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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 31.07.2020 | Teils bewölkt, abends klar bei 27°C. | ||
+ Gerichtsurteil für mehr Transparenz bei Lebensmittelkontrollen + IT-Sicherheit: Auch Trinkwasserversorgung soll überprüft werden + So viel Rente bekommen Berlins ehemalige Diensthunde + |
von Julius Betschka |
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Guten Morgen, in solchen Verhältnisse sollte niemand wohnen müssen. Ratten rennen über den Hinterhof, wo das Abwasser tagelang auf brüchigem Beton steht, viele Fensterscheiben sind zerbrochen (Video hier). Heizung oder Warmwasser fehlen teils komplett. Diese Häuser existieren – in Deutschland, in Berlin, bei uns um die Ecke. Mindestens 75 solcher Schrottimmobilien gibt es in der Stadt, gegen die Eigentümer kommt der Staat kaum an, weil sie rechtliche Graubereiche ausnutzen: „Wir tun, was wir können, aber wir kämpfen mit stumpfem Schwert“, sagt ein langjähriger Mitarbeiter des Bezirksamtes Neukölln. Ein Gesetz dagegen ist seit Jahren in Arbeit – und wurde ewig verschleppt. Und bis dahin? Bleiben diese Häuser für Eigentümer und Verwalter Gelddruckmaschinen. Ich habe die Geschichte der Berliner Peter-Brüder recherchiert, die diese Häuser seit Jahren genauso auspressen wie die Menschen, die darin leben. Die einen Mann beschäftigen, den alle nur „Patron” nennen. Einer der beiden ist auch politisch aktiv: für die Berliner CDU. So richtig gestört, hat das dort bislang niemanden – aber lesen Sie selbst (Tplus). Berlins Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek kommentierte am Abend: „Dass die Berliner CDU einfach wegschaut, wenn die eigenen Funktionäre sich durch die Ausbeutung von Menschen bekanntermaßen bereichern, ist ein Skandal.“ Die Partei müsse jetzt für umfassende Aufklärung und Transparenz sorgen. | |||||
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Themenwechsel: Der Countdown läuft. Noch elf Tage, dann sind die Ferien vorbei. Kinder packen wieder ihre Ranzen, Eltern schmieren die Schulbrote – und kratzen sie ein paar Tage später verschämt-verschimmelt vom Rucksackboden. Soweit, so normal. Weil das Coronavirus aber nicht an Pause denkt, wird’s wohl das eigenartigste Sommerferienende seit Jahrzehnten. Schulsenatorin Scheeres wirbt deshalb in einem Brief (vollständig hier) an die Eltern schon jetzt um „Verständnis, Ihre Geduld und Ihren Pragmatismus”. Ruckeln könnte es, schreibt sie, und wenn die Infektionszahlen weiter steigen, könnten Schulen zeitweise schließen. Wie das alles funktionieren soll? Elf Tage, elf Checkpoint-Fakten: 1) Die Maskenpflicht in der Schule gilt nur sehr eingeschränkt – im Unterricht, auf dem Schulhof oder bei Aktivitäten im Freien müssen Schüler keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. 2) Auch in Grund- und Förderschulen muss Maske getragen werden. 3) Eltern und alle schulfremden Personen müssen immer ihr Gesicht bedecken. 4) Wer die Maskenpflicht kontrolliert? Na klar: Unklar. 5) Abstandsregeln gelten nicht für die Schüler in Klassenräumen. 6) Wegen des Infektionsschutzes werden Schüler in Lerngruppen zusammengefasst: Kohorten. 7) In Berlin müssen alle Schüler zum Unterricht, die kein Attest wegen einer Vorerkrankung vorlegen können – oder mit jemandem aus einer Risikogruppe zusammenleben. 8) Alle Lehrer da? Nein. An manchen Schulen fehlen auch altersbedingt bis zu 40 Prozent. 9) Gibt’s in Berlin eine Vertretungsreserve? Nein. 10) Niemand prüft, ob Familien in einem Risikogebiet im Urlaub waren. 11) Sind Schüler durch die Urlaubsquarantäne am ersten Tag nicht in der Schule, zählt das als Schwänzen. | |||||
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Allzu großes Interesse an der Pandemie scheint es in Berlin ohnehin nicht mehr zu geben. Mit dem hauptstadteigenen Schulterzucken wird das Virus von vielen hingenommen – selbst das Berghain sperrt den Garten wieder auf. Ein Hersteller für Schutzbedarf hat das Internet durchwühlt und will herausgefunden haben: In kaum einer großen deutschen Stadt werden die Begriffe „zweite Welle“ und „Maskenpflicht“ so selten gegoogelt wie in hier. Auf 1000 Einwohner entfielen im Schnitt nur 17 Suchanfragen – zweitniedrigster Wert der Untersuchung. Nur Duisburg hat „Is’ mir egal“ noch stärker im Blut: 14 Suchanfragen/1000. In Wuppertal und Stuttgart dagegen will man’s genau wissen: Dort googeln die Menschen doppelt so häufig pandemisches Fachvokabular. Vielleicht lernen Berliner aber auch einfach schneller – die drei Corona-Ampeln schalteten gestern wieder auf grün. | |||||
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Gute Nachrichten für Topfgucker: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat in letzter Instanz entschieden, dass Verbraucher ein Recht haben, über Lebensmittelkontrollen informiert zu werden. Das Urteil liegt dem Checkpoint exklusiv vor. Sie erinnern sich vielleicht an den Fall der Neuköllner Großbäckerei Höhn, die wegen himmelschreiender Hygienezustände schließen musste. Im Gesundheitsamt waren die Missstände lange bekannt, die Öffentlichkeit wusste nichts. Diesmal hatte „Real“ dagegen geklagt, dass behördliche Kontrollen auf Anfrage öffentlich gemacht werden – und verloren. Über das Portal „Topf Secret“ des gemeinnützigen Vereins Foodwatch wurden allein in Berlin schon 4000 solcher Abfragen gestellt. Das Urteil sendet auch ein Signal in Richtung Hauptstadtverwaltung: Die meisten der zwölf Bezirke wollten bislang keine Kontrollergebnisse veröffentlichen. Erst auf den Druck der Leib-und-Magen-Aktivisten geben Mitte und Neukölln nun Berichte raus, Charlottenburg-Wilmersdorf will folgen. Die Berliner sollten erfahren, wenn im Kiezmarkt rumgesaut wird. Die Verdauung wird’s danken – mehr gibt’s später auf tagesspiegel.de. | |||||
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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Die vierte beendet heute Team Checkpoint (die vorherigen Parts lesen Sie hier). Breaking News von Team Checkpoint, Knut Lehmann, Hans Ettemeyer und Stefanie Herfurth-Schmidt Das könnte sogar klappen... „Sieht so aus, als müsste ich mich doch nochmal bei deiner Tochter melden“, sagte er und legte auf. Das Disziplinarverfahren wegen der Beleidigung würde er wahrscheinlich nicht mehr stoppen können. Aber zumindest hatte er jetzt, da ihm bewusst wurde, wer der Absender war, die Chance ihn zu besänftigen und diesen vermaledeiten Brief doch noch seinem Empfänger zuzuführen. Schließlich war die Beziehung zu Marie auch daran zerbrochen, dass sie wegen der textilen Inneneinrichtung für das neue Homeoffice des Regierenden kurz vor dem Burnout stand und nachts lieber Vorhangkataloge wälzte, statt neben ihm zu schlummern. Mit ein bisschen Glück gab es da einen kurzen Draht zum Teufelsberg-Tower-Mann, hatte sie doch immer betont, wie gut sie sich mit dem Auftraggeber verstehe (er hatte gekocht vor Eifersucht!). Und was soll er sagen? Es hatte tatsächlich geklappt. Marie hatte die Wogen geglättet. Der bescheuerte Brief – in dem doch allen Ernstes lediglich stand, dass sich der Einzugstermin des Regierenden verschieben würde – war nochmal geschrieben, zugestellt und das Disziplinarverfahren gegen ihn gestoppt worden. Und das Beste an der Geschichte: Nachdem er sich bei Marie mit zehn Abendesseneinladungen bedankt hatte, durfte er auch wieder einziehen. Neu verliebt in Berlin. Hier geht es kommende Woche mit der nächsten (und letzten) Geschichte weiter – dann mit Berit Glanz. | |||||
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Weil wir Ihnen ja hier eine wilde Achterbahnfahrt der Berlingefühle bieten wollen, geht’s gleich weiter mit „Amt, aber glücklich“. Checkpointleserin Iris Gruber-Beerfeltz freut sich über ein kurzweiliges Erlebnis mit dem Bezirksamt Mitte. Dienstagmorgen um acht Uhr angerufen, 12 Uhr der Termin für die Beantragung eines Reisepasses, 12.15 Uhr fertig. Kein Witz. Und: „Die Mitarbeiterin war super freundlich und kompetent.“ Wir wünschen schönen Urlaub! | |||||
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