Paukenschlag in Österreich +++ Die Gewinner unseres Weihnachtsrätsels
● Wahlkampf-Start in Seeon |
● Regierungschaos in Wien |
● Sanierungsdruck in Wolfsburg |
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Liebe Leserin, lieber Leser, brauchen Sie noch einen guten Vorsatz fürs neue Jahr? Ich möchte Ihnen im Laufe der Woche zumindest fünf Erwartungen näherbringen, die ich selbst an 2025 habe. Mein erster Vorschlag: Wir sollten alle mehr Toleranz wagen! Das mag Sie jetzt überraschen, denn ich geb’s gern zu: Ich selbst arbeite mich durchaus mit großer Empathie an der Noch-Regierung ab. Was mir aber auffällt: Dass sich neben solchen Sach-Debatten eine schwarz-weiße Lager-Denke tief in unsere Familien und Freundeskreise gefressen hat. Wie war’s bei Ihnen während der Feiertage? Die Fronten verlaufen da nicht zwischen Grill-Freunden und Vegetariern oder Alt und Jung. Man ist entweder Habeck-Fan oder -Feind. Man will die AfD wählen oder verbieten. Graustufen sind verpönt. Dabei sind Menschen doch unendlich viel mehr als ihre Parteipräferenz. In meinem Bekanntenkreis finden sich – politisch gesehen – alle oben Genannten und noch einige mehr. Stellen Sie sich vor: Ich habe auch was übrig für Grünen- und AfD-Wähler! Weil ich meine Gesprächsbereitschaft oder gar Sympathie nicht von einem Kreuzchen im Wahllokal abhängig mache. Weil Vielfalt bereichert. Der eine Bekannte kann mir Abende lang Richard Wagners „Ring“ erklären. Die andere bewundere ich für ihr Ehrenamt zur Rettung bedrohter Lurche. Raten Sie mal, wen ich nach vorherrschender Meinung schon als „Nazi“ ausgrenzen müsste! Es ist nicht der Wagner-Fan.
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| Sind Sie eher Team Alice Weidel oder Robert Habeck? (© dpa, imago) |
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Ich glaube, dass wir Menschen darauf konditioniert sind, bei Live-Begegnungen erst mal Gemeinsamkeiten zu suchen, nicht Sollbruchstellen. Wir sind Herdentiere und geborene Diplomaten. Aber seit dem Aufkommen sozialer Netzwerke kultivieren wir eine wachsende Verachtung für Andersdenkende. In der Anonymität des Netzes, wo kein Lächeln Brücken bauen kann, unterstellen wir dem Gegenüber von vornherein dunkelste Absichten. Wahlweise sind alle anderen Demokratiefeinde oder links-grüne Spinner. 0 oder 1 – wir verhalten uns inzwischen so holzschnittartig wie unsere Computer. Kein Wunder: der Algorithmus unterstützt vor allem unsere Empörung, die ihn zugleich füttert. Meta, Alphabet & Co. verdienen mit. Dabei schreien wir im echten Leben ja auch nicht gleich jedem unsere eigene Meinung ins Gesicht, sondern hören zu, wägen ab, halten bisweilen sogar die Klappe. Unser Vertrauensvorschuss ist dort zu Recht viel größer. Auch Parteien, Promis, Medien haben sich da übrigens mitverändert: Es wimmelt nur so vor Haltung, Moralpredigten und Selbstbekenntnissen. Weil die großen Probleme so komplex sind, widmen wir uns mit Hingabe symbolpolitischen Scharmützeln, bis die nächste Sau durchs globale Dorf getrieben wird. Ich garantiere Ihnen: Der nun beginnende Kurzzeit-Bundestagswahlkampf wird uns bis 23. Februar noch viele „Aufreger“ liefern, die nur weiter ablenken. Bevor ich mich auf all das einlasse, rede ich lieber mal wieder mit meinem Nachbarn. Ist authentischer. Und informativer. Wie sind Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie mir: feedback@focus-magazin.de |
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| Unions-Parteifreunde Markus Söder und Friedrich Merz im Dezember in Augsburg (© dpa) |
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CSU startet mit Kloster-Klausur in den Wahlkampf |
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Wer kann mehr Law & Order? Auch um diese Frage wird es gehen, wenn sich die CSU-Spitzen ab heute im bayerischen Kloster Seeon zu ihrer Klausur treffen. Schon zum Wochenende hat die Partei ein neues Papier zur Migrationspolitik vorgelegt. Demnach dürften Einwanderer nur noch bleiben, wenn sie ein „auskömmliches“ Einkommen erwirtschaften. Die dreitägige Veranstaltung der CSU-Landesgruppe läutet nicht nur den Wahlkampf ein, sondern könnte neben der Migrationsfrage auch bei einem weiteren Thema Akzente setzen: Wäre die Union zu einer Regierungsbildung mit den Grünen bereit? Die Klausur beginnt um 13.30 Uhr mit Reden des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und des CSU-Landesgruppenchefs Alexander Dobrindt. Angeblich will die CSU einen „Comeback-Plan“ für Deutschland beschließen, zu dem zehn „bürgerliche Chancen-Projekte“ gehören. Am Dienstag stehen Gespräche mit Wirtschaftsvertretern sowie dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis und dem luxemburgischen Premierminister Luc Frieden an. Am Mittwoch wird CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in Seeon erwartet. |
