Die neue „Cancel Culture“ kommt von links im März forderten 15 Autoren den Rowohlt-Verlag auf, die Autobiografie von Woody Allen nicht zu veröffentlichen, weil dieser sich nicht überzeugend mit Missbrauchsvorwürfen seiner Tochter auseinandergesetzt habe. Es ist eines der jüngsten Beispiele für die sogenannte „Cancel Culture“. Dabei geht es nicht darum, Publikationen zu fördern, sondern um das genaue Gegenteil: also dafür zu sorgen, dass Bücher nicht erscheinen, Menschen nicht auftreten, Lesungen nicht stattfinden können. Rassismus, Sexismus und andere fragwürdige Positionen sollen keinen Raum in der Öffentlichkeit bekommen, lautet das Argument heute vor allem von links. Mich erinnert vieles an die 80er-Jahre, als Kunst noch die Fähigkeit zugestanden wurde zu verstören. Damals waren es die Konservativen, die überall Gefahren witterten. Einer, den sie nicht mochten, war der Regisseur Christoph Schlingensief. Letzten Freitag jährte sich Schlingensiefs Todestag zum zehnten Mal. Es wäre spannend gewesen zu hören, was er von der neuen Kultur gehalten hätte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er kein Freund der Cancel Culture gewesen wäre. | Jan Fleischhauer, Kolumnist |
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