Energie, Auto & Mode: Krise zum Aktien-Kauf nutzen? Das sagt Buffett! Mein geschätzter Kollege Michael Kissig beschäftigt sich heute damit, ob es sich aus Sicht von Warren Buffett lohnt, Aktien aus Branchen im Umbruch bzw. in der Krise zu kaufen. Vorab gibt es von mir noch ein Update zur LIDAR-Thematik, die aktuell ja heiß diskutiert wird. Ich hatte auf meinem YouTube-„Aktien-Kanal“ in der vergangenen Woche den aufstrebenden LIDAR-Sensoren-Hersteller Luminar (US-Kürzel: LAZR) kritisch besprochen. Nun gibt es hier neue Entwicklungen: Die Ausgangslage ist folgende. LIDAR (Abkürzung für englisch: „light detection and ranging“), ist eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie zur Fernmessung atmosphärischer Parameter. Nahezu alle Insider gehen davon aus, dass LIDAR neben Radar und Kameras eine wichtige Rolle bei der Entwicklung voll autonom fahrender Autos spielen wird – mit Ausnahme von Elon Musk, der bei Tesla alleine auf Radar und Kameras baut. Die seit kurzem via SPAC-Deal börsennotierte Luminar sah sich hier neuerdings in der Pole Position, was Sensoren für solche LIDAR-Systeme betrifft. Das war möglicherweise verfrüht. Grundsätzlich gilt: Bevor die Technologie wirklich den Durchbruch bei „normalen“ Autos schafft, braucht es noch dramatische Kostensenkungen. Wenn E-Autos nur noch 25.000 Euro kosten sollen (so viel soll zum Beispiel der ID 3 von VW kosten), rechnet es sich nicht, wenn „eine nicht fahrende Komponente, die nur nach vorne schaut“, 1.500 US-Dollar kostet. Angenommen von den 25.000 Euro dürfen ein Drittel auf Stücklisten-Kosten (auf englisch: Bill of Materials (BOM)) entfallen. Dann läge der LIDAR-Anteil alleine bei 18 Prozent. Das ist viel zu hoch. Man müsste Kostensenkungen bei LIDAR-Sensoren auf 400 US-Dollar erreichen, besser auf 200 US-Dollar. RADAR liegt aktuell bei ca. 150 US-Dollar. Da LIDAR und RADAR prinzipiell die gleichen Informationen liefern, ist es verständlich, warum Elon Musk versucht, die Radar-Technologie zu verbessern. Elon Musk denkt, dass das kurz- und mittelfristig nicht möglich sein wird und dass die LIDAR-Hersteller deshalb «screwed» (= aufgeschmissen) seien. Sehr interessant sind vor diesem Hintergrund die neuen Aussagen von Intels Mobileye-Tochter: Mobileye sagt, dass man im eigenen Haus an einem FMCW-Ansatz (Erklärung hier) arbeitet, bei dem man auf Intels Herstellungs-Know-how bei der Silizium-Photonik setzt. Dann koste das ganze System inklusive Kameras, Radar und LIDAR nur wenige 1.000 US-Dollar, was günstig genug für Konsumenten-Fahrzeuge sei. 2025 sollen diese eigenen Systeme fertig sein. Die Systeme von Luminar, die insgesamt zwischen 10.000 und 20.000 US-Dollar kosten, die würden dann nur in Robo-Taxis eingesetzt. Mobileye betreibt Robo-Taxi Pilotprogramme in Israel und hat Partnerschaften mit Anbietern in Regionen, u.a. auch in China und Südkorea. Der Roll-out für eine Flotte von 100 fahrerlosen Fahrzeugen, die mit LIDAR und RADAR ausgestattet sind, soll im Jahr 2022 in Tel Aviv stattfinden. Dass aber die von Luminar für 2025 erwarteten Umsätze von 837 Mio. US-Dollar vor diesem Hintergrund erreicht werden können, erscheint sehr unwahrscheinlich. Ich rate weiter zur Vorsicht bei der Aktie! Luminar Technologies Inc. (ISIN: US5504241051) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | GpA 20e/21e/22e | Kurs | A2QDGP / LAZR | 8,1 Mrd. USD | -0,28 / -0,29 / -0,29 USD | 26,39 USD | Aktien aus Krisen-Branchen kaufen – Das sagt Buffett! Warren Buffett führt seit mehr als 50 Jahren die Geschicke seiner Beteiligungsholding Berkshire Hathaway. Sie ist mit einem Kurs von 340.000 US-Dollar die mit Abstand teuerste Aktie der Welt. Dabei ist es auch eines der größten Fehl-Investments, die Buffett sich jemals geleistet hat! Er begann 1962 damit, Aktien des Textil-Herstellers Berkshire Hathaway zu kaufen, doch der Niedergang der Textil-Industrie ließ sein Investment gegen die Wand fahren. Zwei Jahre später machte der damalige CEO Seabury Stanton Buffett das mündliche Angebot, sein Aktien-Paket zu 11,5 US-Dollar je Aktie zurückzukaufen. Buffett akzeptierte. Doch als ihm das Angebot schriftlich vorlag, bot Stanton ihm mit 11,375 weniger und das brachte Buffett so in Rage, dass er – völlig untypisch – auf Rache sann. Er verkaufte seine Aktien nicht, sondern kaufte sich sogar die Mehrheit am Unternehmen zusammen. Alleine mit dem Ziel, Stanton zu feuern. Das gelang, doch die US-Textil-Industrie befand sich bereits in einer Todesspirale und hatte keine Zukunft mehr. Um sein Investment zu retten, übernahm Buffett selbst den CEO-Posten und verkaufte einzelne Textil-Fabriken und schloss Standorte. Das senkte Kosten und brachte Kapital. Zusätzlich brachte Buffett den Großteil seiner privat gehaltenen Aktien-Investments in Berkshire ein und legte so den Grundstein für eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Doch seit diesem Zeitpunkt weiß Buffett, dass Branchen im Umbruch erhebliche Risiken bergen und man hier viel eher Geld verlieren als gewinnen kann. Die Chancen, zum richtigen Zeitpunkt ein- und wieder auszusteigen, um den berühmten letzten Zug aus dem Zigarrenstummel saugen zu können (nach einem Bild von Buffett-Lehrmeister Benjamin Graham), stehen eher selten in einem positiven Verhältnis zu den Risiken. „Meide Branchen im Umbruch!“ (Warren Buffett) Investieren ist kein Spiel der Hoffnungen, sondern eines der Wahrscheinlichkeiten. Manche Anleger verwechseln Aktien-Investments mit Roulette, wo es eine annähernd 50%-ige Wahrscheinlichkeit gibt, mit Rot oder Schwarz zu gewinnen. Doch das Investieren in Aktien hat eher etwas mit Blackjack zu tun: Wer die Karten zählt weiß, was noch im Talon ist und daher kann er die Wahrscheinlichkeiten berechnen für „gute Blätter“. Und nur wenn die Chancen gut für ihn stehen, setzt er. Selbst dann besteht das Risiko, falsch zu liegen und Geld zu verlieren. Aber die Chancen stehen gut, öfter Geld zu gewinnen als zu verlieren. Und (nur) darum geht es. Um eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, muss man weder überdurchschnittlich intelligent sein noch besonders clever. Man muss sich nur an einige wenige Regeln halten, aber an diese konsequent. Eine dieser Regeln lautet, dass man Geduld braucht für erfolgreiche Investments. Eine andere Regel heißt, immer erst gründlich nachzudenken, bevor man handelt. Klingt eigentlich nicht so schwer, sich daran zu halten. Und das ist es auch nicht. Eigentlich. Denn unsere menschliche Natur widerspricht diesen einfachen Verhaltensweisen, denn wir sind von der Evolution her auf Flucht und Überleben konditioniert. Also schnelle Reaktion, bevor man nachdenkt. Und unsere angeborene Neugierde will befriedigt werden, da passen langweilige Aktien ohne hektische Schwankungen nichts ins Konzept. Erfolgreichen Anlegern gelingt es allerdings, sich entsprechend zu disziplinieren. Weil sie verstanden haben, dass es anders nicht geht, dass man nicht genauso überhastet und unbedacht handeln kann wie die Masse, und dennoch besser abschneiden will als alle anderen. Doch Selbstdisziplin ist auch nicht jedermanns Sache und schnell reißen die alten Gewohnheiten wieder ein. Doch man kann es sich einfacher machen, indem man ein paar einfache Regeln aufstellt. Branchen im Umbruch sind Gefahrenquellen Und eine dieser Regeln gibt uns Star-Investor Warren Buffet vor, der uns rät, Branchen im Umbruch zu meiden. „Es ist sehr schwer, in schrumpfenden Branchen Aktien billig genug zu kaufen, um den Niedergang kompensieren zu können.“ (Warren Buffett) Zunächst muss man verstehen, was unter einer Branche im Umbruch gemeint ist. Dabei geht es nicht um das übliche Auf und Ab in einem Wirtschaftszyklus, sondern um Sektoren, bei denen eine neue Erfindung die alten Spielregeln ändert oder wo gesellschaftliche Entwicklungen den bisherigen Markt umwälzen. Des Weiteren muss man selektieren, wer von den Umwälzungen negativ betroffen ist und wer davon profitieren könnte. Die Verlierer sollte man meiden, bei den Gewinnern genauer hinsehen. Denn nicht jedes Unternehmen, das Geld in eine verheißungsvolle Zukunftstechnologie steckt, verdient damit auch Geld. „Der Schlüssel zum erfolgreichen Investieren liegt nicht in der Frage, wie sehr eine Industrie die Gesellschaft beeinflusst oder ob sie wachsen wird, sondern darin, herauszufinden, ob ein bestimmtes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil hat, und wenn ja, wie lange dieser anhalten wird.“ (Warren Buffett) Man sollte sich also diejenigen herauspicken, deren Geschäftsmodell erprobt ist und deren Umsätze und Cashflows stark wachsen. Idealerweise haben sie entscheidende Wettbewerbsvorteile, wie Patente, starke Kundenbindung durch hohe Wechselkosten oder eine starke Marke, so dass Wettbewerber sie nicht einfach durch niedrigere Preise ausstechen können. Aber schauen wir uns einfach mal einige Branchen im Umbruch an... Energie-Branche Ein Beispiel für eine Branche im Umbruch ist die Energie-Branche und das schon seit vielen Jahren. Unter der rot-grünen Bundesregierung von Gerhard Schröder wurde der Atom-Ausstieg vereinbart mit festen Stilllegungszeitpunkten für die Atom-Kraftwerke. Es folgte Angela Merkel als Bundeskanzlerin und als die FDP 2009 ihr Koalitionspartner wurde, gab es eine Rolle rückwärts mit wieder verlängerten Restlaufzeiten. Unter CO2-Reduzierungsgesichtspunkten nachvollziehbar. Als sich dann im März 2011 die Atomkatastrophe in Fukushima ereignete, riss Angela Merkel das Ruder erneut um 180 Grad herum und es erfolgte ein neuerlicher genereller Atom-Ausstieg. Nur dass das Abschalten noch schneller erfolgen sollte als zuvor schon unter der Schröder-Regierung. So ein Kraftwerks-Projekt kostet hunderte von Millionen und hat eine lange Vor- und Planungszeit. Ist das Geld dann einmal investiert, muss das Kraftwerk ans Netz und Geld verdienen. Die Abschreibungen sind enorm, die laufenden Kosten auch nicht ohne und am Ende will (und muss) der Kraftwerks-Betreiber damit ja auch noch Geld verdienen, um die Löhne und Gehälter zahlen zu können und seinen Aktionären Dividende. Egal, wie man politisch zur Atom-Energie steht oder zum massiven Ausbau der erneuerbaren Energieträger, derartige akute Richtungsänderungen sind volkswirtschaftlich und unternehmerisch eine Vollkatastrophe und gefährden Deutschland als Investitions-Standort. Deutschland steigt nun also aus der Atomkraft aus und auch aus der Kohle-Energie. Die Dekarbonisierung nimmt weltweit Fahrt auf, während Eisenbahnstrecken und Automobile elektrifiziert werden. Es wird künftig also nicht etwa weniger Strom verbraucht, sondern mehr. Deutlich mehr. Da auch Öl- und Gas-Kraftwerke nicht mehr gewollt sind, müssen es andere Energiequellen richten. Solar- und Windkraft, Wasserkraft, Biomasse, Wasserstoff, die Liste ist lang. Und der Umschwung auf die neuen Energiequellen teuer. Die alten, klassischen Anbieter stecken damit in einem Dilemma. Sie haben Kraftwerke, die mit fossilen Energieträgern befeuert werden, also Kohle, Öl, Gas. Die neueren dieser Kraftwerke sind noch nicht abgeschrieben, verdienen aber kaum noch Geld. Weil ihr Strom im Energiemix politisch nach hinten gedrängt wird. Daher spielen sie keine Gewinne mehr ein, sondern verbrennen in jeder Betriebsstunde Geld. Sie werden also vom Netz genommen und müssen auch noch rückgebaut werden. Das kostet Geld und der Restwert wird abgeschrieben, was große Löcher in die GuV und die Bilanzen reißt. Geradezu pervers ist, dass statt der neuen, modernen Gas- und Kohlekraftwerke die alten „Stinker“ am Netz bleiben. Die verbrauchen zwar viel mehr Rohstoffe und blasen weitaus mehr CO2 in die Luft, aber sie sind halt abgeschrieben und daher spielen sie betriebswirtschaftlich Gewinne ein. Doch auch diese „Perversion“ nähert sich dem Ende, weil die EE-Anlagen immer größere Anteile zur Stromerzeugung beisteuern und die alten Kraftwerke nicht mehr gebraucht werden. Aber auch an anderer Stelle greift der Staat massiv in den Energiemarkt ein. Einerseits fließen Milliarden an Subventionen in die EE-Stromerzeugung durch langfristig garantierte Einspeisevergütungen oder Fördermittel für Blockheizkraftwerke usw., und auf der anderen Seite wurden Verschmutzungs-Zertifikate eingeführt, mit denen „dreckige“ Energie teuer und „saubere“ Energie billiger gemacht wird durch den Emissions-Rechtehandel. Was bedeutet das für die Energie-Branche? Unternehmen, die weiterhin auf Kohle, Atomkraft oder Öl und Gas setzen, werden es zunehmend schwer haben. Ihr Markt schrumpft, weil immer mehr Abnehmer sich von ihnen abwenden. Dazu gehören Verbraucher, aber auch Konzerne und Investoren. Diese setzen immer stärker auf Nachhaltigkeit, auf Environmental, Social and Governance (ESG). Daher versuchen RWE, Shell, BP den Umschwung und verschieben ihre Investitionen aus dem fossilen Bereich in den der Bereich der nachhaltigen Energien. Auf diejenigen Unternehmen zu setzen, die weiterhin die „alte Schiene“ fahren, wird sich eine Zeit lang noch auszahlen. Vielleicht. Die Unternehmen, die jetzt umsteuern, vollführen quasi eine Operation am offenen Herzen, während der Patient einen Marathon läuft. Es wird holprig und die alten Anlagen werden sich noch lange als Ballast erweisen, während die neuen Energieträger den Sonnenschein ins Energie-Portfolio zaubern sollen. Und dann gibt es da die neuen Anbieter, die unbelastet in die Zukunft starten. Auch hier finden sich Spreu und Weizen. Unternehmen mit etablierten Geschäftsmodellen, mit soliden Bilanzen, sind hier die sichere Wahl. Unternehmen, die das im Angebot haben oder herstellen, was nun alle brauchen: Windparks, Solarparks. Wie ABO Wind, wie Envacis, wie Energiekontor, wie PNE. Und dann die „jungen Wilden“, die in Wasserstoff-Technik investieren, wie z.B. SFC Energy. Hier ist heute noch nicht klar, ob die Unternehmen es aus der Nische herausschaffen oder jemals nachhaltig erfolgreich werden. Ballard Power laboriert mit Wasserstoff-Antrieben für Automobile immerhin schon seit 25 Jahren herum und seit gut 20 Jahren stehen sie „unmittelbar vor dem Durchbruch“. Heute auch wieder. Die Aktien dieser Unternehmen bergen höhere Chancen, aber auch höhere Risiken. Automobil-Branche Ein weiteres Negativbeispiel für eine Branche im Umbruch ist die Automobil-Branche, zu der auch nachgelagert die vielen Zulieferer gehören. Seit 20 Jahren wird an Alternativ-Antrieben gearbeitet, um endlich den Verbrennungs-Motor und die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Mal war Wasserstoff der Favorit, dann wurde es der Elektro-Motor. Doch mehr als ökologische Feigenblätter waren die Versprechungen der Auto-Konzerne nicht, bis Tesla auftauchte und in China staatlich subventionierte Elektro-Anbieter, wie BYD, immer größere Erfolge feierten. Und dann kam der Diesel-Skandal und neben der öffentlichen Wahrnehmung änderten sich auch schlagartig die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Zusammen mit der aufgrund des zunehmenden Handelskriegs zwischen den USA und China, aber auch den drohenden Strafzöllen auf EU-Autos, sich zunehmend verschlechternden globalen Konjunkturlage sind die Absatzzahlen der Automobil-Hersteller in den letzten Jahren massiv eingebrochen und der Trend hält weiter an. Hier kommen die Umwälzungen in der Branche zusammen mit einem beginnenden zyklischen Abschwung – und dann traf auch noch Corona die angeschlagene Branche bis ins Mark. Ist Tesla wirklich (so) gut? Mit Tesla scheint es einen klaren Gewinner zu geben. Allerdings verdient Tesla mit seinen Fahrzeugen kein Geld, sondern alleine mit dem Verkauf der ihm zustehenden Verschmutzungs-Zertifikate. Die anderen Hersteller, die auf Benzin und Diesel setzen, müssen die kaufen. Aber das wird sich ändern, denn die große Modell-Offensive in Sachen Elektro-Autos nimmt nun Fahrt auf und der Vorteil der deutschen Premium-Hersteller ist, dass sie herausragende Marken haben und besonders treue Kunden. Sie sind es gewohnt, hohe Stückzahlen zu produzieren und kennen sich in der Automobil-Fertigung aus. Tesla hat hier immer wieder massiv mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Technologisch ist Tesla einige Jahre voraus. Es wird daher spannend, ob und wie schnell die etablierten Autobauer auf Tesla aufholen und den Pionier sogar überholen können. Eine Prognose ist schwierig. Vor allem, weil die Fehlertoleranz gering ist. Denn wenn VW oder Daimler oder FIAT zweistellige Milliardenbeträge in neue Fertigungsstraßen und Modelle stecken und sich herausstellt, dass sie sich geirrt haben... was dann? Die Milliarden wurden ausgegeben und man hat eine neue Fabrik mit neuen Fertigungsstraßen, aber niemand kauft die neuen Produkte. Das wäre der Super-GAU. Dabei hängt der Erfolg der neuen E-Modelle nicht nur davon ab, ob die Autos den qualitativen Ansprüchen der Kunden genügen und bei diesen „den Nerv treffen“, sondern auch externe Faktoren sind maßgeblich für Erfolg oder Scheitern. Denn ob nun Wasserstoff- oder Elektro-Antrieb, die Autos müssen betankt werden. Und die dafür nötige Infrastruktur steht noch in den Anfängen und wird erst langsam aufgebaut. Für ein paar tausend Fahrzeuge reicht sie aus, aber für Millionen? Auch in dieser Branche im Umbruch gibt es große Chancen und große Risiken. Tesla ist momentan das Maß der Dinge, aber die Bewertung ist dermaßen hoch, dass der Erfolg auf jeden Fall eintreten muss. Und zwar ein gewaltiger Erfolg. Bei den etablierten Herstellern besteht die Hoffnung, dass eine Wiederbelebung der Konjunktur nach Ende der Corona-Tristesse auch die Absatzzahlen bei den PKWs hochschnellen lässt und das Zusammentreffen mit der Elektromodell-Offensive könnte hier weitere positive Impulse bringen. Aber vermutlich nicht für alle Hersteller. Im Premium-Bereich geht es um Marke, Prestige und dort wird an jedem Auto gutes Geld verdient. Im Massen-Markt sind die Margen schwächer, da geht es um Menge. Und genau hier könnte Tesla demnächst mit einem eigenen Modell angreifen und neue Standards setzen. Gefährlich. Textil- und Mode-Branche Schließen wir wieder den Kreis zu Warren Buffett und blicken noch kurz auf die Textil- und Mode-Branche. Auch die ist – mal wieder – stark im Umbruch. Nachdem jahrelang die Produktion nach Asien abwanderte und der alleinige Fokus auf billig, billig, billig gerichtet war, erfolgt auch hier ein Umdenken. Die katastrophalen Arbeitsbedingungen und der häufige Einsatz von Kinderarbeit sorgen für Empörung und ein Umdenken der Kunden. Und damit auch immer öfter der Hersteller und Verkäufer. Diese stehen zusätzlich unter Druck, weil ihr Hauptabsatzmarkt am Boden liegt. Denn Corona hat den stationären Modehandel zum zweiten Mal total ausgeknockt und die ohnehin immer stärker werdende Online-Konkurrenz bekam hierdurch nochmals Rückenwind. Die Folge sind immer mehr Insolvenzen von Textil-Herstellern, von Modeläden und Modelabeln. Und es sind nicht nur unbekannte Unternehmen, die Probleme haben, auch Escada, Esprit, Gerry Weber, Under Armour, René Lazard, Hugo Boss, H&M mussten die Segel streichen oder harte Einschnitte vornehmen, um doch noch wieder die Kurve zu kriegen. Klar, die Menschen kaufen weiterhin Kleidung. Aber ihr Markengefühl verändert sich, ebenso ihr Kaufverhalten. Mal kaufen sie lieber viel und billig, dann wieder höhere Qualität und dafür teurer und seltener. Dass die Läden dicht sind und sich in den Lagern die Ware staut, sorgt für ganz neue Probleme. Denn die Saisonware bleibt zum zweiten Mal liegen. Die lässt sich nicht ohne Weiteres einfach ein paar Monate oder gar ein ganzes Jahr später verkaufen. Oder nur mit großen Preisabschlägen. Während es eine Vielzahl von Verlierern gibt, kristallisieren sich auch einige wenige Gewinner heraus. Wie Zalando oder Global Fashion Group. Und in gewisser Weise auch Ross Stores und TJX. Die leben davon, Qualitätsmode billig aufzukaufen, wenn sie nicht mehr angesagt ist. Sie haben einen festen Kundenstamm, der in Kauf nimmt, die Ware der letzten Saison zu tragen, dafür aber Marken-Ware. Das Problem der beiden ist nur, dass auch ihre Läden unter dem Lockdown leiden und geschlossen sind. Sie können daher ihr bewährtes Business nicht durchziehen und sind auf Online-Verkäufe angewiesen – und setzen auf den großen Nachholeffekt, wenn die Läden wieder öffnen und die Kunden sich bei ihnen günstig mit Marken-Kleidung eindecken wollen. Deshalb kaufen sie momentan viel der liegengebliebenen Ware auf und horten sie. Ein Scheck auf die Zukunft, der sich vermutlich auszahlen wird und insofern sind die die beiden relativ sichere Re-Opening-Wetten. Ross Stores Inc. (ISIN: US7782961038) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | 870053 / ROST | 41,5 Mrd. USD | 24 / 133 / 26 | 117,67 USD | Mein Fazit: Branchen im Umbruch bergen große Risiken. Aber eben auch große Chancen. Wenn man denn auf die richtigen Unternehmen setzt. Bei der Auswahl sollte man sich Zeit lassen und lieber genauer nachdenken, bevor man sich zu Schnellschüssen hinreißen lässt. Lieber ein paar vermeintliche Renditepunkte sausen lassen und auf die sicheren Werte setzen. Die kann man dann auch beruhigt im Depot liegen und sich entwickeln lassen, ohne ständig ihren Pulsschlag fühlen zu müssen. Der Gewinn liegt im Einkauf. Auch bei Aktien... Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: ABO Wind, Energiekontor, Global Fashion Group, PNE & Zalando. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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