| | Der Ticker kommt heute von @Pausanias. Take a Stance! |
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Es ist ebenso erstaunlich wie verstörend, wie ein einzelner Mann wie Donald Trump einen Staat, der einst prosperierendes Vorbild der demokratischen Vernunft für alle Länder dieser Welt war, innerhalb von weniger als vier Jahren in die internationale Isolation (Kappen der Beziehungen zur WHO mal als Beispiel), ins innenpolitische Chaos (über 100.000 Corona-Tote + 40 Mio Arbeitslose und brennende Straßen in jeder größeren Stadt) und vollkommene Führungslosigkeit (verstecken im Bunker des Weißen Hauses) stürzen kann. Es ist mindestens genauso verstörend, wie viele von denen, die diesen Mann in diese Position gebracht haben, lieber trotzig und gegen alle Fakten ihre Fehlwahl zu rechtfertigen suchen und dafür bereit sind, sich in unhaltbaren Verschwörungsmythen zu verlieren, statt sich selbst einzugestehen: "I was wrong." Niemand möchte gern für die mehr als 100.000 Corona-Tote verantwortlich sein, aber es scheint nur den wenigsten klar zu sein, dass sie sich nicht mit ihrer Wahlentscheidung 2016 schuldig gemacht haben, sondern das erst jetzt, 2020, mit dem trotzigen Festhalten an "Ja, irgendwas! Aber nicht ich!" tun, dass sie erst dadurch schuldig werden, dass sie diesen Mann nicht aus diesem Amt entfernen. Das betrifft nicht nur die Wähler*innen von Donald Trump, sondern massiv die Parteimitglieder der GOP. Die USA haben die Welt vom Faschismus befreit (oder diesen zumindest derart entmachtet, dass er über 70 Jahre keinen größeren Schaden mehr anrichten konnte), und heute steht, demokratisch legitimiert, ein Mann an ihrer Spitze, der, gar nicht neu, "Antifa" als Terrorismus tituliert. Das ist in zweierlei Hinsicht atemberaubend schlimm: Erstens trumpelt er damit die historische Leistung der Männer und Frauen, die die Welt 1945 vom Faschismus befreit haben, ganz tief in den Dreck und zerstört breitbandig eine der wichtigsten Legitimationen allen US-amerikanischen Handelns seit Bestehen der USA und gibt damit die für die USA identitätsstiftende Haltung "Wir sind die Guten!" seiner persönlichen Beschränktheit preis. Zweitens bereitet er damit ein Universalwerkzeug vor, mit dem er alles als Terrorismus verunglimpfen kann, was ihm nicht passt - ein furchtbares Universalwerkzeug, das im schlimmsten Fall dafür sorgen kann, dass er sogar im Fall einer Wahlniederlage im November seinen Posten nicht räumen wird, Notstandsgesetze my ass! Aber wir befinden uns ja in einem netzpolitischen Newsletter hier, was hat das alles mit Netzpolitik zu tun? Well... wenn man sich anguckt, wie abhängig das Netz, oder vielmehr das, was davon übrig ist, von den USA ist, dann wird eine ins Totalitäre abdrehende US-Administration grauenhafte Folgen haben. Das, was heute noch vom Internet übrig ist, also die GAFA-Plattformen + Microsoft und ihre darunterliegeneden Services wie zum Beispiel G Suite, AWS und Azure, bilden nicht nur weite Teile des Internetcontents ab, sondern auch weite Teile der weltweit angebotenen Funktionalitäten überhaupt. Ein nicht mehr rational handelndes Staatsoberhaupt der unter seiner Fuchtel stehenden Anbieter*innen wird das Gift seiner Spaltpilzigkeit vor allem dadurch zur Geltung bringen, dass die eine Seite skrupellos versuchen wird, zu den Kriegsgewinnlern zu gehören (Zuckerberg und Facebook haben sich gerade in diese Richtung gedreht), während die andere ihrer Aufrichtigkeit verpflichtet den schwierigen Kampf mit lauteren Mitteln gegen unlautere Mittel aufnehmen muss. Und dabei steht inzwischen viel mehr auf dem Spiel als "nur das Netz". Wenn "Netzpolitik" mal "fuckin' Gesellschaftspolitik" war, dann ist das 2.0 davon heute ein "es geht um alles". "Take a stance", habe ich da oben drüber geschrieben, bezieht Stellung! Bezieht sie jetzt, so lange die Reaktionen darauf noch nur unangenehm, aber noch nicht wirklich gefährlich sind. Bezieht sie deutlich, denn die Erosion dessen, was uns 70 Jahre Frieden in Europa beschert hat, hat bereits Fahrt aufgenommen und müsste nicht, sondern muss aufgehalten werden. |
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Taking a stance I: Bitte seht Euch das Video von @rezomusik an, in dem er sehr anschaulich beschreibt, dass wir uns in einer Medienkrise befinden, die sich letztlich als eine Vertrauenskrise entpuppt. youtube.com Taking a stance II: Bitte lest das Interview mit @senficon. Darin könnt Ihr nicht nur ganz viele Fakten und inhaltlich wichtige und richtige Dinge lesen, sondern Ihr könnt dort sehen, wie Haltung und Doing the right Thing aussehen. editionf.com |
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Corona App Open Source: Der Source-Code der Corona App ist jetzt auf GitHub frei zugänglich. Das finde ich bemerkenswert, weil es sich dabei um eine staatlicher unterstützte Software-Entwicklung handelt, die der alten Forderung nachkommt, die Sourcecodes zur freien und breiten Überprüfung öffentlich zu machen. Soweit ich weiß, ein ziemliches Novum für ein derart großes und gesellschaftlich relevantes Projekt. Source-Code für iOS: github.com Source-Code für Android: github.com Code-Review: Und was soll ich sagen? Die ersten Code-Reviews liegen bereits vor. Ich denke, dass es sich hier wahrscheinlich erst um den Auftakt zu einer breiteren Diskussion handelt, aber unabhängig davon, wie der Code nun im einzelnen bewertet wird: Die Entscheidung, so eine Diskussion nicht nur zu ermöglichen, sondern sie rundheraus zu fordern, ist ein entscheidender Schritt für zukunftsträchtige IT-Entwicklungen. winkenschuerfel.de Party inne Polletik: Und natürlich feiert sich die Politik ein bisschen dafür. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses Digitale Agenda, Manuel Höferlin (FDP), nennt die Veröffentlichung eine "wunderbare Nachricht" - und ich finde, er hat damit recht. heise.de Corona-App Schweiz: In der Schweiz gibt es die Corona-App bereits, auch hier wurde der Source-Code vollständig offengelegt. Wichtig dabei sind vor allem aber Faktoren, die außerhalb der Technik liegen: Freiwilligkeit und Kenntnis der Nutzer*innen darüber, was die App kann, darf und vor allem nicht darf. zeit.de |
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Homeschooling: Das deutsche Schulsystem ist bemerkenswert schlecht aufgestellt für die Herausforderungen des digitalen Lernens - und damit meine ich nicht einmal digitale Inhalte, sondern schlicht das Handling digitaler Infrastrukturen und die soziale Interaktion darin. Und wenn die staatlichen Institutionen kläglich versagen, müssen einmal mehr Ehrenamtliche einspringen und retten, was zu retten ist. zeit.de und golem.de Gender Bias I: Es hat sich ja inzwischen ein kleines bisschen was getan in Sachen Gender Bias in der IT. Aber wenn das in dem Tempo weitergeht, dauert es noch 200 Jahre (!), bis wir die volle Diversity erreichen. Diese Zeit haben wir nicht. uktechnews.co.uk Gender Bias II: Wie macht sich dieser ominöse Gender Bias denn nun bemerkbar? Ist das schlimm? Was können wir nur tun? - Data Feminism FTW! theguardian.com |
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Termine Vorerst werden hier nur wenige Terminhinweise aufgeführt, und nur dann, wenn diese ausschließlich online stattfinden. Bitte bleibt wenn möglich Zuhause und meidet größere Menschenansammlungen bis auf weiteres. #stopthespread 19.06. - Digitaltag 2020 - im Netz 03.06. - Couch Lessons: AI + human-robot interaction, Webinar (eng.), 50% weibliche, 50% männliche Speaklings 10.06. - Couch Lessons: AI + Climate Change, Webinar (eng.), 50% weibliche, 50% männliche Speaklings Hinweis: Wir haben die Quoten von Vortragenden der Veranstaltungen manuell gezählt. Basis dafür sind die von den Veranstaltenden veröffentlichten Programme oder Speakenden-Listen. Wir zählen pro Veranstaltung jeden Kopf genau einmal, also auch dann nur einmal, wenn dieselbe Person mehrfach spricht. Details dazu findet Ihr in diesem Spreadsheet. |
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