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Sharenting – Wo liegt die Grenze zwischen Teilen und Schützen?

 
LMZ BILDUNGSBOOSTER

Mit nur wenigen Klicks teilen wir glückliche Momente aus unserem Familienleben in sozialen Medien. Eltern gewähren dabei auch Einblicke in die Entwicklung ihrer Kinder, was als „Sharenting“ bezeichnet wird (share = teilen, parenting = erziehen). Dass die Kinder teils andere Vorstellungen über die Privatheit von Fotos haben, ist den Eltern oft nicht bewusst. Hinzu kommt, dass einmal geteilte Fotos im Netz später zum Problem werden können.

Welche Folgen hat es also, wenn wir Fotos und Erlebnisse von Kindern ins Netz stellen? Inwiefern wird dadurch die digitale Identität der Kinder beeinflusst? Und wer entscheidet über die Privatsphäre der Kinder?

Neben vertiefendem Wissen rund um das Thema Sharenting, geht es im aktuellen BILDUNGSBOOSTER auch um die Perspektive der Eltern. Wir erklären, welche Konsequenzen das übermäßige Teilen von Kinderbildern haben kann und geben euch als Eltern wichtige Impulse und Tipps zum Umgang mit Sharenting.


Welche Risiken birgt Sharenting?

Selbst, wenn sie im Moment der Veröffentlichung noch zu jung sind, um sich zu äußern, können einmal geteilte Fotos später zum Problem werden. | @Canva

Mobbing. Bilder können Auswirkungen auf den Schulalltag oder das spätere Arbeitsleben haben. Mitschüler/-innen oder Kolleginnen und Kollegen können die Fotos missbrauchen, um die abgebildeten Personen zu mobben.

Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Wenn Kinder entscheiden dürften, würden sie laut einer Studie der Universität Köln und des Deutschen Kinderhilfswerkes (Studie: Kinder. Bilder. Rechte) deutlich weniger Bilder teilen von sich teilen als ihre Eltern es tun. Darum ist es wichtig, Kindern Raum für Mitbestimmung zu geben und Bedenken ernst zu nehmen.

Vorbildfunktion scheitert. Wenn Kinder vorgelebt bekommen, dass ihre privaten Fotos ungefragt weitergegeben werden dürfen, könnten sie künftig auch selbst die Persönlichkeitsrechte anderer Personen missachten, weil Ihnen der Wert nicht bekannt ist.

Missbrauch. Dritte können die Bilder herunterladen oder einen Screenshot davon erstellen, speichern und für ihre Zwecke missbrauchen. Eltern haben dann nicht mehr in der Hand, was mit den Aufnahmen im Netz geschieht. Die Bilder können zum Beispiel für Werbung oder in sexualisierten Kontexten genutzt werden.

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Was kann ich als Elternteil tun?

Daten im Internet zu veröffentlichen, birgt immer ein Risiko. | @Canva

Mithilfe der folgenden Tipps möchten wir euch als Eltern dabei unterstützen, die Veröffentlichung von Fotos und Videos aus der eigenen Familie risikoärmer zu gestalten.

Kinder sollten altersangemessen einbezogen und um Erlaubnis gefragt werden. Außerdem solltet ihr die Privatsphäre-Einstellungen in Social Media und Messengern regelmäßig checken, da diese sich nach Updates verändern können. Ihr solltet zudem genau überlegen, welchen Bildauschnitt ihr wählt und dabei mit Kindergesichtern sparsam umgehen. Die Bilder sollten nur mit einem sorgfältig überlegten Personenkreis geteilt werden. 

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Wissenswertes aus dem Bereich Datenschutz

Die Gefahr beim Sharenting im Bereich Datenschutz lässt sich wie folgt zusammenfassen: Je mehr und je unbedachter Inhalte im digitalen Raum geteilt werden, desto mehr Informationen können von Dritten gewonnen und missbraucht werden.

Wer Social Media nutzt, stimmt beim Einrichten des Profils automatisch den allgemeinen Geschäftsbedingungen zu. Jede/-r Nutzer/-in gibt so das Recht am eigenen Bild ab. Expertinnen und Experten schätzen, dass bis 2030 rund zwei Drittel aller Identitätsdiebstähle mit Sharenting in Verbindung stehen werden (mdr | MEDIEN360G | 2024).

Interessanterweise wird von vielen Eltern WhatsApp als privat und andere Plattformen wie beispielsweise Instagram werden als öffentlich wahrgenommen. Diese Wahrnehmung führt dazu, dass Eltern in „öffentlichen Plattformen" genauer abwägen was sie teilen, während sie bei WhatsApp weniger vorsichtig mit den Daten ihrer Kinder umgehen (Studie "Kinder. Bilder. Rechte." | 2018).

Ein Trugschluss: Denn auch in geschlossenen Chats haben Eltern keine Kontrolle darüber, was mit den Bildern der eigenen Kinder wirklich passiert. Die offizielle Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt nur die Übertragung der Bilder, jedoch nicht die Speicherung auf den Geräten der jeweiligen Empfänger/-innen. Außerdem gehört WhatsApp zu META. Auch wenn die Inhalte selbst nicht für Werbezwecke analysiert werden dürfen, kann META weitere Daten der Bilder (wie Standort, Aufnahmedatum usw.) auswerten. So tragen Eltern unbewusst zur Erweiterung der Datenmenge bei, die META über sie und ihre Familie sammelt (Saferinternet).

Studie "Kinder. Bilder. Rechte."


Ist Sharenting rechtens?

Die rechtliche Lage von Sharenting ist komplex. | @Canva

Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Eine Publikation der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz liefert jedoch gute Anhaltspunkte, um die rechtliche Lage von Sharenting in Deutschland besser einschätzen zu können. In Deutschland müssen Eltern beim Sharenting die Rechte ihrer Kinder achten, insbesondere das Recht auf Privatsphäre und das Recht am eigenen Bild. Neben den Eltern liegt die Achtung des Daten- und Jugendmedienschutzes auch in der Verantwortung der Anbieter – also der sozialen Medien.

Zur Publikation (BZKJ)


Sicherer Umgang mit Medien in der Familie

Broschüre „Medien – aber sicher: Ein Ratgeber für Eltern." | LMZ

Ratgeber für Eltern

Wie können Kinder im familiären Umfeld erste sinnvolle Erfahrungen mit Medien machen? Auf welche Weise können Eltern ihnen dabei helfen, Chancen und Risiken der Mediennutzung selbst einschätzen zu lernen? Und warum ist es so wichtig, mit Kindern dauerhaft über ihren Medienkonsum im Gespräch zu bleiben? Diese und weitere Fragen beantwortet die Broschüre „Medien – aber sicher: Ein Ratgeber für Eltern.", welche online als PDF frei verfügbar ist.

Ratgeber als PDF


Das Eltern-Medienmentoren-Programm (EMM) des LMZ.

Schulung für Eltern

Das Eltern-Medienmentoren-Programm unterstützt euch als Eltern bei der Medienerziehung in der Familie. Angeboten werden neben buchbaren Veranstaltungen auch die Ausbildung zu Eltern-Medien-Mentorinnen und -Mentoren.

Infos über das EMM


Die Medienpädagogische Beratungsstelle des LMZ.

Beratungsstelle des LMZ

Unsere Beratungsstelle hat ein Ohr für euch! Bei individuellen Fragestellungen und Problemen rund um die digitale Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen hilft die Medienpädagogische Beratungsstelle weiter.

Kontakt zur Beratungsstelle


Wir hoffen, euch hat diese Ausgabe des BILDUNGSBOOSTERs gefallen und ihr fühlt euch besser geschult im Umgang mit Kinder- und Familienbildern in sozialen Medien.

Bei Anregungen oder Fragen schreibt uns jederzeit gerne oder hinterlasst einen Kommentar. Wir freuen uns über eure Meinung und den Austausch. Danke und liebe Grüße!

Eure LMZ-Redaktion


Über diesen Newsletter: Im LMZ BILDUNGSBOOSTER liefern wir euch jeden Monat pädagogische Tipps und gebündeltes Fachwissen zu aktuellen Bildungsthemen und Medientrends.

Hinweis: Ihr erhaltet diesen Newsletter, da ihr euch für den „Media Culture“ Newsletter des LMZ angemeldet hattet. Wir haben diesen Newsletter überarbeitet und ihn in „LMZ BILDUNGSBOOSTER“ umbenannt. Sollte sich eure Interessenslage geändert haben, könnt ihr euch jederzeit abmelden. Wir freuen uns jedoch, wenn wir euch als Leserin oder Leser für den BILDUNGSBOOSTER behalten können.



 

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