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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 26.01.2022 | Überwiegend wolkig bei max. 4°C. | ||
+ Kommunikationschaos an den Schulen + Feuerwehr und Medizin an Kapazitätsgrenze + Corona-Inzidenz: Mitte bleibt deutschlandweit spitze + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, falls Sie ein schulpflichtiges Kind haben (oder ein Herz für Eltern) und nach der Lektüre des gestrigen Checkpoints noch fassungslos oder ganz verwirrt sind wegen der babylonischen Kommunikationstechniken von Amtsärzten, Hygienebeiräten, Gesundheitsstadträten und Senatorinnen, haben wir heute zum Start eine tröstliche Nachricht: Sie sind nicht allein! Schauen wir uns dazu mal die Nachricht einer Klassenlehrerin in Friedenau an: Sie teilte mit, dass „der Präsensunterricht“ab sofort nicht mehr verpflichtend ist. Die Frau unterrichtet im Hauptfach übrigens Deutsch. Tja, und was ist mit dem Perfektunterricht? Und wann ist der Imperfektunterricht dran? Findet Plusquamperfektunterricht künftig nur noch in der Baumschule statt? In Charlottenburg wiederum wurden die schulpolitischen Kryptogramme des Senats ganz anders dechiffriert – hier informierte eine Elternvertreterin über die ausgesetzte „Präzenspflicht“. Hoffentlich kein Präzensfall. Oder doch ein Präzidenzfail? Vielleicht aber hatte die Schulsenatorin kurz vor der Zeugnisausgabe ja auch nur darauf hinweisen wollen, dass es keine Präsentpflicht gibt. | |||||
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Na, am besten wir hören mal rein, was Astrid-Sabine Busse gestern nach der Senatssitzung zu sagen hatte. Hinweis für Bluthochdruckpatienten: Bitte achten Sie darauf, dass Sie Ihren Betablocker eingenommen haben. Und los: + Erster Satz, nachdem Franziska Giffey und Gesundheitssenatorin Ulrike Gote bei der Senatspressekonferenz ihre Statements abgegeben hatten: „Eigentlich ist ja schon alles gesagt worden.“ + Über Amtsarzt Patrick Larscheid, der das Aussetzen der Präsenzpflicht eine „entsetzliche Dummheit“ genannt hatte: „Das bringen die Zeiten mit sich. Das halte ich für normal. Ich bin ja nicht die Lehrerin, die ihn bestraft und ihm das Bienchen wegnimmt.“ + Über die plötzliche Kehrtwende, jetzt doch die Präsenzpflicht auszusetzen: „Alles hängt hier mit allem zusammen. Der Zeitpunkt ist günstig. Am Freitag sind Ferien, da passieren jetzt nicht mehr so ganz wichtige Dinge. Das ist die beste Zeit im Jahr, die wir nehmen können.“ + Zur Frage, ob sie früher und besser über die Änderungen hätte informieren müssen: „Die Schulen haben sich immer nach ihren Möglichkeiten bemüht, jeden Tag ins Portal alle Angaben einzugeben. Und ich denke, das ist auch so geschehen.“ + Warum Sitznachbarkinder von positiv getesteten Schülern nicht mehr in Quarantäne müssen (ungekürzte Originalfassung): „Weil ja auch auf alle… (hier stöhnt die Senatorin kurz auf) … seit ewigen… auf die Sicherheitshinweisungen… Abstand, Lüften, Lüftgeräte und alles, Maske ist Pflicht… (hier nickt die Senatorin wiederholt zur Bestätigung ihrer Worte) … und das gibt eben die Sicherheit.“ + Ob Distanzunterricht sichergestellt ist: „Das geht einmal digital, aber bei den Jüngsten gibt es auch analoge Angebote in Lernumschlägen. Telefonischer Kontakt ist genauso wichtig, ein-, zweimal die Woche. Da gehört auch einfach mal ein Briefchen der Freundin dazu.“ + Warum kam die Präsenzpflichtaussetzung so überstürzt? „Wir leben unter Druck seit zwei Jahren. Aber wir haben auch kommuniziert an die Lehrkräfte, aufgrund ihrer Möglichkeiten in der Situation die Kinder angemessen zu versorgen. Wir hatten gehofft, so lange wie möglich die absolute Präsenz aufrechtzuhalten. Nun hat Omikron auch hier überholt.“ + Wie es nach den Ferien weitergeht: „Die Kollegen werden in der unterrichtsfreien Zeit die Aufgaben für nach den Ferien vorbereiten. Das tun gute Lehrerinnen und Lehrer so.“ + Ob Sie die Schulen ausreichend informiert hat? „Ja, zuletzt gestern.“ + Was die Senatorin sonst noch zu sagen hatte: „Wir haben uns entschlossen, den Kindern für zu Hause einen Test mitzugeben. Dann können sie sich, bevor die Schule wieder anfängt, schon mal testen lassen.“ Genau eine Stunde dauerte die Pressekonferenz (falls Sie die Nerven dafür haben: Eine Aufzeichnung finden Sie hier). | |||||