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| Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen und FPÖ-Chef Herbert Kickl im Oktober 2024 (© Reuters) |
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Regierungschaos in Österreich |
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Schon am heutigen Montag könnte die Zukunft für Österreichs künftige Regierung neu entschieden werden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen will dann Herbert Kickl in der Wiener Hofburg empfangen, den Parteichef der rechtspopulistischen FPÖ. Bundeskanzler Karl Nehammer hatte am Wochenende seinen Rücktritt angekündigt – auch vom Amt des Vorsitzenden der bürgerlichen ÖVP. Er zog damit die Konsequenzen aus den gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit den Sozialdemokraten der SPÖ und den liberalen Neos. Nehammer erklärte, seine Partei werde „leistungs- und wirtschaftsfeindlichen Maßnahmen“ nicht mittragen. Die SPÖ hatte u.a. höhere Steuern für Besserverdiener gefordert, um die Staatsschulden in den Griff zu kriegen. Die Idee einer Koalition der bürgerlichen Mitte endete nun in einem von ihr selbst provozierten Chaos. Klarer Sieger der Nationalratswahlen am 29. September war mit 28,8 Prozent die FPÖ, mit der die anderen zunächst nicht koalieren wollten. Am Sonntag signalisierte ÖVP-Interimschef Christian Stocker, man sei zu Gesprächen mit Kickl bereit, der plötzlich doch Kanzler einer blau-schwarzen Koalition mit der ÖVP als Juniorpartner werden könnte. In Deutschland warnte Grünen-Vizekanzler Robert Habeck: „Österreich ist ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte.“
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| Das VW-Hauptwerk in Wolfsburg bei Nacht (© dpa) |
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VW: Warum 2025 zum Schicksalsjahr der Wolfsburger wird |
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Das neue Jahr beginnt für VW so schlecht, wie das alte zu Ende ging: Trotz eines für 2024 anvisierten Jahresumsatzes von 320 Milliarden Euro ist der Wolfsburger Konzern an der Börse aktuell nur noch 47,8 Milliarden Euro wert. Ein ähnliches Problem haben zwar auch andere deutsche und europäische Hersteller. Aber bei Volkswagen kommt neues Ungemach hinzu. Zwischen den Jahren wurde bekannt, dass die sensiblen Daten von 800.000 E-Autos der Konzernmarken VW, Audi, Seat und Skoda im Netz frei verfügbar waren. 2025 wird für Volkswagen zum Schicksalsjahr, weil nun die kurz vor Weihnachten beschlossenen Sanierungsschnitte in die Praxis umgesetzt werden müssen: 35.000 Stellen sollen bis 2030 abgebaut werden. Die angedrohte Komplett-Schließung mehrerer der aktuell noch zehn deutschen Werke wird zwar vermieden, aber wie lange noch? Mittelfristig müssten „mehr als 15 Milliarden Euro pro Jahr“ gespart werden, mahnt der Vorstand. Das Werk in Osnabrück wird vermutlich in zwei Jahren verkauft, die Fahrzeugproduktion in der Gläsernen Manufaktur in Dresden Ende 2025 beendet, berichtet mein Kollege Peter Steinkirchner im aktuellen FOCUS. Sein Fazit: „Wo andere mit frischem Schwung in die kommenden zwölf Monate starten, wirkt Volkswagen irritiert, beunruhigt, und vor allem: in höchstem Maße mit sich selbst beschäftigt.“ Vor allem das bislang so wichtige China-Geschäft liegt darnieder. |
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| SPD-Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (© dpa) |
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Probleme bei elektronischer Patientenakte |
