7 Argumente für ein Investment in Indien – und 10 dagegen! Liebe Leserin, lieber Leser, Indien steht für politische Kontinuität. Das ist erstaunlich, wenn man die Größe des Landes und die vielfältigen Probleme und Herausforderungen bedenkt. Bei der Parlamentswahl, die sich über mehrere Wochen erstreckte und die Anfang Juni endete, wurde die hindu-nationalistische BJP von Regierungspräsident Narendra Modi erneut mit Abstand stärkste Partei. Seit 10 Jahren ist Modi nunmehr im Amt und in dieser Zeit hat Indien einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung genommen. Im Durchschnitt stieg das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 6 Prozent pro Jahr. 2024 verzeichnet Indien mit einer erwarteten Zunahme des BIP um 7,8 Prozent das stärkste Wachstum unter den großen Volkswirtschaften. Trotzdem kamen nach der Wahl an den Märkten Zweifel auf, ob Indien seinen Erfolgskurs in den nächsten Jahren fortsetzen kann. Die BJP schnitt etwas schlechter ab als erwartet und verfehlte die absolute Mehrheit. Modi muss sich Koalitionspartner suchen und möglicherweise Abstriche an seinem Reformkurs vornehmen, so die Befürchtung. Am Aktienmarkt wurde diese Befürchtung allerdings schnell abgeschüttelt, die Börse in Mumbai stieg nach einem Kursrücksetzer (rote Markierung im Chart) auf ein neues Allzeithoch:
Im Chart sind mit dem iShares MSCI India (ISIN: IE00BZCQB185 | WKN: A2AFCY) der ETF mit dem größten Fondsvolumen und mit dem Franklin FTSE India (ISIN: IE00BHZRQZ17 | WKN: A2PB5W) der ETF mit die niedrigsten Kostenquote dargestellt. Die Kursentwicklung beider ETFs unterscheidet sich trotz einer leicht unterschiedlichen Zusammensetzung kaum. Die 10 Schwergewichte im Franklin FTSE India ETF: | Aktie (Branche) | Gewichtung | 1 | Reliance Industries (Öl, Textilien etc.) | 7,32% | 2 | Housing Development Finance (Banken) | 6,30% | 3 | Infosys (Informationstechnologie) | 4,14% | 4 | Tata Consultancy (Informationstechnologie) | 2,98% | 5 | ICICI Bank (Banken) | 2,68% | 6 | Bharti Airtel (Telekommunikation) | 2,63% | 7 | Axis Bank (Banken) | 2,08% | 8 | Mahindra + Mahindra (Autos, Maschinen) | 1,81% | 9 | Larsen & Toubro (Bau, Maschinenbau) | 1,69% | 10 | Hindustan Unilever (Konsum) | 1,60% | | Summe | 33,2% |
Lohnt sich jetzt noch ein Investment in Indien? Ich stelle die aus meiner Sicht wichtigsten Pro- und Kontra-Argumente gegenüber: Das spricht FÜR ein Investment am indischen Aktienmarkt: 1. Das Wachstum ist eines der höchsten in den Emerging Markets. 2. Indien war politisch in den letzten Jahren stabil. 3. Die Regierung verfolgt eine wirtschaftsfreundliche Politik. 4. Die hohen Investitionen in die Infrastruktur stärken langfristig das Wachstumspotenzial. 5. Die Bevölkerung ist jung, 70 Prozent der Bevölkerung sind im erwerbsfähigen Alter. Das sorgt für Dynamik. 6. Indien gewinnt, wenn China verliert. Sowohl politisch also auch wirtschaftlich. Mehr ausländische Unternehmen investieren in Indien und Anleger, die China wegen des Konflikts mit den USA und des gestiegenen politischen Risikos meiden, schichten teilweise in indische Aktien um. 7. Ein eher kurzfristiges Argument: Die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA macht Anlagen in den Schwellenländern attraktiver. Das spricht GEGEN ein Investment am indischen Aktienmarkt: 1. Indien war in den letzten Jahren politisch stabil, das muss nicht so bleiben. Der Hindu-Nationalismus der BJP birgt das Risiko gewalttätiger Konflikte. 