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Wir haben aber noch eine Zugabe, und dazu schauen wir kurz auf die Website der Bildungsverwaltung. Am Abend des Tages, an dem die Regierende Bürgermeisterin, die Gesundheitssenatorin und die Bildungssenatorin erklärten, dass Kontaktpersonen von positiv getesteten Schulkindern nicht mehr in Quarantäne müssen, stand dort unter „Informationen“ zu lesen: „Für Schülerinnen und Schüler sowie Kinder in den Angeboten der Kindertagesbetreuung kann die Quarantäne als Kontaktperson bereits nach fünf Tagen durch einen Antigenschnelltest oder PCR-Test beendet werden.“ Es kommentiert Peter Hein von der „Fehlfarben“: „Und wenn die Wirklichkeit dich überholt, hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol“ – obwohl der ja, in Rotwein-Maßen genossen, immerhin gegen eine Corona-Infektion helfen soll (CP vom 24.01.). Anmerkung der Checkpoint-Redaktion: Jeder hat mal einen schlechten Tag – die Schulsenatorin hatte ihren gestern (auch wenn sie, zumal noch neu im Amt und der Politik, das Info-Durcheinander nicht allein zu verantworten hat). Es wäre dennoch interessant zu erfahren, was wohl die Schulleiterin Astrid-Sabine Busse zu alledem gesagt hätte. | |||||
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Was Franziska Giffey zu alledem sagt, können Sie heute Abend live bei uns erfahren – und auch Sie selbst haben die Gelegenheit, der Regierenden Bürgermeisterin Ihre Fragen zu stellen. Eingeladen zu unserem virtuellen Neujahrsempfang sind alle Abonnentinnen und Abonnenten. Um 18:30 Uhr geht’s los, alle weiteren Infos und den Link zur Teilnahme finden Sie später hier. | |||||
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So, und jetzt möchten wir Sie bitten,sich kurz an der Erstellung unseres Stimmungsbilds zu beteiligen. Laut Senat haben gestern trotz der Aufhebung der Präsenzpflicht etwa 97% aller Schülerinnen und Schüler live am Unterricht teilgenommen – wir sind gespannt, wie das bei Ihnen ist. Übrigens: Exklusiv für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Schulpräsenz-Umfrage haben wir ein besonderes Angebot: Sie können unser T-Plus-Abo für den freien Zugang zu allen Tagesspiegel-Digitalartikeln zwei Monate lang für insgesamt nur 5 Euro unverbindlich testen – und bekommen nach der Anmeldung dazu gratis einen unserer kultigen „Checkpoint“-Jutebeutel geschenkt (auch als perfektes Präsent im Präsens zum Weiterverschenken an Checkpoint-Fans bestens geeignet). | |||||
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Chaotische Krisenkommunikation können aber auch andere – Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum Beispiel, und auch das RKI. Die auf drei Monate verkürzte Dauer des Genesenen-Status, von der er später erfahren haben will als der Bundestag, gilt ausgerechnet… nicht im Bundestag – dort gilt noch die alte „Allgemeinverfügung“. Und auch in Teilen Berlins sind noch immer sechs Monate das Maß der Genesenen-Dinge, und zwar überall dort, wo es nicht nach dem Infektionsschutzgesetz des Bundes, sondern nach der Vierten Berliner SARS-CoV-2-Verordnung geht – also bei Kultur, Einzelhandel und Gastronomie. Am Arbeitsplatz und im Personenverkehr ist der G-Status nach drei Monaten futsch. Wer soll da noch durchblicken? Reporter-Kollege Tim Röhn von der „Welt“wollte dazu von RKI-Chef Lothar Wiehler wissen, wann dieser mit Lauterbach über den Genesenenstatus gesprochen hat, hier die Antwort des RKI: „Zu einem etwaigen behördeninternen Austausch im Rahmen etwaiger Entscheidungsfindungen, der Gegenstand Ihrer Frage ist, wird nicht öffentlich Stellung genommen.“ Hm, nächste Frage: Wird denn die Beantwortung von Presseanfragen mit dem Gesundheitsministerium abgestimmt? Die Antwort: „Zu einem etwaigen behördeninternen Austausch…“ (usw). | |||||
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