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Die neue elektronische Patientenakte (ePA) soll am 15. Januar starten. Doch vieles deutet darauf hin, dass der reibungslose Betrieb wie schon beim E-Rezept mindestens noch einige Monate auf sich warten lässt: „Die Entwicklung und Testung der Praxis-Software, die mit der ePA zusammenspielen muss, ist noch nicht abgeschlossen“, warnt der Softwareexperte Mark Langguth gegenüber FOCUS. Das werde womöglich erst in einem Jahr der Fall sein. Langguth ist einer der Miterfinder der ePA. Pflegedienste, Hebammen und andere Leistungserbringer könnten die ePA ohnehin nicht vom Start weg nutzen. Einzelne Ärztefunktionäre und IT-Fachleute warnten zuletzt auch vor mangelnder Datensicherheit. Die ePA selbst sei zwar „so sicher wie Fort Knox“, versichert Langguth. Großen Nachholbedarf sieht er hingegen in Arztpraxen, die etwa über offene USB-Ports an ihren Praxisrechnern viele Angriffspunkte zum Datendiebstahl böten. |
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| Neugeborenes: KI und Klimafragen könnten das Leben der Generation Beta beherrschen (© dpa) |
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Eine neue Generation geht an den Start |
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Wer seit 1. Januar 2025 geboren wird, gehört der neuen Generation Beta an. Sie umfasst alle, die zwischen Anfang dieses Jahres und Ende 2039 zur Welt kommen werden. Das australische Forschungsunternehmen McCrindle prognostiziert, bis 2035 mache die Generation Beta bereits 16 Prozent der globalen Bevölkerung aus. Das Unternehmen wurde von dem Sozialforscher Mark McCrindle gegründet, der auch den Begriff der Generation Alpha geprägt hat. Hier eine Übersicht über die Generationskategorien, die häufig für die in den vergangenen 100 Jahren Geborenen verwendet werden: |
Generation Beta: 2025-2039Generation Alpha: 2010-2024Generation Z: 1997-2009Millennials: 1981-1996Generation X: 1965-1980Boomer: 1946-1964Die Stille Generation: 1928-1945 |
McCrindle prognostiziert, das Leben der Generation Beta werde noch stärker von künstlicher Intelligenz und Automatisierung bestimmt. Die Relevanz von Generationenbezeichnungen wie X, Y, Z oder Alpha ist in der Wissenschaft indes umstritten. |
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Gewinnerin: Zum ersten Mal in ihrer Karriere erhielt Demi Moore heute Nacht einen großen Schauspielpreis. Und dann wurde es gleich der „Golden Globe“. Sichtlich gerührt nahm die 62-Jährige den Preis an für ihre Rolle in dem Horrorfilm „The Substance“ der Französin Coralie Fargeat. Moore spielt darin eine ältere Schauspielerin, deren Ruhm etwas verblasst ist und die deswegen ihr Aussehen optimieren will. Ihr eigenes Comeback ist der Amerikanerin damit geglückt. | |
Verlierer: Ab heute muss sich Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, 69, in Paris vor Gericht verantworten. Es geht um illegale Wahlkampffinanzierung, Veruntreuung öffentlicher Gelder und Bestechlichkeit. 2007 soll der damalige libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi mit Millionen den Wahlkampf von Sarkozy unterstützt haben, der die Vorwürfe bislang stets zurückwies. In einem anderen Verfahren wurde er jüngst dazu verurteilt, ein Jahr lang eine Fußfessel zu tragen. | |
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… möchte ich Ihnen zwei Komplimente machen: Sie sind die klügsten Leserinnen und Leser, die man sich wünschen kann. Bei unserem Jahresrückblicks-Quiz kurz vor Weihnachten fanden gefühlt 99,8 Prozent der Teilnehmer die richtige Lösung: Gesucht wurde nach Alt-Bundespräsient JOACHIM GAUCK. Und Kompliment Nummer zwei: Sie sind wirklich fleißig. Trotz Feiertagsstress bis -ruhe haben uns knapp 2000 Mails erreicht. Dankeschön auch dafür! | | Für drei Gewinner hat unser Host Thomas Tuma an Neujahr Champagner kaltgestellt | Und dabei wussten Sie nicht mal, was es zu gewinnen geben würde. Ich übrigens ebensowenig, entschied mich dann aber für drei Flaschen Champagner. Die glücklichen Gewinner: Marc Sartori aus Berlin, Yvonne Labahn aus Wiesbaden und eine dritte Leserin, die mir noch nicht ihr Okay geschickt hat, dass ich ihren Namen veröffentlichen darf. Post ist jedenfalls raus. Meine Glückwünsche gehen nicht nur ans Gewinner-Trio. Starten Sie alle gut und gesund ins noch junge Jahr 2025! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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