aufgrund steigender Reparaturkosten, aber die Versicherungen werden das durch Prämien-Erhöhungen ausgleichen. Und im Bereich Rückversicherung wird es auch keine großen negativen Auswirkungen geben. - Energie: Berkshire ist nicht nur an Occidental und Chevron beteiligt, sondern auch an BH Energy, der früheren MidAmerican Energy. Das Unternehmen zählt zu den größten Versorgern der USA mit vielen Energie-Netzen und hat in den letzten Jahren massiv in erneuerbare Energien investiert. Der Energieverbrauch der USA wird eher weiter steigen, auch durch den Boom bei KI-Rechenzentren, und das wird BH Energy weiterhin glänzende Geschäfte bescheren. - Darüber hinaus gehören Berkshire viele lokale und landesweite Champions, wie der größte Auto-Händler der USA, Nebraska Furniture, eines der größten US-Hausbau-Unternehmen usw. Deren Geschäfte werden durch die Strafzölle nur partiell negativ getroffen. Und dann ist da noch der Cash-Berg. Buffett liebt es, antizyklisch einzukaufen, also dann, wenn es Schnäppchenpreise gibt. Aktuell fallen die Aktienkurse und auch die Bewertungen von nicht-börsennotierten Unternehmen. Buffett hat viele von denen auf dem Radar und wartet mit seiner „Elefantenbüchse“ nur darauf, im richtigen Moment losfeuern zu können. Und Trumps Zoll-Wahnsinn könnte genau der Auslöser sein, auf den Buffett gewartet hat. In der Globalen Finanzkrise 2008/09 kaufte Buffett die Eisenbahngesellschaft BNSF und er stützte Goldman Sachs mit 5 Mrd. US-Dollar. 2 Jahre später kam die Bank of America ins Straucheln und auch denen griff Buffett mit 5 Mrd. US-Dollar unter die Arme. Er hat seitdem seine Investments vervielfacht. Das würde er gern wiederholen. Und sein Hauptproblem war bisher nicht, attraktive Unternehmen zu finden, sondern dass andere immer bereit waren, deutlich mehr zu bezahlen als es Buffett lukrativ erschien. Möglicherweise hat sich hier der Wind gedreht und Buffett kann endlich wieder seinen Warenkorb bis zum Anschlag füllen. |