2. Die Jungendarbeitslosigkeit ist mit 25 Prozent eine der höchsten im asiatischen Raum. 3. Trotz des hohen Bevölkerungswachstums und der hohen Arbeitslosenquote fehlen in vielen Bereichen Fachkräfte. 4. 80 Prozent der Bevölkerung sind im informellen Sektor beschäftigt, also im Kleingewerbe. Dessen Beitrag zu Wachstum und Produktivitätsfortschritt ist eher gering. 5. Korruption und lähmende Bürokratie sind trotz vieler Verbesserungen nach wie vor große Probleme. 6. Indien kann China nicht als Produktionsstandort ("Werkbank der Welt") ablösen, dafür fehlen die Strukturen. Indien ist nicht das neue China. 7. Der Ausbau der Infrastruktur kann trotz der hohen Investitionen kaum mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten. 8. Die Konzentration wirtschaftlicher Macht in den Händen weniger. Das birgt das Risiko einer Einflussnahme auf die Politik, die Monopole fördert und die wirtschaftliche Entwicklung bremst. 9. Ein Ausdruck dieser Machtkonzentration sind Konzerne mit unterschiedlichsten Geschäftsfeldern wie die Adani-Gruppe. Solche Unternehmen sind undurchsichtig und bergen gesamtwirtschaftliche Risiken, wenn sie in Schieflage geraten. 10. Die hohe Bewertung des indischen Aktienmarkts: Laut dem Fondsanbieter iShares sind die 146 Aktien im MSCI India ETF aktuell mit einem KGV von 26,9 bewertet. Der MSCI China ist derzeit mit einem KGV von 13,9 gerade einmal halb so hoch bewertet und der MSCI World hat trotz der Rallye der hochbewerteten US-Technologie-Schwergewichte im Index ein KGV von 23,3. Ich habe mehr Argumente gegen ein Investment in Indien gefunden als dafür. Eine quantitative Aufrechnung ist hier aber nicht sinnvoll. Schon ein Pro-Argument kann alle negativen Punkte aufwiegen. Das größte langfristige Risiko: Die nach wie vor großen strukturellen Probleme können dafür sorgen, dass das Wachstum in den nächsten Jahren schwächer ausfällt als im letzten Jahrzehnt. Indien ist aber aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums auf dieses Wachstum angewiesen. Sollte das ausbleiben, können sich auch die politischen Spannungen intensivieren. Kurzfristig legen der starke Kursanstieg und die hohe Aktienbewertung eine Korrektur nahe. Bisher ist diese aber ausgeblieben und eine hohe Bewertung allein muss auch keine auslösen. Positiv ist vor allem die seit Jahren starke wirtschaftliche Entwicklung, die sich teilweise bereits verselbständigt hat. Kurzfristig würde eine Zuspitzung des Konflikts der USA mit China Indien noch stärker in den Fokus ausländischer Unternehmen und Anleger rücken. Mein Fazit Indien sollte in einem langfristigen Depot enthalten sein. Das kannst Du auch über ein Investment in den MSCI Emerging Markets Index erreichen, in dem der Anteil Indiens in den letzten 12 Monaten von 14,4 auf 20,2 Prozent gestiegen ist. Der Anteil Chinas dagegen ist auf 23 Prozent gesunken. Für ein kurz- oder mittelfristiges Engagement muss das charttechnische Szenario passen. Sollte es zu einer Korrektur kommen, dann stehe ich im „Lars Erichsen“-Depot meines Premium-Anlagemagazins „Rendite-Spezialisten“ für einen Einstieg bereit.
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Herzliche Grüße und bis kommende Woche Dein Lars |