seit acht Wochen steht die Schriftstellerin Juli Zeh mit ihrem neuen Roman „Zwischen Welten“ auf der Bestsellerliste. Es ist die verunglückte Liebesgeschichte eines Journalisten und einer Bäuerin, die sich über ihre alltäglichen Probleme austauschen, aber auch über Fragen zum Klimaschutz und zur Wokeness, zur Landwirtschaft und zum Gendern. Heute war Zeh in unserem Cicero Politik Podcast zu Gast. Mit Volker Resing sprach sie über Aktivismus und Journalismus, Talkshows und das Verhältnis von Liebe und Politik. Die Autorin sieht unter anderem die Gefahr, dass Journalismus zu sehr in Aktivismus verfällt und sich nicht mehr um Binnenpluralität bemüht. Sie selbst hätte, erzählt Zeh, bei unterschiedlichen Debatten, etwa zur Corona-Politik oder zum Ukrainekrieg, in viele Talkshows gehen können. Doch meistens habe sie die Einladung ausgeschlagen. Der Grund: „Ich wurde nicht eingeladen, um sachlich über das Problem zu sprechen.“ Mit ihrer Einladung, so Zeh, hätten viele Talkshow-Redaktionen nur zeigen wollen, dass ihre Meinung unvertretbar sei. Dabei sei es doch nur zu begrüßen, wenn es zu kontroversen Themen unterschiedliche Meinungen gebe, denn: „Polarisierung ist nichts Schlimmes“. Ein wenig mehr Meinungsstreit würde man sich zum Beispiel bei jenen Themen wünschen, die die Grünen als Teil der Ampel-Regierung gerne als abschließend geklärt behandeln würden, Widerspruch zwecklos: Atomausstieg, Klimawandel, Energiepolitik. Denn auf diesen Feldern wird über die Köpfe der Bürger entschieden und deren Wohlstand vernichtet. Trotz Inflation und steigenden Energiepreisen will etwa Bundeswirtschaftsminister Habeck den Einbau von Öl- und Gasheizungen verbieten. Das grenzt an politischen Sadismus und zeigt die Abgehobenheit der Regierung. Das schreiben die beiden Linke-Mitglieder Malte Heidorn und Jan Marose in ihrem Gastbeitrag: „Habecks Heizdiktat ist ein Wahlkampfgeschenk für die AfD“. Auch in Sachen Genetik herrschen bei den Grünen merkwürdige Vorstellungen von der Heiligkeit der Natur und von „unverfälschtem Erbgut“ vor. Selbst Landwirtschaftsminister Özdemir, angeblich ein Freund der Wissenschaft, vertritt jetzt brav die Positionen der Hardliner. Ludger Weß ist der Meinung: „Das Demeter-Bürgertum gibt bei den Grünen den Ton an“. Derweil treibt der außerparlamentarische Arm der Grünen, nämlich die gut vernetzte Bewegung der Klima-Aktivisten, den Berliner Senat mit dem Volksentscheid „Berlin 2030 klimaneutral“ vor sich her. Rund 2,4 Millionen Berliner sollen am Sonntag darüber entscheiden, ob die Stadt bis 2030 emissionsfrei gemacht werden soll. Der Klima-Volksentscheid gefährde den sozialen Frieden, und das Vorhaben sei unrealistisch, sagt der CDU-Politiker Danny Freymark im Interview mit Felix Huber. Freymark warnt unter anderem: „Wir müssten Budgets dann dramatisch umplanen.“ Während die einen abstimmen, gehen die anderen streiken. Die Gewerkschaft Verdi ruft zum Generalstreik auf; Stadtreinigung, Verwaltungen, Kitas und Bäder werden bereits bestreikt, am Montag kommen in Berlin noch die Kliniken von Charité und Vivantes hinzu. Generalstreiks von Angestellten im öffentlichen Dienst und von Staatsunternehmen sind unverhältnismäßig, denn sie finden auf dem Rücken der Allgemeinheit statt, meint der Volkswirt Thomas Mayer. Für ihn ist es an der Zeit, dass der Gesetzgeber die Bedingungen des Streikrechts klar definiert. Denn sonst blieben Streiks „Die große Erpressung“. Mecklenburg-Vorpommerns Klimastiftung und kein Ende. Wieder einmal torpediert ein neues Detail zur Steuerpflicht der Stiftung die Glaubwürdigkeit von Manuela Schwesigs Landesregierung. Hat ihr Finanzminister die Unwahrheit gesagt, oder leidet er an Gedächtnisstörungen? Cicero-Redakteur Ulrich Thiele über eine heikle E-Mail, die Schwesigs Regierung in Bedrängnis bringt. Ein schönes Wochenende, trotz Streiks und Volksabstimmung, wünscht Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |