Wenn am Sonntag um 21 Uhr die Schweiz gegen Deutschland spielt, geht es zunächst einmal um Fussball. Doch die Gastgeber haben diese EM moralisch aufgeladen. Das Turnier sei «Klebstoff für unsere gespaltene Gesellschaft», diesen Satz konnte man auf der ARD hören. Und kennen Sie das offizielle Motto der EM? «United by Football. Vereint im Herzen Europas.»
Entsprechend angestrengt wirkt der deutsche Patriotismus. Als würde viel Hurra schnell mal nach AfD tönen. Andere Länder, allen voran Albanien und Schottland, feiern sich an dieser EM deutlich unverkrampfter.
Und wie steht es um den Schweizer Fussball-Patriotismus? Ich masse mir hier ein Urteil an, als Besucher von Nati-Spielen über drei Jahrzehnte hinweg. Der helvetische Nationalstolz hat zugenommen. Auch darum, weil die Fan-Population verglichen mit meiner ersten EM 2004 in Portugal bunter zusammengesetzt ist.
Letzten Samstag, im ICE nach Köln und im Stadion, begegnete man einem Querschnitt der Schweizer Bevölkerung, wie man sie auf der Raststätte Würenlos antrifft. Der Fansektor hat sich «mediterranisiert», der helvetische Patriotismus entkrampft. Die Farbe Rot ist dichter vertreten als früher, das Singen und Hüpfen ausgelassener. Hurra ohne falsche Hemmungen.
Berufener als ich, über Schweizer und deutsche Eigenheiten zu sprechen, ist der eingebürgerte Fussball-Experte Marcel Reif. Mein Kollege François Schmid-Bechtel hat mit der deutschen TV-Legende gesprochen.
Gute Lektüre und ein schönes Wochenende.
Patrik Müller, Chefredaktor
Für Sie zusammengestellt von Yannick Nock, Leiter Online.
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