Liebe Frau Do, der Lehman-Moment von Mario Draghi liegt nicht ganz acht Jahre zurück. Jetzt hat Christine Lagarde, seine Nachfolgerin an der EZB-Spitze, ihren Corona-Moment. Er sagte damals, er werde alles tun, was nötig sei: „Und glauben Sie mir, es wird genug sein.“ Auch sie versucht, diese Gewissheit zu verbreiten, und zwar in einem exklusiven Gastbeitrag für die Rheinische Post. Die Krise, die sie geld- und finanzpolitisch zu bewältigen habe, sei „ein neuartiger Schock, der mit herkömmlichen Methoden nicht zu bewältigen ist“. Und die Gefahren für den Arbeitsmarkt seien „so groß wie seit den 30er Jahren nicht mehr“. Die EZB stelle daher den Banken Kredite von bis zu drei Billionen Euro zum niedrigsten Zinssatz aller Zeiten zur Verfügung, um der Wirtschaft zur nötigen Liquidität zu verhelfen, lockere zugleich die Kriterien für Sicherheiten und kaufe überdies Anleihen von Staaten und Unternehmen für mehr als eine Billion Euro. Von Corona-Bonds, die zumindest vorerst nicht beschlossen wurden, spricht sie nicht, fordert aber die Solidarität der Euro-Länder ein: „Die Staaten müssen einander unterstützen, damit sie alle zusammen die bestmöglichen Gegenmaßnahmen gegen einen allgemeinen Schock ergreifen können, für den keiner verantwortlich ist.“ Die Lektüre ihres Texts lohnt sich, auch wenn er sich wohl nicht auf den einen Satz reduzieren lässt, der hängen bleibt. Wenn Sie diese Riesensummen allerdings ratlos machen, hilft Ihnen vielleicht, dass Ingo Kramer Zuversicht zeigt. Er ist der Präsident des Bundesverbands der Arbeitgeber und einer der profiliertesten Vertreter der deutschen Wirtschaft, trotzdem hat der Familienunternehmer aus Bremerhaven sich seine unprätentiöse, kluge Art bewahrt. „Ich halte es für möglich, dass wir aus dieser Krise mit einem blauen Auge herauskommen“, sagt Kramer in einem Interview, das unsere Berliner Finanzkorrespondentin Birgit Marschall mit ihm geführt hat. Dass die Wirtschaft jetzt schrumpfe, könne im nächsten Jahr kompensiert werden. „Das heißt: Wenn wir die zwei Jahre 2020 und 2021 zusammennehmen, sind wir insgesamt bei plus minus null. Danach wären wir wieder auf einem soliden Wachstumspfad.“ Natürlich steckt in solchen Worten auch der Wunsch nach einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Aber sei’s drum – wir sollten den Blick nicht nur auf die Risiken, sondern auch auf die Chancen lenken. Im Düsseldorfer Landtag gab es gestern Abend einen Durchbruch. Seit Tagen wird über das geplante Epidemiegesetz gestritten. Nun gibt es eine Einigung: Zentraler Punkt ist, dass die zwangsweise Verpflichtung medizinischen Personals für den Dienst in Krankenhäusern aus dem Gesetz gestrichen wurde. Meine Kollegin Kirsten Bialdiga fasst hier die Details zusammen. Wie die Chancen für Friedrich Merz stehen, an die Spitze der CDU gewählt zu werden, lässt sich mitten in der Krise kaum sagen. Wenn Sie aber wissen wollen, wie er die Lage beschreibt, sollten Sie das Interview lesen, das meine Kollegin Eva Quadbeck und ich mit ihm geführt haben: „Ein Scheitern Europas ist leider nicht ausgeschlossen. Eine zweite Eurokrise ist auch nicht ausgeschlossen.“ Merz meldet sich nach überstandener Quarantäne zurück und hat nicht nur das Virus, sondern auch den Angriffsmodus abgeschüttelt. „Die Bundesregierung kann eben auch nur von Tag zu Tag entscheiden. Aktuell wäre deshalb Kritik fehl am Platz“, sagt er. Und auch zur K-Frage der Union äußert er sich nur sehr verhalten. Das Thema spiele für ihn zurzeit keine Rolle, den Zeitplan gebe die Parteiführung vor. Das Osterfest folgt für gläubige Christen einem Zeitplan, der in diesem Jahr allerdings erschwert ist. Die Kirchen sind geschlossen, trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, Gottesdiensten virtuell beizuwohnen und ungewöhnliche Gebetsformen auszuprobieren. Dorothee Krings hat sich in NRW umgehört und auch die Fernsehübertragungen aufgelistet. Wenn Ihnen über die Feiertage langweilig werden sollte, kommen vielleicht die fünf Gesellschaftsspiele für Sie infrage, die zwei Spiele-Profis aus dem Landkreis Heinsberg zusammengestellt haben – eines davon lässt sich mit Freunden per Videochat spielen. Für Spiele ist also gesorgt – und Brot haben Sie hoffentlich auch: Denn heute dürfte es voll in den Supermärkten werden. So oder so, lassen Sie sich bitte nicht stressen. Ich melde mich am Samstag noch mal und dann wieder nach Ostern. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |