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EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND
PRESSEMITTEILUNG Nr. 49/2017
31. Januar 2017
Evangelische Kirchen in Deutschland und
Namibia starten Versöhnungsprozess
Oberkirchenrätin Rudolph: Gemeinsames Treffen war ein großer Durchbruch
Okahandja/Namibia. Vertreterinnen und Vertreter evangelischer Kirchen aus Deutschland und Namibia haben sich in der vergangenen Woche im namibischen Okahandja getroffen, um des Völkermords durch deutsche Kolonialtruppen an den Herero und Nama während der Jahre 1904 bis 1908 zu gedenken. Es war das erste gemeinsame Gespräch nach Abschluss eines kirchlichen Forschungsprojektes zur deutschen Verantwortung an dem Genozid, dessen Ergebnisse die Evangelische Kirche in Deutschland im Jahr 2015 vorgestellt hatte.
Die Kirchen wollen gemeinsam zu einem breit angelegten Heilungsprozess beitragen, denn „viele namibische Nachkommen tragen bis heute an dieser traumatischen Erfahrung“, heißt es in einer Abschlusserklärung des Treffens. Die gegenwärtige Generation habe „eine besondere Chance und Verantwortung, das Trauma und die Schuld, die durch das, was während der Jahre 1904-1908 geschah, zu bearbeiten und zu überwinden“. Die namibischen und deutschen Verantwortlichen in den Kirchen fordern alle Akteure auf, „bei der Behandlung dieser Frage Sensibilität anzuwenden“. Seit 2002 stehe die Frage des Völkermordes als drängendes Thema auf der Agenda der Kirche. „Nun kamen wir in einer Atmosphäre des Vertrauens aus verschiedenen Kirchen in Namibia und Deutschland zusammen, um intensiv auf vielfältige Erfahrungen und Ansichten unter uns zu hören“, so die Erklärung weiter.
Das Treffen in Okahandja bezeichnet Oberkirchenrätin Barbara Rudolph als „großen Durchbruch“ in der Beziehung evangelischer Kirchen beider Länder. „Wir haben den Weg einer tragfähigen Versöhnung betreten, der auch auf politischer Ebene die Annäherung fördern kann“, sagte die Leiterin der Abteilung 1 „Theologie und Ökumene“ im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das betreffe nicht nur das Verhältnis zu Deutschland, sondern könne auch die unterschiedlichen Interessen in Namibia selbst mit sich zum Teil bis heute ausschließenden Positionen zusammenführen.
Neben Rudolph nahmen auf deutscher Seite an der „Ökumenischen Konsultation zum Völkermord“ teil: Oberkirchenrat Klaus J. Burckhardt von der EKD, Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen und Julia Besten von der Vereinten Evangelischen Mission.
Deutsche Truppen hatten einen 1904 begonnenen Aufstand der Herero und Nama gegen die Kolonialmacht blutig niedergeschlagen. In der Zeit bis 1908 töteten sie dabei rund 90.000 Menschen. In den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts haben die rheinischen Missionare eine sehr ambivalente Rolle übernommen. Zum einen haben sie eine große Loyalität zur Kolonialmacht gezeigt, sich aber auch für die Belange der Herero und Nama eingesetzt.
Absender:
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