die AfD jubelt im Bundestag, die demokratische Mitte ist tief gespalten, kurz: Es war schon mal leichter, Optimist zu sein. Doch gerade als solcher darf man in der Krise nicht verzagen. Sollten Sie also am Streit um Grenzen, Brandmauern und Abstimmungen mit Rechtsextremen verzweifeln, hier eine optimistische Deutung: Wir erleben gerade eine Sternstunde der Demokratie. Ernsthaft. Wann wurde zuletzt so leidenschaftlich, so grundsätzlich, so ernst um die Ausrichtung dieses Landes gestritten? Und das auf allen Ebenen, im Privaten wie im Öffentlichen? Im Bundestag gab es gestern einen historischen Schlagabtausch zwischen Bundeskanzler, Vizekanzler und Opposition, es ging ums Eingemachte, um das, was dieses Land ausmacht, um Europa und unsere Rolle in der Welt, um Lüge und Anstand, um richtig und falsch, um Wunsch und Wirklichkeit, um Gewissen, Moral, Recht und Schicksal (hier finden Sie den Live-Ticker dazu). Am Ende stimmten CDU und FDP mit der AfD – und jeder Wähler weiß jetzt, wer wo steht. Auch im Hamburger Rathaus flogen die Fetzen zwischen SPD und CDU, zwischen AfD und Grünen. Der Bürgermeister ergriff spontan das Wort, zeigte Bereitschaft für härtere Maßnahmen, zog aber auch eine klare Grenze. Ann-Christin Busch war vor Ort und hat live berichtet. Nun gehen die Meinungen über das, was aktuell unbedingt nötig oder unbedingt zu vermeiden ist, weit auseinander. Ich kenne Migranten, die wegen der Migrationspolitik AfD wählen wollen, SPD-Stammwähler, die sich plötzlich auf Friedrich Merz' Seite wiederfinden und Zyniker, die auf ihre alten Tage wegen der Moral die Grünen für sich entdecken. Kalt aber lässt dieser Wahlkampf kaum jemanden. So sollte das in einer lebendigen Demokratie sein. Einen optimistischen Donnerstag wünscht Mathis Neuburger Stv. Chefredakteur mathis.neuburger@mopo.de | |
⚓ Hamburg und der Norden 🛳 | |
1. Rocker-Razzia! Luxus-Uhr bei Häftling sichergestellt – „Hells Angels“ im Fokus | |
Am frühen Dienstagmorgen stürmten Spezialeinheiten mehrere Wohnungen in Hamburg und im Umland. Nach MOPO-Informationen handelt es sich bei den Beschuldigten um Angehörige des Rockerclubs „Hells Angels“. Insgesamt 13 Wohnanschriften wurden überprüft. Zwei Haftbefehle vollstreckten die Ermittler. Hintergrund sind Ermittlungen wegen des Verdachts des bandenmäßigen Drogenhandels. Bizarr: Einer der Verdächtigen sitzt derzeit in Haft – was ihn womöglich aber nicht daran hinderte, kriminellen Aktivitäten nachzugehen. In seiner Zelle machten die Beamten eine bemerkenswerte Entdeckung. | |
2. Hier sind (fast) alle happy: Wichtige Verkehrsader ist fertig umgebaut | |
Für fast eineinhalb Jahre hatte sich die Königstraße (Altona-Altstadt) in eine große Baustelle verwandelt. Der Senat tüftelte entlang der Verkehrsader an der „Straße der Zukunft“, Auto- und Radfahrer mussten sich an Absperrungen und Umleitungen entlangschlängeln. Damit ist es jetzt vorbei, die Straße ist offiziell fertiggestellt. Gegenwind gab es bei dem rot-grünen Projekt kaum – das allein ist schon bemerkenswert. | |
3. Hamburg vermeldet Abschieberekord – das steckt wirklich dahinter | |
Im vergangenen Jahr hat Hamburg 1746 „Rückführungen“ durchgeführt, so viele wie seit 2016 nicht mehr. Entsprechend loben sich SPD und Innenbehörde. Unter den Abgeschobenen sind auch knapp 270 verurteilte Straftäter. Die meisten aber sind Familien und Einzelpersonen, die „freiwillig“ in ihre oft südosteuropäischen Herkunftsländer zurückkehrten. Gleichzeitig ist die Zahl der Asylanträge in Hamburg stark gesunken. Hier gibt's Fakten zur aktuellen Asyldebatte. | |
4. Während der Arbeitszeit drei Stunden zum Friseur? Da platzt dem Chef der Kragen | |
Da hat einer die Faxen dicke. „Ich bin sauer!“, schreibt Kai-Gunnar Henning auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn. „Wir müssen endlich aufhören, so zu tun, als wäre Homeoffice jemals eine gute Idee gewesen.“ Der Auslöser? Eine Angestellte hatte einen knapp vierstündigen Friseurtermin in ihren Kalender eingetragen. „Irrsinn. Einfach Irsinn.“ Jedoch: Nicht alle Nutzer teilten die Empörung des Hamburger Unternehmers. | |
5. Café darf keinen Wein ausschenken – und das liegt an der Eingangstür | |
Das Büchercafé Kapitel Drei in Altona würde gerne Wein ausschenken, darf es aber nicht. Der Grund dafür liegt an der Eingangstür, da diese nur nach innen aufgeht. Dies ist auf die Brandschutzverordnung zurückzuführen. Nun starten die Inhaberinnen eine Crowdfunding-Kampagne für eine neue Tür. | |
Millionen Erwerbstätige vermeldete das Statistikamt gestern für Hamburg – ein Anstieg um 0,9 Prozent gegenüber 2023. Trotz Wirtschaftskrise wächst die Beschäftigung also. Bundesweit ist die Zahl um 0,2 Prozent gewachsen. | |
6. Stürmischer Mebude-Start beim HSV: Mit welchen Weltstars der Zugang schon kickte | |
Der Neue legt los! Adedire Mebude mischte nur 16 Stunden nach seiner offiziellen Verpflichtung erstmals im HSV-Training mit. Bei typischem Hamburger Wetter hatte er trotz Regen und Sturm sichtlich Spaß mit seinen neuen Kollegen. Seine erste Einheit endete dennoch verfrüht. | |
7. St. Pauli holt neuen Innenverteidiger: Was man daraus schlussfolgern kann | |
🇩🇪 Deutschland und die Welt 🌍 | |
8. Dauer-Krise: Regierung senkt Wirtschaftsprognose drastisch | |
9. Zweifel an angeblich rassistischem Angriff auf Linken-Abgeordnete | |
🎸 Kultur und Stadtleben 🎬 | |
10. Bald auch in Hamburg: Irrer Hype um Cookies-Laden – Influencer reisen extra an | |
Sie nehmen stundenlange Fahrten auf sich und warten in 50 Meter langen Schlangen – um in einen Keks zu beißen. Der Laden „Cookie Couture“, bisher in Köln und Stuttgart, macht die Influencer verrückt! Bald eröffnet auch eine Filiale in Hamburg. Was die handtellergroßen Kekse so besonders macht und was die Kunden in der Hansestadt erwartet: Die MOPO hat mit dem Gründer gesprochen. | |
Kultur-Tipp für Donnerstag: Bilder von heißen Nächten und geheimnisvollen Orten | |
Es gibt Künstler, die malen ihr Leben lang eine Straßenecke in der Nachbarschaft, sich selbst im Spiegel oder immer wieder dasselbe Wasserglas. Durchaus spannend. Jan Siebert ist da ein ganz anderer Künstler-Typ. Er ist immer unterwegs, ein Grenzgänger zwischen Europa und Lateinamerika. Derzeit lebt – und malt – er in Salvador de Bahia in Brasilien, wo der kulturelle Einfluss Afrikas besonders wirkmächtig ist. Hier entstehen auch seine großformatigen Malereien – Öl auf Leinwand –, die jetzt in der Einzelausstellung „After The Moment“ in der Fabrik der Künste in Hamm gezeigt werden. Fabrik der Künste: Vernissage am 30.1., 19 Uhr, Ausstellung bis 2.3., Mo-Do 15-20 Uhr, Fr-So 11-19 Uhr, Kreuzbrook 10/12, Eintritt frei, fabrikderkuenste.de Dieser Tipp kommt aus Plan7, der Kultur- und Veranstaltungsbeilage in der aktuellen WochenMOPO (jeden Freitag neu am Kiosk, hier im günstigen Kennenlern-Abo). Plan7 – das sind 28 Seiten voll mit Kultur und Inspiration für Ihre Freizeit: Kultur-Tipps für jeden Tag der Woche, Tipps für Gastro-Fans und für Hamburg- und Umland-Entdecker. | | |