Lange Nacht in Berlin

Liebe Frau Do,

und sie verhandeln immer noch: Seit Donnerstagmorgen versuchen die Spitzen von Union und SPD im Berliner Willy-Brandt-Haus, die Grundlage für eine neue große Koalition zu schaffen. Bis zum frühen Freitagmorgen ohne Ergebnis. Trotz des Schlafmangels versuchen die Akteure bei den Sondierungsgesprächen, einen klaren Kopf zu behalten - wie etwa die Unionspolitikerinnen Ursula von der Leyen, Dorothee Bär und Julia Klöckner, die sich mitten in der Nacht zu einem kurzen Spaziergang durch das nächtliche (und ziemlich kalte) Berlin aufmachten. Jan Drebes, Kristina Dunz und Eva Quadbeck haben aufgeschrieben, wie die Marathon-Verhandlungen abliefen und warum für beide Seiten viel auf dem Spiel steht. 

Für meine politische Sozialisation waren die Herren Tony Blair und Gerhard Schröder in ihren frühen Jahren als Regierungschefs stilbildend und prägend. Als die beiden Pragmatiker aus der Sozialdemokratie ihre Vorstellungen für einen „dritten Weg“ skizzierten, war selbst ich als (neo)-liberaler Volkswirtschaftsstudent angetan. Ihr Modernisierungskonzept überzeugte mich. Tony Blairs europapolitisches Reformprogramm könnte sich heute noch sehen lassen. Schröders nationaler Agenda-Pakt ist oft genug gelobt worden. Leider verloren beide im Amt an Ansehen, auch bei mir. Gerhard Schröders rot-grüner Chaosklub und seine Inszenierungen zur Oder-Flut nervten mich, Tony Blairs Irakkriegs-Positionen waren unerträglich. Heute ist Blair ein gut verdienender "elder statesman", der (wie Schröder) in seiner Partei umstritten ist. Doch der 64-Jährige macht sich gerade wieder einen Namen in der öffentlichen Debatte. Als Gegner des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU. In einem Gastbeitrag für unsere Redaktion schildert der frühere britische Premierminister, warum sein Land den Exit vom Brexit wagen sollte.

1,5 Millionen Menschen sind bundesweit auf Unterstützung durch die Tafeln angewiesen, der Anteil an Rentnern hat sich bei den Lebensmittelausgaben der so wichtigen Wohlfahrtsorganisation in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Nun gehen den Betreibern die ehrenamtlichen Mitarbeiter aus. Und in Neuss erregt die Weigerung der örtlichen Tafel Aufsehen, von der AfD eine Spende anzunehmen. Christian Albustin erzählt die Geschichte. 

Herzlichst

Ihr