Liebe/r Leser/in, ich weiß nicht, was ich blöder finde: sich selbst zu googeln oder Selfies im Netz zu posten. Ich mache beides nicht, mit dem Wikipedia-Eintrag über meine Person habe ich übrigens auch nichts zu tun. Da sind schon in den ersten drei Sätzen zwei faktische Fehler – wie die da hinkommen, wer die verzapft hat, keine Ahnung, kleine Fake News. Fake News, falsche Nachrichten, Lügenkampagnen, manipulierte Videos oder Hasskommentare gedeihen im Internet besonders gut. Selbst absurde Verschwörungsmärchen verbreiten sich wie Seuchen, finden oft genug ein Millionenpublikum. Erschreckend ist in diesem Zusammenhang, was die Wissenschaftlerin Gillian Murphy von der Universität Cork herausfand: Selbst Fake News, die eindeutig als Falschmeldungen enttarnt wurden, setzen sich im kollektiven Gedächtnis der Netzgemeinde fest. Über die Macht der digitalen Manipulation schreibt mein Kollege Markus Krischer in seiner Titelgeschichte (ab Seite 76). Er beginnt seine Story bei Donald Trump und dem Papst. Eine Studie des Oxford Internet Institute zeigt im Übrigen, dass sich die Zahl der Regierungen, die soziale Medien zur gezielten politischen Manipulation nutzen, in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt hat. Wer kommuniziert, wer publiziert und Nachrichten verbreitet, ist seit jeher nicht vor Unachtsamkeit, Fehlern oder eben Fake News gefeit. Das gilt auch für uns Journalisten. Aber als Journalisten haften wir für unsere Arbeit, und wir lassen sie auch von Redaktionskollegen kontrollieren. Im Gegensatz zu Social-Media-Plattformen, die sich nicht als Medienunternehmen bekennen, unterliegen wir dem Pressekodex und dem Presserecht. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir Journalisten uns niemals die Botschaft einer Kampagne zu eigen machen würden, sie gar zur Überschrift eines Artikels wie diesen wählen würden. Dieses Tabu breche ich heute gern. „... Print macht stark“ heißt die aktuelle Kampagne von Hubert Burda Media, dem Konzern, zu dem auch FOCUS gehört. Sie ist ein Zeichen dafür, wie wichtig die freie Presse, die Arbeit der Verlage für unsere Demokratie ist. Im Kampf für die Wahrheit, gegen Fake News. „Berlin, Wiedergeburt einer Weltstadt“ war unsere Titelzeile in der vergangenen Woche. Da wussten wir noch nicht, dass der Unternehmer und Visionär Elon Musk vor den Toren der deutschen Hauptstadt eine Gigafactory für die Produktion seines Elektroautos Tesla Model Y plant. Mehrere europäische Staaten, mehrere deutsche Bundesländer hatten bei Tesla um die Investition gebuhlt. Das rote Berlin/Brandenburg, das eher trotz als wegen seiner Regierungen funktioniert, erhielt den Zuschlag. Für dieses große Projekt, das bis zu 10.000 Jobs im zukunftsträchtigen Elektro-Technologiesektor bringen soll, wo doch so viele deutsche Firmen gerade Stellen abbauen – wow! Der Gigaboss der Bayern heißt Uli Hoeneß. Er gibt an diesem Wochenende sein Präsidentenamt beim FC Bayern ab, er übergibt einen Verein, den er zum Weltclub baute – von 8.000 Mitgliedern auf fast 300.000, von 12 Millionen Mark Umsatz auf 750 Millionen Euro, von 20 Mitarbeitern auf über 1.000. Hoeneß’ Lebenswerk, seine Geschichte, ist zu groß für nur eine Geschichte. Deshalb baten wir Freunde und Weggefährten, uns ihre Uli-Hoeneß-Storys zu erzählen – ab Seite 112. Eine lieferte der Bayern-Vizepräsident Walter Mennekes, Unternehmer und Weltmarktführer aus dem Sauerland. Er rief am Dienstag gegen 13.30 Uhr an, um zu sagen, dass er ein Foto von seinen Gedanken über Hoeneß per MMS geschickt habe – auf Papier geschrieben, nach den Rubriken Macher, Manager, Mensch und Freund unterteilt und jeweils dahinter in Schönschrift notiert, was Uli Hoeneß besonders auszeichnet. Ein schönes Zeitdokument. Geschichte wird geschrieben und nicht diktiert. Und Print macht stark! |