Audi: Dramatischer Absatz-Einbruch
● Ostsee: Kampf gegen Sabotage |
● Start-ups: Bayern überholt Berlin |
● Klopp: Lob für Nagelsmann |
|
Liebe Leserin, Lieber Leser, aus Gründen der Transparenz ein Geständnis vorweg: Ich besitze keine Dauerkarte. Auch keinen Fan-Schal. Und mein letzter Stadionbesuch liegt ein halbes Jahr zurück. Weil ich aber Fußball mag, sehr sogar, nehme ich grölende Schalala-Besoffskis stoisch hin, sollte ich an Wochenenden mit ihnen im ICE oder der S-Bahn gefangen sein. Nicht hinnehmbar sind allerdings brutale Fan-Fehden, verabredete Schlägereien und sogar Jagd auf Kinder im „falschen“ Trikot. Alles schon dagewesen. Etwa jedes zwölfte Spiel der ersten und zweiten Bundesliga birgt solche Gefahren, nur massive Polizeipräsenz verhindert erwartbare Gewaltexzesse. Wer den Sport liebt, sollte darüber fassungslos sein. Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ gab sich gestern tatsächlich „fassungslos“, aber aus ganz anderem Grund. Weil das Bundesverfassungsgericht nach zehn Jahren Rechtsstreit zwischen dem Stadtstaat Bremen und der Deutschen Fußball Liga (DFL) das Naheliegende bestätigt hat, was in anderen europäischen Ländern längst üblich ist: Nicht die Gesamtheit der Steuerzahler soll polizeilichen Mehraufwand bei Hochrisiko-Spielen (und anderen kommerziellen Events) finanzieren, sondern der wirtschaftliche Nutznießer, also das Milliarden-Business namens Bundesliga. Bislang hat sie in einem Anflug von Gratis-Kultur einfach die Kosten auf andere abgewälzt. Auf die chronisch unterfinanzierte Kommunen und die Polizei, die vor einem Überstunden-Gebirge steht. Das klamme Sachsen reduzierte jüngst sogar die Verpflegungsbeutel der Einsatzkräfte „auf ein Mindestmaß”, die stundenlang Demos oder Fußballfans begleiten. |
|
| Ob im Stadion oder außerhalb: Bei Hochrisiko-Spielen kann die Bundesliga künftig an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligt werden (© Reuters) |
|
„Es ist zu befürchten”, kritisierte gestern „Unsere Kurve“, dass das Urteil „der staatlichen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland langfristig schweren Schaden“ zufüge. Der Dachverband der Fanhilfen sah gar „einen Freifahrtschein für einen immer aggressiver und martialischer auftretenden Polizeiapparat.” Geht es noch ein bisschen theatralischer? Doch nicht nur Fan-Organisationen, auch DFL und Vereine argumentieren aus Sorge um das Kulturgut Fußball: Öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten ist Kernaufgabe des Staates! Korrekt, sagt Karlsruhe, und ergänzt in wunderbarer Klarheit: „Selbst eine staatliche Kernaufgabe ist nicht notwendig gebührenfrei zu erbringen.“ Kernaufgabe der Liga wäre es, alles dafür zu tun, gewalttätige Fans wirksam zu ächten. Und parallel einen Solidarfonds zu etablieren, der finanzschwache Vereine entlastet. Danach sieht es nicht aus. Und während einige Bundesländer die Bremer Lösung immerhin prüfen, bekräftigten Berlin und Brandenburg gestern, keine Kostenbeteiligung zu planen. Offenbar schwimmt man hier im Geld… Wie sehen Sie das Urteil? Schreiben Sie mir an feedback@focus-magazin.de |
|
| NATO-Chef Mark Rutte (r.) kann auf die Unterstützung Deutschlands setzen (© imago) |
