Sehr geehrte Damen und Herren, | bei Loriot blieb die Ente in der Wanne, und in Deutschland bleibt die Maske im Gesicht. Das haben die Gesundheitsminister der Länder nach einer Schaltkonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschlossen. Zur Begründung hieß es, es dürfe nicht der falsche Eindruck entstehen, die Pandemie sei vorbei. Zuvor hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel einer Aufhebung der Maskenpflicht in Geschäften eine klare Absage erteilt – mit Unterstützung der Parteiführungen von CDU, CSU und SPD. „Die Maskenpflicht ist die Hauptsorge der Händler“, sagt Erik Maier, Junior-Professor an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Die Rolle der Gesichtsabdeckung als Stimmungskiller für die Kauflaune wird allerdings überschätzt. Das zeigt ein von Maier erstellter Vergleich der Umsatzentwicklung mit europäischen Ländern wie den Niederlanden, in denen es keine Verpflichtung gibt, einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Danach stürzten die Umsätze im Einzelhandel ohne Lebensmittel in Deutschland und in den Niederlanden trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen nahezu parallel ab. In der Bundesrepublik lagen sie im April um 14,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, in Holland um 15,0 Prozent. Auch die Erholung im Mai erfolgte annähernd im Gleichschritt, während der Einbruch in der Schweiz trotz Maskenverzicht tiefer, die folgende Erholung steiler ausfiel. „Die Maskenpflicht alleine kann die Umsatzrückgänge nicht erklären“, schließt Maier aus den Zahlen. Einen mindestens ebenso starken Einfluss hätten weitere Einschränkungen wie Geschäftsschließungen oder Abstandsregelungen. Wer wird Kanzlerkandidat der Union? Diese Frage hat durch eine Interviewäußerung von Markus Söder Fahrt aufgenommen. Nur wer Krisen meistert, kann Kanzlerkandidat werden, hat er gesagt. Eigentlich ein Allgemeinplatz. „Allein schon, dass ein von Söder ausgesprochener Satz aus den Tiefen der Binsenkiste genügt, um die CDU in Wallung zu bringen, zeigt, wie bedeutend Söder in der Union und für sie geworden ist“, schreibt meine Kollegin Dagmar Rosenfeld (siehe Foto). Der Bayer hat in den vergangenen Monaten bewiesen, dass er Krise kann. „Dass Söder die von Söder gestellten Ansprüche erfüllt, ist schön für Söder. Schön für die Union ist, dass der Mann aus Bayern noch mehr als Krisenkönnen mitbringt, um das kommende Wahljahr zu einem erfolgreichen zu machen“, so Rosenfeld. Markus Söder habe in Bayern gezeigt, wie ein erfolgreicher Konservatismus gehe, der sich nicht in Abgrenzung oder Annäherung zur AfD, sondern aus sich selbst heraus definiert. Dazu gehört auch, die Ökologie als ressortübergreifendes Thema zu verstehen, allerdings ohne das Heilsbringerhafte, das die Grünen ihr zuschreiben. |
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Ein bisschen Neuanfang und viel Weiterso – so lässt sich die Kabinettsumbildung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammenfassen. Die neue Regierung, mit der Macron gleichzeitig die Post-Corona-Wirtschaftskrise zu lösen versucht und die ökologische Wende durchsetzen will, ist vorwiegend konservativ. Viele Gesichter bleiben gleich, einige Minister verlieren oder gewinnen an Kompetenz. Gehen mussten lediglich der umstrittene Innenminister Christophe Castaner und die nicht weniger unbeliebte Justizministerin Nicole Belloubet. Für den neuen Regierungschef Jean Castex dürfte es kein Problem sein, diese neue, alte Mannschaft auf Linie zu halten. Castex, ein unbekannter Provinzpolitiker mit dem charmanten Akzent des Südwestens, gleichzeitig ein brillanter Technokrat und treuer Staatsdiener, war bis zu seiner Nominierung ein unbeschriebenes Blatt, wie eine Meinungsumfrage gezeigt hat. Mit der Nominierung eines No-Name-Kandidaten hat Macron das ohnehin geschwächte Amt des Premierministers de facto abgeschafft. Er ist nun selbst Staats- und Regierungschef in Personalunion. In Macrons Umfeld scheut man sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. „Macron wird fortan Präsident und Premierminister in einem sein“, ließ sich ein Vertreter der Regierungspartei La République en Marche (LREM) anonym zitieren. Das Vergnügen ist ein kurzes gewesen: Nach der Wiederöffnung am Wochenende sind mehrere Pubs in England wegen Coronavirus-Infektionen von Gästen wieder geschlossen worden. Betroffen sind mindestens drei Kneipen in Burnham-on-See an der Südwestküste, in Batley im nördlichen England und in Alverstoke im Süden. Die Pubs seien gründlich gereinigt und die Mitarbeiter getestet worden, teilten die Betreiber in sozialen Medien mit. Kritiker halten die Lockerungen für viel zu früh. Denn Großbritannien ist das am schlimmsten vom Coronavirus-Ausbruch betroffene Land in Europa. In Australien wird wegen der Ausbreitung des Virus eine ganze Stadt dicht gemacht: Für Melbourne ist eine Ausgangssperre verhängt worden. Die mehr als fünf Millionen Bewohner der zweitgrößten Stadt des Landes müssen für mindestens sechs Wochen zu Hause bleiben, wie der Regierungschef des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, am Dienstag mitteilte. „Wir können nicht so tun, als ob die Coronavirus-Krise vorbei sei“, sagte Andrews. In den vergangenen 24 Stunden seien 191 neue Fälle registriert worden. Das Virus könne angesichts dieser Zahl nicht zurückverfolgt werden. Ist Diziplin eine Tugend oder einfach nur anstrengend? In unserem Podcast „The real World“ diskutieren meine Kolleginnen Nicola Erdmann und Julia Hackober über die Lust auf Struktur, Durchhaltevermögen und vermeintlich schwache Momente. Bleiben Sie stark, |
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