| | | der „Spiegel“ wollte jüngst wissen, wer eigentlich entscheiden darf, was gutes Deutsch sei. Hintergrund der Frage war die an manchen Orten inzwischen recht hitzig geführte Debatte über das sogenannte Gendern. Unter dem Motto „Ist das noch Deutsch?“ befasste sich das Hamburger Nachrichtenmagazin in seiner Titelgeschichte mit dem „Kulturkampf um die Sternchen“. Henning Lobin, Linguist und Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, antwortete auf die Frage der „Spiegel“ -Kollegen mit: „Wir alle.“ Er verweist allerdings darauf, dass unsere Vorstellung, was gutes Deutsch sei, „maßgeblich durch Goethe, Schiller und Wiegand geprägt“ ist. In seinem neuen Buch spricht Lobin gar von einem „Sprachkampf“. Auf der einen Seite sei da die „linke Identitätspolitik, von der in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viele emanzipatorische Bewegungen ausgegangen sind“, die vehement eine gendergerechte Sprache fordert. Auf der anderen Seite stehen „diejenigen, die einem sprachlichen Ideal folgen, das bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht“. Diese Position sei heute teilweise auch im Parteiprogramm der AfD zu finden. |
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| | Ist man also gleich ein „Rechter“, wenn man die Einführung von Gendersternchen nicht für die bedeutendste Errungenschaft seit der Erfindung des Rades hält? Trifft es tatsächlich zu, dass die deutsche „Männersprache“ Frauen besser verstecke als eine Burka, wie die Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch behauptet? Ist das sogenannte generische Maskulinum eine sprachliche Keule, die Frauen seit Jahrhunderten unterjocht? Viele halten die ganze Debatte um die Gendersternchen, -unterstriche oder -doppelpunkte ohnehin für äußerst abgehoben, manche sogar für vollkommen überflüssig. Selbst die Grande Dame der deutschen Frauenrechtsbewegung, Alice Schwarzer, sieht den Kulturkampf um das Sprachsternchen kritisch: „Diese Art von Sprachpolitik ist reichlich elitär.“ Andererseits etabliert sich das – durch kurze Pausen gesprochene – Gendersternchen hörbar in den Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Sender. Und hat spätestens damit die studentischen Sphären und Hörsäle verlassen und ist in der breiten Masse – sprich: an der Basis der Gesellschaft – angekommen. Das Genderzeichen (ob nun Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt) wird inzwischen im ZDF, und nicht nur dort, von den Moderatoren durch einen sogenannten Glottischlag verlautbart. Sie kennen das: Sprechen Sie einfach mal das Wort „Spiegelei“. Sie machen automatisch eine Pause vor dem Wortteil „Ei“. So wird aus Wählern und Wählerinnen, das gesprochene Wort Wähler-Pause-innen. Die prominente Nachrichtensprecherin Petra Gerster („heute“) berichtet von blanker Empörung, die ihr entgegenschlägt, seit sie eine gendergerechte Sprache in ihren Moderationen anwendet. „Als ich zum ersten Mal das Gendersternchen sprach, bekamen wir danach 50 bis 60 aufgebrachte Anrufe“, lässt sie sich im „Spiegel“ zitieren. Und zeigt gleich mit ihrem nächsten Satz, wie kompliziert eine „entmännlichte“ Sprache unsere Kommunikation künftig machen dürfte. Sie selbst sei früher „kein Freund“ von neuen Wortformen gewesen, so Petra Gerster, um sich gleich darauf lachend zu korrigieren: „keine Freundin, meine ich.“ |
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| | Sie sehen also: Es ist kompliziert. Das weiß auch Kathrin Kunkel-Razum, Redaktionsleiterin des Duden. Der Gralshüter der deutschen Schriftsprache widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe erstmals dem „geschlechtergerechten Sprachgebrauch“. Und weiß überraschenderweise auch keinen Rat, was nun richtig und falsch sei. Die Duden-Chefin im „Spiegel“: „Wenn Sie mich fragen, wie man richtig gendert, kann ich das so einfach nicht beantworten.“ Und als ob das alles nicht schon unübersichtlich genug wäre: Nun findet man die Gegner (besser: Gegnerinnen?) des Genderns auch schon unter jüngeren Frauen. Wie beispielsweise die Schriftstellerin Nele Pollatschek. „Ich gendere nicht, ich möchte nicht gegendert werden“, schreibt die 32-Jährige in einem Gastbeitrag für den Berliner „Tagesspiegel“. Und formuliert ihren wichtigsten Einwand: „Gendern ist leider sexistisch.“ Oha. Ihre Erklärung: „Nur das Geschlecht wird immer angezeigt, damit machen wir es zur wichtigsten Identitätskategorie.“ Alles andere, was einen Menschen auszeichne, spiele in der Gendersprache keine Rolle. „Wer aus meinem ‚Schriftsteller‘ eine ‚Schriftstellerin‘ macht, kann auch gleich ‚Vagina!‘ rufen.“ Vermutlich ist die Lösung des linguistischen Wirrwarrs in Zeiten einer zunehmenden Politisierung unserer Alltagssprache doch ganz einfach. Statt weiterer „Sprachpolizisten“ fordert beispielsweise der eben erst mit fulminantem Ergebnis wiedergewählte grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, dass auch künftig jeder so reden möge, „wie ihm der Schnabel gewachsen ist“. Worüber wollen Sie sprechen? Schreiben Sie mir Ihre Meinung unter boitin@playboy.de. Herzlichst, Ihr |
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| | | | | | | | | Im PLAYBOY-Interview: Michael Bully Herbig Er ist nun schon sehr lange lustig. Aber heute auf andere Weise als früher, sagt Michael „Bully“ Herbig. Hauptsache, er macht überhaupt damit weiter, finden wir – und sprachen mit dem Komik-Großmeister über Lachanfälle, Frauen mit Humor, aber auch den schweren Abschied von einem engen Freund. Das ganze Interview lesen Sie ab jetzt in der neuen Ausgabe … |
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| | | Backstage: Hinter den Kulissen unseres Titelshootings Immer wieder freitags begeistert die Weltklasse-Tänzerin aktuell die „Let’s Dance!“-Zuschauer auf RTL. Aber nur im PLAYBOY zeigt Renata Lusin, was sich unter ihrem Tanz-Outfit verbirgt. Blicken Sie hier exklusiv hinter die Kulissen des aktuellen Covershootings … |
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| | | Sex-Talk: „Ich liebe es, für Menschen das zu sein, was sie begehren“ Sie arbeitet als Escort-Lady, betreibt eine eigene Vermittlungsagentur, studiert Soziologie und Gender Studies – und berät Berufseinsteigerinnen zum Thema Sexarbeit. Ein tabuloses Gespräch mit Irina Le Fey über die Stigmatisierung der Prostitution, falschen Feminismus und Kunden, die ihr Orgasmen verschaffen … |
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| | DAS IST DOCH EIN WITZ! Richtig. Und zwar mein Lieblingswitz der Woche: „Ich freue mich auf heute Abend“, sagt der Junge zu seiner Freundin. „Ich habe drei Theaterkarten gekauft.“ – Sie: „Warum denn drei?“ – Er: „Für deine Eltern und deinen Bruder.“ – Weitere Witze finden Sie hier… |
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