wenn ich ab und zu auf Facebook unterwegs bin, werden immer wieder Posts eingeblendet, die mich angeblich „interessieren“ könnten. Die Künstliche Intelligenz (KI) leitet diese „Vorschläge“ aus dem allgemeinen Suchverhalten ab, weshalb in meinem Fall des Öfteren Ausschnitte aus Blues- oder Rockkonzerten auftauchen. Das lasse ich mir gern gefallen, es war schon manche Entdeckung dabei. Weniger treffsicher erweist sich die KI bei den Übersetzungen der Events ins Deutsche: Heute Morgen zum Beispiel wurde ich auf eine Live-Aufzeichnung des Stückes „Ich bin ein Mann“ von „Schlammiges Wasser und die Rollsteine“ aufmerksam gemacht. Lustigerweise wird man direkt darunter aufgefordert: „Bewerte diese Übersetzung.“ Keine Ahnung, wie Muddy Waters und die Rolling Stones das sehen würden, aber ich für meinen Teil halte die Leistungen des automatischen Translators für ausbaufähig. Andererseits hat es durchaus seinen Reiz, John Lee Hooker als „John Lee Nutte“ angeboten zu bekommen und gleich darunter „B.B. König“ mit seinem alten Hit „Nachtleben“. Oder was halten Sie von der kalifornischen Band „Die Hauptquetsche“ (Im Original „The Main Squeeze“) beziehungsweise den Blues-Legenden „Albert König“ und „Kumpel-Typ“? Bei Letzterem handelt es sich übrigens um Buddy Guy. Nur ZZ Top bleibt ZZ Top und mutiert nicht zu „ZZ Oben“. Warum auch immer. „Ich springe über jedes Stöckchen“ Leider existiert noch keine Software, die Politiker-Sprüche in richtiges Deutsch übersetzt, beziehungsweise deren eigentlichen Sinn dechiffriert. Also muss ich das einfach mal selbst übernehmen. Wenn der baden-württembergische CDU-Chef Thomas Strobl fröhlich verkündet, beim Thema Klimaschutz hätten die Grünen in seiner eigenen Partei „offene Türen eingerannt“, dann will er damit sagen: „Um Innenminister zu bleiben, springe ich über jedes Stöckchen.“ Sie ahnen richtig, wir befinden uns bei den Koalitionsverhandlungen im Ländle, wo es sich die Union am Katzentisch seit zehn Jahren offenbar recht gemütlich eingerichtet hat. Mein Kollege Hugo Müller-Vogg analysiert den Schlamassel. Ich wünsche noch einen schönen Thunder-Day, genießen Sie den wohlverdienten Party-Evening. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |