Liebe/r Leser/in! Halt, warten Sie! Frau Prien, können Sie mich hören? Tun Sie es nicht. Bedenken Sie die Folgen. Ich muss Sie warnen, das kann sehr schnell außer Kontrolle geraten. Als Bildungsministerin in Schleswig-Holstein tragen Sie schließlich Verantwortung. Für Kinder und Eltern. Und die werden es zu spüren bekommen. Die werden leiden. Wenn Sie es wirklich tun, Frau Prien. Wenn Sie wirklich, wie von Ihnen jetzt ins Spiel gebracht, ein Handyverbot an Grundschulen durchsetzen. Hallo? Sind Sie noch am Apparat? Ist Ihnen bewusst, was es bedeutet, wehr- und hilflosen Kindern jenen Schlüssel aus der Hand zu schlagen, der ihnen das Tor in eine gute, in eine digitale Zukunft öffnet? All die segensreichen Algorithmen, die unser Leben doch so unendlich wertvoller machen, würden diese Kinder viel seltener beglücken. Gerade in den so quälenden Stunden, in denen Deutsch, Sachkunde oder Rechnen das zerbrechliche psychische Gerüst der Kleinen belastet, wäre es wichtig, wenn ihnen ab und an ein smarter Begleiter zur Seite stünde. Für einen stillen Plausch mit den Kumpels der Paralllelklasse, für einen Rammstein-Song zum Mitsummen – oder für einen friedlichen Shootout im Lieblingsspiel „World of Bloody, Deadly and Ultimate Warfare VIII“ (oder so ähnlich). Doch nicht nur, dass den Grundschülern mit den Handys die Kenntnis der elementaren Regeln des Zusammenlebens vorenthalten wird. Sie werden gezwungen, sich analog zu beschäftigen. Wollen Sie das, Frau Prien? Kinder, die mit anderen Kindern spielen. Kinder, getrennt von ihrem treuesten Freund, fangen an, von Verzweiflung geschüttelt, sich auf dem Schulhof zu bewegen. Zu laufen. Zu hüpfen. Dabei reden sie womöglich mit anderen handylosen Kindern. Auf die katastrophalen Folgen für die Wirtschaft möchte ich nur am Rande hinweisen. Wenn unsere Kinder nicht mehr frühzeitig und zwanglos mit ihren Handys spielen dürfen, riskieren wir, dass sie in ihrem späteren Leben ein gestörtes Verhältnis zu Klicks, Likes und virtuellen Freunden entwickeln. Weil das Vertrauen fehlt, fühlen sie sich auf TikTok, Insta- und Telegram nicht zu Hause. Sie werden soziale Netzwerke meiden – und diese vielleicht sogar in den Ruin treiben. Und über die größte Gefahr habe ich noch gar nicht gesprochen. Wir beide wissen doch, was die größte Gefahr ist, oder? Wer den Kindern die Handys raubt, raubt ihnen den innigen Kontakt mit ihren Eltern. Es sind ungezählte Väter und Mütter, die Sie mit Ihrem Verbot zutiefst verunsichern. Das Handy ist nicht weniger als ein unverzichtbares Werkzeug ihrer Liebe und Fürsorge. Wer die Grundschule zur handyfreien Zone erklärt, erteilt dieser elterlichen Liebe und Fürsorge Hausverbot. Die Kinder mögen das vielleicht verkraften. Aber denken Sie an die Eltern. Die hocken in ihren Helikoptern und wissen nicht mehr, wo sie hinfliegen sollen. Ich frage mich, ob Sie das wirklich bedacht haben, Frau Prien. Hören Sie mich überhaupt? Warum antworten Sie nicht? Hallo? Ich glaube, die hat meinen Anruf weggedrückt. |