| Polizei und Feuerwehr nutzen Twitter und Facebook nach eigenen Angaben zur „Informationskontrolle“, fabulieren völlig losgelöst vom gesetzlichen Auftrag über ihre angebliche „Informationshoheit“ – und dichten sich die Nachrichten neuerdings im Kitschromanstil zurecht (CP v. 11.1.). Dazu gehört, dass sie selbst entscheiden, welche Märchen sie erzählen. Am Wochenende hielt es die Polizei bei mehreren schweren Vorfällen nicht für nötig, die Öffentlichkeit zu informieren – stattdessen wurden lustige Heldengeschichten über erfolgreiche Verfolgungsjagden erzählt. Der Kollege Axel Lier („Bild“/“B.Z.“) dokumentierte eine dieser verschwiegenen Geschichten auf der Grundlage interner Meldungen, sie geht so: Tatort: Rosenfelder Ring (Lichtenberg). Ein betrunkenes Paar gerät in Streit, der Mann attackiert und verletzt Zeugen, herbeigerufene Polizisten nehmen ihn fest. Jetzt droht die Frau damit, ihren Kampfhund auf die Beamten zu hetzen, um den Mann zu befreien. Der angeleinte Hund kommt näher, ein Polizist schießt auf den Hund, verfehlt ihn aber. Zitat aus dem internen Bericht: „Um einen weiteren gezielten Schuss zu verhindern, wurde durch (Name des Polizisten) eine Schussabgabe in die Luft getätigt.“ Slapstick pur. Resümee von Axel Lier: „Versuchte Gefangenenbefreiung, Bedrohung, Körperverletzung in mehreren Fällen, Schussabgabe. Pressemitteilungen: nein. Pressealarmruf: nein. Ein Tweet der Polizei: nein.“ Hätte sich ja auch blöd gelesen, „Fehlschuss auf Kampfhund aus Nahdistanz“. Ich empfehle die Lektüre des Romans „64“ von Hideo Yokoyama, wo selbstbewusste japanische Polizeireporter der mauernden Behörde zeigen, was Informationsfreiheit bedeutet und wozu sie gut ist - bestens recherchiert, schnörkellos geschrieben. |
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