|
NATO: Deutschland unterstützt Ostsee-Mission |
|
Angesichts mehrerer Fälle mutmaßlicher Sabotage in der Ostsee will sich auch Deutschland an einem NATO-Einsatz zum Schutz der Infrastruktur beteiligen. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz gestern nach einem Treffen der Staats- und Regierungschefs der NATO-Ostseeanrainer in Helsinki an. Die Bundeswehr werde Schiffe beisteuern. Die neue NATO-Mission trägt den Namen „Baltic Sentry“. Laut Generalsekretär Mark Rutte soll sie vor allem die maritime Präsenz und die Überwachung in Schlüsselbereichen des Bündnisses verstärken. Dabei will die NATO auch auf neue Technologien setzen. Dazu gehört etwa eine Flotte von Marinedrohnen, die eine verbesserte Überwachung und Abschreckung gewährleisten soll. „Wir sind entschlossen, jegliche Versuche der Sabotage abzuschrecken, aufzudecken und zu bekämpfen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden. „Jeder Angriff auf unsere Infrastruktur wird mit einer robusten und entschlossenen Reaktion beantwortet.“ |
|
| Wohnkosten: Für Studierende und Azubis oft belastend (© dpa) |
|
„WG-Garantie“: Zweifel an Juso-Plan |
|
Der Chef des deutschen Studierendenwerks, Matthias Anbuhl, sieht die Umsetzung einer WG-Garantie kritisch. Olaf Scholz lobte die Juso-Forderung auf dem Parteitag als „pragmatischen Vorschlag“. Inzwischen ist sie Teil des SPD-Wahlprogramms. Sie soll sichern, dass Studierende und Auszubildende in jeder deutschen Stadt ein WG-Zimmer für maximal 400 Euro monatlich mieten können. Über eine Onlineplattform sollen junge Mieter ihren Mietvertrag einreichen. Wird die geforderte Höchstgrenze von 400 Euro überschritten, soll die Plattform eine Mietanpassung erwirken. Falls die Miete auch dann noch zu teuer ist, übernimmt der Staat die Differenz. Für den Aufbau der Onlineplattform will die SPD mit dem Studierendenwerk zusammenarbeiten. Dagegen protestiert Anbuhl: „Wir sind an die Studierendenwerksgesetze gebunden. Diese sehen nicht vor, dass wir Mietpreise privater Vermieter einklagen können. Das dürfen wir gesetzlich nicht und könnten es auch nicht leisten, weil wir weder Personal noch Ressourcen haben“. Unklar sei auch, wie die Erstattung ablaufen solle: „Theoretisch könnte man in einer sehr hochwertigen Wohnung in bester Lage wohnen und diese auf 400 Euro subventionieren lassen.“ Anbuhl hält das für sozial fraglich. |
|
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol, 64, stürzte sein Land Anfang Dezember in eine Krise, als er kurzzeitig das Kriegsrecht ausrief. Bisherige Versuche scheiterten, den inzwischen suspendierten Staatschef festzunehmen. Jetzt können Ermittler der Anti-Korruptions-Behörde Yoon in seinem Wohnsitz abführen, um ihn zur Staatsanwaltschaft zu bringen Die US-Börsenaufsicht SEC verklagt Tech-Milliardär Elon Musk, 53, wegen der Übernahme von Twitter 2022. Vorwurf: Musk habe elf Tage zu spät öffentlich gemacht, dass seine Beteiligung bereits fünf Prozent überschritt. In dieser Zeit habe er mehr Aktien günstiger kaufen können und mehr als 150 Millionen Dollar gespart. | |
|
| Bayerische Start-ups sammeln Milliarden an Wagniskapital ein (© Helsing) |
|
Start-ups: Bayern überholt Berlin |
|
Bayern hat Berlin als Vorreiter in der Start-up-Szene erstmals seit Erhebung der Statistik abgelöst. Das zeigt eine Analyse des Wirtschaftsprüfers EY. Bayerische Gründer sammelten demnach 2024 2,33 Milliarden Euro Kapital ein – 600 Millionen mehr als im Vorjahr. In Berlin waren es hingegen 2,17 Milliarden Euro, also 200 Millionen Euro weniger. Zu den bestfinanzierten Unternehmen zählt die Münchner KI-Firma Helsing, die von Investoren 450 Millionen Euro erhielt, gefolgt von dem Übersetzer DeepL und Halbleiter Start-up Black Semiconductor. Trotz schwieriger Jahre nach dem Zinsanstieg scheint sich die deutsche Start-up-Szene zu erholen: Insgesamt gab es rund sieben Milliarden Euro Wagniskapital – ein Plus von 17 Prozent. Doch im internationalen Vergleich bleibt Deutschland deutlich hinter den USA zurück: Während bei uns 90 Euro pro Kopf in Start-ups investiert werden, sind es in den USA 510 Euro. Immerhin: Die Zahl der Firmen mit Milliarden-Bewertungen wächst und insgesamt werden auch wieder mehr Start-ups gegründet, allein 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. |
|
| Produktion des Q4 e-tron in Zwickau. Audi gilt derzeit als eines der größten Sorgenkinder im VW-Reich (© dpa) |
|
Volkswagen: Die Kernmarken schwächeln |
|
Volkswagen verliert beim Absatz an Boden. Laut gestern veröffentlichen Vertriebszahlen verkaufte Europas größter Autobauer im vergangenen Jahr weltweit noch 9,03 Millionen Fahrzeuge, 2,3 Prozent weniger als 2023. Vor allem bei den Kernmarken VW, Audi und Porsche stehen die Wolfsburger unter Druck. So sanken die Auslieferungen bei VW um 1,4 Prozent auf 4,79 Millionen. Bei Porsche ging es um 3 Prozent auf 370.000 Fahrzeuge runter. Am schlimmsten erwischte es Audi mit einem Minus von 11,8 Prozent auf 1,67 Millionen Fahrzeuge. Dagegen verbuchten Skoda und Seat spürbare Zuwächse von 6,9 bzw. 7,5 Prozent. Bitter: Die E-Offensive zündet nicht – trotz Milliarden-Investitionen schrumpfte der Absatz, zuletzt um rund acht Prozent auf 744.800 Fahrzeuge. Erst kurz vor Weihnachten waren VW und IG Metall zu einen Tarifabschluss gekommen. Bis 2030 sollen mehr als 35.000 Stellen wegfallen, die Kapazität an den deutschen Standorten um 734.000 Fahrzeuge sinken. Werksschließungen finden nicht statt – bislang. |
|
28 Millionen Euro investiert die CDU in den Bundestagswahlkampf. Das erklärte die Partei gestern auf FOCUS-Anfrage. Es ist ein deutlich größeres Budget als das der Grünen (19 Mio.) und der SPD (15 Milo.) Im Wahlkampf 2021 hatte die CDU noch 20 Millionen Euro ausgegeben. |
|
| Übergewicht ist ein großes Gesundheitsrisiko (© Colourbox) |
|
BMI: Reicht als Wert oft nicht aus |
|
Abnehmspritzen und Magen-OPs liegen im Trend – doch woran erkennt man eigentlich krankhaftes Übergewicht (Adipositas)? Jedenfalls nicht nur am Körper-Masse-Index (BMI), der lange als aussagekräftig galt. Der BMI allein ist nach Erkenntnis einer internationalen Medizinkommission kein zuverlässiges Kriterium, als Adipositas-Patient zu gelten. Er ergibt sich aus Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in m) zum Quadrat. Wer da auf 40 oder mehr kommt, ist krankhaft übergewichtig. Doch bei Werten zwischen 30 und 40 berücksichtige er zu wenig, dass es fitte, eher muskulöse „Dicke“ und anderseits „Dünne“ mit verstecktem Fett gebe, mahnen 56 Experten im Medizinjournal „The Lancet“. Zu berücksichtigen seien auch der Taillenumfang im Verhältnis zu Hüfte und Größe, eine „Dexa“-Röntgenuntersuchung sowie Beschwerden wie Kurzatmigkeit und Schwellungen. Wichtig sei, mit ärztlicher Hilfe eventuelle Gesundheitsprobleme zu erheben, bevor man zu Abnehmprodukten etc. greift. Das kann auch helfen, Therapien von der Kasse finanzieren zu lassen. |
|
Gewinnerin: Für Karin Rådström, 45, beginnt 2025 mit guten Nachrichten. Nachdem die Chefin von Daimler Truck 2024 deutliche Umsatzeinbußen zu beklagen hatte, kann sie sich nun über einen Firmenrekord freuen: Amazon hat 200 Elektro-Lkw für Deutschland und Großbritannien bestellt – der bislang größte Auftrag für E-Lkw in der Geschichte von Daimler Truck. | |
Verlierer: Das Amtsgericht Neuss hat gegen den AfD-Politiker Gunnar Beck, 59, einen Strafbefehl über 12.000 Euro wegen Ladendiebstahls und Körperverletzung erlassen. Der damalige Europaabgeordnete habe 2022 in einem Neusser Kaufhaus Tester von Make-up-Produkten mittels Pipette in selbst mitgebrachte Behälter umgefüllt, so der Vorwurf. Als Ladendetektive ihn ansprachen, habe er einen von ihnen verletzt und Widerstand gegen einen hinzugerufenen Polizisten geleistet. Beck bestreitet die Vorwürfe und hat Widerspruch eingelegt. | |
|
BIP Um 10 Uhr veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024. Ökonomen rechnen mit einem leichten Rückgang (-0,1 Prozent) – das hieße Rezession, das zweite Jahr in Folge. Grund u.a.: schlechte Auftragslage für Unternehmen. | |
|
… geht’s nochmal um Fußball. Jürgen Klopp, 57, gab nach Woche eins als Head of Global Soccer bei RedBull die wohl „längste Pressekonferenz der österreichischen Geschichte“ (Klopp). | | Jürgen Klopp gestern in Salzburg, sichtlich erschlankt (Methode: „harte Arbeit und Opferbereitschaft“) (© dpa) | Vor allem Julian Nagelsmann dürfte sich gefreut haben. „Ich glaube, wir haben den bestmöglichen Bundestrainer, ich liebe Julians Arbeit”, so Klopp vor der internationalen Presse. „Er hatte die größte Wirkung als Trainer seit ich-weiß-nicht-wann. Drei Wochen vor seinem Start hieß es noch, der deutsche Fußball existiere nicht mehr. Zwei oder drei Spiele später hat er uns zum Favoriten fürs nächste Turnier gemacht. Ich wünsche ihm allen erdenklichen Erfolg!” Andere glänzen lassen – auch das kann Fußball sein. Herzliche Grüße | | Tanit Koch |
|
Kontakt Wir freuen uns über Ihr Feedback an: redaktion@focus.de Abbestellung Sie möchten diesen Newsletter abbestellen? Klicken Sie bitte hier. Datenschutz Informationen zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie hier. |
Verantwortlich für den Inhalt dieses Newsletters ist die BurdaVerlag Publishing GmbH. Impressum BurdaForward GmbH | St.-Martin-Straße 66 | 81541 München Tel.: +49 89 9250 4500 Geschäftsführung: Dr. Lydia Rullkötter, Daniel Steil, Thomas Koelzer Amtsgericht München, HRB 213375 Ust.-ID-Nr.: DE296466883 |
|
|
| © 2024 FOCUS Magazin Verlag |
[/composing]
https://7f04.elaine-asp.de/go/tbz6ezvv5ohat5znd64gecyo7k6xkli3156o0wkk81zp/1001326 [/part]