eigentlich hatten die Grünen gedacht, das Thema Kernkraft in Deutschland sei mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke in diesem Frühjahr endgültig vom Tisch. Doch immer mehr Bürgern dämmert inzwischen, dass der Atomausstieg ein Fehler war. Hohe Strompreise und mehr CO2-Ausstoß durch Kohlestrom sind die Folgen. Auch in der Politik hat deshalb ein Umdenken begonnen. CDU und CSU, die durch Merkels 180-Grad-Wende nach dem Reaktorunglück in Fukushima ihre alte Liebe zur Kernkraft abrupt verloren hatten, entdecken diese zaghaft wieder. Davon zeugen aktuelle Reaktionen auf Cicero-Recherchen zu den undurchsichtigen Hintergründen der Entscheidung gegen eine AKW-Laufzeitverlängerung – und unsere Klage gegen das Bundeswirtschaftsministerium auf Akteneinsicht. Belügt Robert Habeck Deutschland, wie ein Unionspolitiker twitterte? Mehr dazu lesen Sie hier. Der Ausstieg aus der Kernkraft und das nächste Thema haben einiges gemeinsam: Unter anderem, dass es im klimabewegten Milieu nicht immer ganz sauber zugeht. Doch wer zu den Guten gehört, darf nicht nur Akteneinsicht verwehren, sondern sogar öffentlich lügen, während er oder sie andere der Lüge bezichtigt. So wie Luisa Neubauer jüngst bei Maischberger. Schließlich geht es darum, den Weltuntergang zu verhindern – auch gegen CSU-Politiker Markus Blume. Mein Kommentar zur Fake News von Neubauer, Deutschland sei Netto-Stromexporteur. Kein Wunder, dass man sich über die Deutschen und ihre politischen Eigenarten auch im Ausland wundert. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kam jüngst sogar in einem Fernsehinterview über Migration und Energiewende auf die Deutschen zu sprechen. Zwar ohne dass er Deutschland konkret erwähnt hätte, aber dass er Deutschland meinte, das war klar. Und klar wurde auch, dass Macron die Politik der Bundesregierung gleich mehrfach deutlich ablehnt. Alexandre Kintzinger mit den Details. Apropos Migration: Bei dem Thema stößt Deutschland nicht nur in Frankreich auf Unverständnis, sondern auch in anderen EU-Ländern. Anders formuliert: Innenministerin Nancy Faeser und mit ihr die Ampelregierung sind nicht nur mit der dramatischen Einwanderungswirklichkeit in den Kommunen und dem Druck der Opposition konfrontiert, sondern zunehmend auch mit der Abneigung der EU-Partnerländer. Ferdinand Knauß kommentiert. Aber auch in Sachen China geht es derzeit hoch her. Und das, na klar, auch unter tatkräftiger Mitwirkung der Bundesregierung. Erst provoziert die deutsche Außenministerin einen Eklat in Peking, dann gerät eine Gruppe deutscher Sinologen in Berlin in Kritik. Doch warum fällt es uns eigentlich so schwer, sachlich über China zu reden? Das fragt unser Autor und China-Experte Ole Döring. Angesichts all des politischen Tohuwabohus da draußen und weil die Tage langsam kürzer und kälter werden, lohnt zweifellos ein Besuch in der Buchhandlung Ihres Vertrauens. Salon-Ressortleitern Ulrike Moser leistet dafür mit ihrer Kolumne „Moser liest“ hervorragende Grundlagenarbeit und rezensiert aktuelle Gegenwartsliteratur: Susan Kreller schreibt über die Altmark, Heinz Strunk über Jammerlappen und Michel Houellebecq über Pornos. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leiter Digitales |