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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 27.10.2022 | Nach einem trüben Start viel Sonne bei 20°C. | ||
+ So denken Menschen vor Ort über die Friedrichstraße + Lauterbach legt Plan für Cannabis-Freigabe vor + Klima-Aktivisten steigen Berliner Polizei aufs Dach + |
von Christian Latz |
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Guten Morgen, und willkommen zur nächsten Runde im Friedrich-Straßenwahlkampf. Nachdem sich die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) bereits am Dienstag aufeinander eingeschossen hatten (Giffey: „Ich erwarte, dass dieses Urteil umgesetzt wird, Jarasch: „Ich bin mir nicht sicher, ob Franziska Giffey genau verstanden hat, worum es bei diesem Urteil ging“) feuerte am Mittwoch zunächst Giffey zurück. „Mich überrascht das nicht, dieses Urteil. Es gab einen Verkehrsversuch, der hatte ein Ende. Wenn dann noch kein neues Konzept da ist, muss man eben akzeptieren, dass ein Versuch zu Ende ist“, sagte sie im Phoenix-Podcast „unter 3“. Auf der anderen Straßenseite ließ sich die Spitzen-Grüne Jarasch nicht lange bitten und kritisierte Giffey erneut: „Trotz des anstehenden Wahlkampfs wünsche ich mir, dass wir im Senat miteinander sprechen, bevor Erwartungen öffentlich kommuniziert werden.“ Die Konzepte zur Neugestaltung lägen vor. Am Dienstag werde sie im Senat dazu informieren, sagte die Senatorin. „Wer jetzt verzögert, verzögert die Umgestaltung der Friedrichstraße zu einem attraktiven Stadtraum.“ Als Ringrichter im verbalen Straßenfight dient sich nun die FDP an. Die Liberalen wollen die beiden Duellantinnen Giffey und Jarasch zur nächsten Sitzung des Mobilitätsausschusses laden. Man wolle „endlich klären, welcher Weg die offizielle Regierungslinie ist“, sagte FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja dem Tagesspiegel. „Ein solch peinliches Ping-Pong-Spiel der Befindlichkeiten können wir uns in unserer Stadt nicht leisten.“ Nicht mehr leisten kann sich Berlin auch die ewige Planlosigkeit auf der Friedrichstraße. 2016 brachten Verkehrsaktivisten die Idee ins Spiel. Sechs Jahre später ist die Stadt kaum weiter. Checkpoint-Kollege Julius Betschka und ich haben die Geschichte dieses politischen Missmanagements rekonstruiert. | |||||
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Vielleicht können Giffey und Jarasch irgendwann über den Streit ja lachen und bei einem Friedenspfeifchen das Kriegsbeil begraben. Den Weg dahin versucht gerade Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit der Cannabis-Legalisierung zu ebnen. Kauf und Besitz von 20 bis 30 Gramm sollen künftig straffrei sein, heißt es in dem am Mittwoch vorgestellten Eckpunktepapier des Ministers – aber nur wenn der THC-Gehalt nicht zu hoch ist. Bei der Polizei rauchen deshalb schon jetzt die Köpfe, denn Lauterbachs Vorschlag ist ein Grund, warum auch künftig der Handel in Hasenheide und Görlitzer Park florieren dürfte. Vielleicht drückt aber die EU noch das Glimmen der Hoffnung aller Kiffer im Bürokratie-Aschenbecher aus. Lauterbach selbst kommen Gras und Haschisch wegen der Gesundheitsrisiken ohnehin nicht in die Tüte. Dabei sind sie immerhin eines: salzfrei. | |||||
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Kommen wir zu einem Paradebeispiel, wie hochfliegende Architektenträume auf dem Boden der Realität landen und den Schrott hinterher niemand wegfegt. Als Mahnmal dafür stehen seit 2003 fünf Riesenwippen im Tilla-Durieux-Park nahe des Potsdamer Platzes. Mit einer Länge von je 22 Metern prägen sie den gesamten Park. Nur eines darf man darauf nicht: wippen. Dann gehen sie kaputt. „Auch nach mehrmaligen Reparaturen und Prüfung durch den TÜV konnte keine dauerhafte Statik erreicht werden“, teilt der Bezirk Mitte auf Checkpoint-Anfrage mit. Die Wippen liegen daher seit 2010 (!) „leider still, sind versperrt, nicht nutzbar“. Und nun? „Die Konstruktion wurde vom Bezirk weder geplant noch beauftragt. Dies ist durch die seinerzeitige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt geschehen“, fliegt der Ball ins Feld der heutigen Senatsumweltverwaltung. Deren Gestaltungsbeirat hat zuletzt 2021 Empfehlungen von eher geringem Wert abgegeben: „Eine Sanierung, Modifikation oder alternative Idee zu Wippen im Zentrum des Parks ist notwendig.“ Aha. Neben warmen Worten gibt es vom Senat noch einen Konterschlag: „Zuständig für Umsetzungen bleibt, wer jeweils zuständig ist – im Falle des Tilla-Durieux-Parks ist dies der Bezirk Mitte.“ Der Checkpoint macht einen Vorschlag zur Güte: Fehlt nicht vor dem Humboldt-Forum noch immer eine Wippe, mit der man gar nicht richtig wippen kann? Wir hätten da noch fünf. | |||||
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Hier kommen noch weitere brandaktuellen Nachrichten für Sie um die Ecke: Nachdem wir vor kurzem die 1000. Folge „Berliner Schnuppen“ gefeiert haben, gibt es die kleinen, tagesaktuellen Comic-Strips über das Leben und die Politik der Stadt ab jetzt auch als Kalender für 2023. Mit feiner Ironie und großartigen Ideen zeichnet die Künstlerin Naomi Fearn hier liebevoll ein Bild Berlins, das uns selbst mit den gröbsten Unzulänglichkeiten und nachhaltigsten Unzuständigkeiten für einen heiteren Moment versöhnt. Die Schnuppen sind eben ganz nah dran am echten Leben … ach Quatsch: Sie sind das echte Leben: Mehr Spaß als hier hat Berlin selten gemacht! Wer sich bereits mit diesem wunderschönen Kalender für 2023 eindecken möchte, der wird in unserem Shop fündig. | |||||
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