Liebe Frau Do, es sind politisch turbulente Zeiten nach der Bundestagswahl, bei der die Union ihr historisch schlechtestes Ergebnis einfuhr. Kanzlerkandidat Armin Laschet will seinen am Wahlabend erhobenen Regierungsanspruch nur noch als „Angebot“ verstanden wissen und wirbt für eine „Zukunftskoalition“ mit FDP und Grünen. Aber wie viel Zukunft hat er selbst? Heute wichtig: NRW: Gestern Abend tagte der Landesvorstand der CDU in einem Hotel am Düsseldorfer Flughafen, auch Laschet war dabei und analysierte die Niederlage. Die Stimmung war gereizt. Die eigentliche Frage war: Wer folgt ihm als CDU-Landeschef und Ministerpräsident nach, und wie schnell geht es? Getagt wurde hinter verschlossenen Türen, aber Maximilian Plück blieb mit mehreren Teilnehmern im Kontakt. CDU/CSU: Auch im Bund steht Laschet in den eigenen Reihen unter Druck. In der Union mehren sich Stimmen, die seinen Regierungsanspruch – Verzeihung: das Angebot – skeptisch sehen. Unter anderem Wirtschaftsminister Peter Altmaier fordert eine personelle Neuaufstellung. Die Union habe viele Wechselwähler verloren. „Das muss dann auch unser weiteres Verhalten und unsere Aufstellung für die kommende Zeit bestimmen. Wir müssen das Signal der Bürgerinnen und Bürger hören“, sagte er unserem Hauptstadtteam. R. Kelly: Mit „I Believe I Can Fly“ landete der US-Musiker einen Welthit, nun ist R. Kelly in einem Prozess um sexuellen Missbrauch schuldig gesprochen worden. Er selbst hatte die Anklage zurückgewiesen. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Gelb-Grün: Jamaika oder Ampel – in beiden Fällen müssen die FDP und die Grünen zueinanderfinden. Am schnellsten könnte man sich wohl auf die Cannabis-Freigabe einigen, aber damit allein lässt sich kein Staat machen. Welche – zum Teil überraschenden – Gemeinsamkeiten es darüber hinaus noch gibt, haben Martin Kessler und Reinhard Kowalewsky recherchiert. Fahrplan: Wie es formal bei Sondierungen und Koalitionsverhandlungen weitergeht, hat Hagen Strauß in seiner Analyse zusammengefasst. Laschet: Das Wahlergebnis ließe sich auch ganz kühl betrachten. Bundeskanzler wird, wer eine Mehrheit im Bundestag findet. Nur gehört zu diesem Amt auch ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Warum Armin Laschets bisheriger Kurs nach dem Wahldesaster problematisch ist, argumentiert Kerstin Münstermann in ihren Leitartikel. So gesehen: Die „Stimme des Westens“ stand heute im Zeichen politischer Bewegung: innerhalb der gebeutelten Union und zwischen Grünen und FDP. Bei der SPD liegen die Dinge einfacher – wie Olaf Scholz den Tag nach seinem knappen Sieg erlebte, beschreibt Tim Braune. Ich wünsche Ihnen einen ähnlich leichtfüßigen Start in diesen Dienstag. Morgen begrüßt Sie Dorothee Krings an dieser Stelle. Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |