Liebe Frau Do, damit die „Stimme des Westens“ nicht zu schwer wird, steigen wir heute mit Karneval ein. Alles Wissenswerte rund um die Sicherheit, das Wetter und die Corona- bzw. Grippe-Angst bei den tollen Tagen haben wir hier zusammengetragen, damit Sie ausgelassen feiern können. Natürlich können Sie von uns erwarten, dass wir über die fünfte Jahreszeit ausführlich berichten. Heute findet der traditionelle Prinzenempfang bei der Rheinischen Post statt, an dem ich erstmals teilnehme. Und am Rosenmontag fahre ich auf unserem Wagen mit. Das alles wird großartig, sagen jedenfalls meine rheinischen Kollegen in der Redaktion. Ich will mich darauf voll und ganz einlassen, versprochen. Als wir neulich berichtet haben, dass ein Neonazi-Anwalt an prominenter Stelle im Düsseldorfer Karneval tätig ist, haben einige Leser gefragt, was daran schlimm sei und ob Neonazis keinen Anspruch auf Strafverteidiger haben. Doch, natürlich haben sie das. Wenn sich aber ein Anwalt gemein macht mit Umtrieben seiner Mandanten, ist das eine andere Sache. Der Mann hat das Narrencollegium, nach einem Ultimatum, inzwischen verlassen. Das Brauchtum zeigt nicht nur dort klare Kante. Der Dachverband der Schützenbruderschaften, der 600.000 Schützen vertritt, warnt seine Mitglieder vor Geldspenden, die mutmaßlich von der AfD kommen. Das Thema ist durchaus relevant, nicht etwa, weil wir alle AfD-Anhänger in die rechte Ecke stellen wollten, sondern weil diese Partei, in der auch Rechtsextremisten eine Heimat suchen und finden, gesellschaftliche Institutionen gezielt unterwandert. Es gilt also, sehr genau hinzuschauen, und das hat unser Redakteur Philipp Jacobs getan. Nein, wir sind nicht auf dem linken Auge blind. Trotzdem geht es hier noch einmal um rechts. Unser Berliner Korrespondent Gregor Mayntz hat sich nach der Razzia vom Freitag mit der dabei ausgehobenen Gruppierung beschäftigt. Anschläge auf Moscheen und andere Ziele waren geplant, das Ergebnis sollten bürgerkriegsähnliche Zustände sein. Es ist als Erfolg zu werten, dass die Ermittler diese Pläne durchkreuzten und jetzt zwölf Männer in Untersuchungshaft sitzen. Die Terror-Gruppierung NSU konnte jahrelang unbehelligt Anschläge begehen, die zunächst als Morde ohne politischen Hintergrund gesehen wurden. Unser Berliner Korrespondent Gregor Mayntz arbeitet in seiner Analyse heraus, dass die Gefahr trotz des aktuellen Ermittlungserfolgs nicht gebannt ist, da die Behörden erst dabei sind, die Sehfähigkeit auf dem rechten Auge zu verbessern. Manche Dinge sind unwiderruflich, da hilft auch keine Reue. „Es tut mir unfassbar leid. Ich möchte es rückgängig machen, aber leider kann ich das nicht mehr“, sagte ein 22-Jähriger gestern vor dem Landgericht Kleve. Bei einem illegalen Autorennen in Moers hatte sein rund 600 PS starker Wagen das Fahrzeug einer unbeteiligten Frau gerammt, die dabei tödlich verletzt wurde. Wegen Mordes bekam er nun eine lebenslange Freiheitsstrafe: weil er die Möglichkeit des Todes anderer Verkehrsteilnehmer erkannt und billigend in Kauf genommen habe; die Details finden Sie hier. Ich habe es hier schon einmal geschrieben: Ich mag schöne Autos und fahre gelegentlich auch schnell. Aber dem Raser-Irrsinn muss Einhalt geboten werden. Und, aber das nur nebenbei, einige der Dinge, die in unserer Gesellschaft richtig schieflaufen, haben mit jungen Männern zu tun. Es ist der größte gemeinsame Nenner zwischen mörderischen Rasern, Extremisten von links und rechts, Komasäufern und Islamisten. Mein erster Bond war „Der Spion, der mich liebte“ mit Roger Moore und – was mir damals noch viel wichtiger war, siehe oben – einem Lotus Esprit, der tauchen konnte. Jedes Mal den neuen Bond sehr bald zu sehen, gehört seitdem zu meinen festen Ritualen, und ich freue mich schon auf April. Mit der Bond-Serie ist auch Musik untrennbar verknüpft. Gerade wurde der nächste Bond-Song veröffentlicht, Billie Eilish liefert „Schwermut mit Goldrand“, wie unser Kulturteam es gewertet hat. (Ich finde das Lied übrigens einfach wunderschön.) Alle Songs seit 1962, von „Dr. No“ bis eben „No Time to Die“, finden Sie hier: mit Kurzkritiken und den Videos zu jedem Song. Falls Sie sich heute auf dem Weg zur Arbeit oder im Büro insgeheim eine Lizenz zum Töten wünschen sollten: Durchatmen, locker bleiben. Dann doch lieber einen Martini nach Feierabend, gerührt, geschüttelt oder was auch immer. Mit einem Quantum Trost und herzlichen Grüßen Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |