Ernste Gesichter, bewegende Worte, brennende Kerzen: In der Vicelinkirche von Neumünster gedachten am Sonntag Hunderte Menschen der Opfer des tödlichen Messerangriffs in einem Regionalzug. In den ersten Reihen die geballte Politprominenz: Der Kanzler, der Ministerpräsident, Hamburgs Erster Bürgermeister und die Zweite Bürgermeisterin, dazu diverse Senatoren, Minister und der Bahn-Chef. Was Scholz über die Tragödie zu sagen hatte, lesen Sie hier. In Hamburg gibt es währenddessen neue Erkenntnisse über den mutmaßlichen Täter – er verglich sich mit Breitscheid-Attentäter Anis Amri. +++
„Der Koran ist die Zukunft“: Unter diesem Motto demonstrieren am Samstag Tausende in Hamburgs Innenstadt. Offiziell richtet sich ihr Protest gegen Koran-Verbrennungen. Doch bei den Veranstaltern handelt es sich um knallharte Islamisten, die hier am liebsten ein Kalifat samt Scharia errichten würden – und deren Mitgliederzahl in Hamburg seit Jahren steigt. Meine Kollegin Viola Dengler hat recherchiert, wie die Islamisten in Hamburg vorgehen. (M+) Merkwürdigerweise scheint es in Hamburg niemanden zu interessieren, wenn 3500 Verfassungsfeinde zum Sturz der Demokratie aufrufen. Reaktionen aus Politik und Gesellschaft nach der Demo? Gleich null. Das ist erschreckend, analysiert der Kommentar zum Thema.
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Anfang Februar 2015 habe ich ein Interview mit AfD-Gründer Bernd Lucke geführt. Es war die Zeit, als sich die genau zwei Jahre zuvor als Anti-Euro-Partei gegründete Gruppe Pegida zuwandte und Migration als Wahlkampfschlager entdeckte, plötzlich gegen das „Gender-Mainstreaming“ wetterte, lange bevor Sternchen und Doppelpunkte im Sprachgebrauch auftauchten, und Homo-Ehe und Patchwork-Familien bekämpfte. Als „Trendsetter“ bezeichnete Lucke die AfD damals, auch wenn ihm vieles peinlich war, was aus seiner Politkloake bereits an Gestank aufstieg. „Die AfD besteht aus ganz normalen Bürgern“, beteuerte er auf die Frage, warum er den Strahlemann für einen wachsenden braunen Sumpf gibt. Wenige Tage nach dem Interview schaffte die AfD es in Hamburg erstmals in ein westdeutsches Landesparlament, ein paar Monate später wurde Lucke abserviert – er war zu liberal. Wie sich die AfD zum Fluch für ihre Vorgesetzten entwickelt hat, lesen Sie hier.
Einen guten Wochenstart wünscht
Mathis Neuburger chefredaktion@mopo.de |