im Jahr 2015 brachte der kleine Verlag „Metermorphosen“ den sogenannten „Moral-o-mat“ auf den Markt, bei dem sich aus jeweils drei Satz-Bausteinen wahllos irgendwelche philosophisch scheinenden Phrasen kombinieren lassen: „Umweltschutz / ist in Zukunft alles / was uns bleibt“ oder „Kunst / ist theoretisch / eine große Chance“, um nur zwei Beispiele von insgesamt 125.000 Möglichkeiten zu nennen. Ein ähnliches Gerät, schreibt Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier in seinem Kommentar, scheint beim Bundespräsidialamt im Einsatz zu sein. Jedenfalls erzeugt das deutsche Staatsoberhaupt ohne Unterlass vergleichbare Sentenzen, die irgendwie oberflächlich Sinn ergeben, ohne dabei erkennbar sinnstiftend zu sein. So auch, nachdem der Polizist Rouven L. jenen Verletzungen erlegen ist, die ihm zwei Tage zuvor ein islamistischer Attentäter in Mannheim zugefügt hatte. Das Kondolenzschreiben des Staatsoberhaupts, so Marguier, grenzt an eine Unverschämtheit. Aber der Bundespräsident steht damit nach der Terrortat nicht alleine da. Der Kanzler und andere Regierungspolitiker wetteifern nach der islamistischen Terrortat von Mannheim im Phrasendreschen, wie mein Kollege Ferdinand Knauß feststellt. Olaf Scholz schafft es nicht einmal, eine Video-Ansprache spontan anzupassen. Und Wolfgang Kubicki muss mal wieder das Offensichtliche aussprechen. Themawechsel: Wer Angst hat, seinem Kind Unlust zu bereiten, schwächt es, schreibt unsere Autorin Miriam Stiehler. Denn errst durch das richtige Maß an Verantwortung erleben Kinder ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit: Weil man ihnen einiges zumutet, können sie sich einiges zutrauen. Stiehlers Text lesen Sie hier. Blick ins Ausland: In Georgien hält der Widerstand gegen das „Agentengesetz“ an. Im Interview mit Ralf Hanselle erläutern zwei Bürgerrechtler, wo die Gefahren des neuen Gesetzes liegen, wie Russland seine Macht in der Region ausbaut und was jenen droht, die gegen das Gesetz demonstrieren. Russland bildet derweil enge Bündnisse in der gesamten Sahelregion und wird davon wirtschaftlich und politisch profitieren. Moskaus militärische Aufrüstung in Nordafrika stellt dabei eine ernsthafte Bedrohung für Europa dar, analysiert Ronan Wordsworth. Gleichzeitig richtet Russland im Zuge der westlichen Wirtschaftssanktionen seinen Handel nach China aus. Der Erfolg kann sich sehen lassen – dürfte aber letztlich nicht von Dauer sein. Denn es gibt da noch ein paar Fallstricke, schreibt Ekaterina Zolotova. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |