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Liebe Leserin, lieber Leser,
Nando Sommerfeldt
Nando Sommerfeldt
Stv. Ressortleiter Wirtschaft
Samstagnachmittag, bei Aldi in Berlin-Friedrichshain. Ein genervter Familienvater ist auf der Suche nach Corona-Schnelltests. Hier soll es sie geben, den begehrten Stoff, zum bezahlbaren Preis. Eigentlich. Doch in dem Markt deutet nichts darauf hin. 

Dann, an der Kasse, die Erlösung. "Ich kann Ihnen fünf geben", flüstert die Kassiererin beinahe konspirativ. Sie greift nach unten und legt die "heiße Ware" schnell und unauffällig aufs Band. Für fünf Euro pro Stück. 

Diese Szene hat sich wirklich so zugetragen. Leider nicht im März 2020, sondern Mitte März 2021 – im 13. Monat der Pandemie. Sie offenbart, wie lange die politischen Entscheider unseres Landes eine der dringendsten Aufgaben im Kampf gegen Covid-19 einfach ignoriert haben – die Schaffung von Testmöglichkeiten.

Schon im besagten März 2020 war es vollkommen unstrittig, dass Tests ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Pandemie und im Erringen um mehr Freiheiten sein müssen. Jetzt, ein Jahr später, hören und lesen wir überall, dass erste große Pilot-Projekte und Modellversuche gestartet werden. Während andere Länder längst millionenfach testen, beginnen wir jetzt erst mit dem Aufbau unserer Strukturen. 

Doch warum ist das so? Warum sind nicht einmal Kitas und Schulen mit den Tests und entsprechenden Konzepten ausgestattet? Die Antwort ist: Weil fast ein Jahr lang nichts getan wurde. Während der Impfstoff erst entwickelt und zugelassen werden musste, hätte man mit der Herstellung und Zulassung der Tests zeitnah nach Ausbruch der Pandemie beginnen können – inklusive großer Feldversuche und logistischer Konzepte. 

Dass all das nicht passiert ist, liegt an der Verzagtheit der Bundesregierung und im Speziellen des Gesundheitsministeriums. Hier nämlich wurden monatelang vor allem die Nachteile der Tests beschrieben. Immer wieder zweifelte man die Verlässlichkeit dieses Instrumentes an. Aus Angst, die Menschen würden sich zu sehr in Sicherheit wiegen, haben die politisch Verantwortlichen die Test-Option nie ernsthaft forciert. Da ist sie wieder, die Bevormundung der Bevölkerung. 

Erst jetzt, da von Tag zu Tag deutlich wird, wie schleppend es mit dem Impfen hierzulande vorangeht – wird mit voller Kraft das Projekt „Testen, testen, testen“ vorangetrieben. Viel zu spät.

Was den Tag heute bestimmt, darüber berichtet für Sie jetzt aus dem WELT-Newsroom mein Kollege Lennart Pfahler.
WAS HEUTE SCHLAGZEILEN MACHT
Bund-Länder-Runde
Quelle: Gregor Fischer/dpa
Bund und Länder kippen "Ruhetage" über Ostern wieder

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach massiver Kritik entschieden, den Bund-Länder-Entscheid zur sogenannten Osterruhe zu stoppen. Das teilte Merkel am Mittwoch in einer kurzfristig einberufenen Schalte mit den Ministerpräsidenten der Länder mit. "Der Fehler ist mein Fehler", sagte Merkel laut Sitzungsteilnehmern. Sie habe am Vormittag entschieden, die Verordnungen zur Osterruhe nicht auf den Weg zu bringen, sondern zu stoppen. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass zu viele Folgeprobleme entstanden wären, hätte man – wie beschlossen – den Gründonnerstag und Karsamstag zu Ruhetagen erklärt. Aufwand und Nutzen stünden in keinem guten Verhältnis, wurde Merkel von Teilnehmern der völlig überraschend einberufenen Runde mit den Länderregierungschefs zitiert. Dem Vernehmen nach drückten die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten ihren Respekt für die Kanzlerin aus und betonten die gemeinsame Verantwortung.

Union in Umfrage nur noch vier Prozentpunkte vor Grünen


Die Unionsparteien fallen im "Trendbarometer" von RTL und n-tv um weitere drei Prozentpunkte auf 26 Prozent. So weit unten stand die CDU/CSU in der Umfrage zum ersten Mal im Februar 2000, nach der Kohl'schen Spendenaffäre. Noch schlechter war der Wert lediglich im Juni 2019, kurz nach der Europawahl. Die Union steht damit nur noch vier Prozentpunkte vor den Grünen (22 Prozent). Danach folgen SPD (16), FDP (10), AfD (10) und Linke (8). 

US-Außenminister nutzt Treffen mit Maas für scharfe Kritik

Der neue US-Außenminister Antony Blinken hat sein erstes Treffen mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) für scharfe Kritik an der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 genutzt. Blinken warf Deutschland vor, mit dem Festhalten an dem Projekt Russlands Bemühungen um eine Beeinträchtigung der kollektiven Sicherheit in die Hände zu spielen. Sprecher Ned Price teilte nach dem Gespräch am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel mit, Blinken habe die Entschlossenheit der USA unterstrichen, mit Verbündeten und Partnern zusammenzuarbeiten, um dieser Absicht Moskaus entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang habe er den Widerstand gegen die Gaspipeline bekräftigt. 

Seehofer kritisiert Beschlüsse zu Gottesdiensten

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat den Bund-Länder-Beschluss zu den Ostergottesdiensten kritisiert. Darin werden Religionsgemeinschaften gebeten, Versammlungen über Ostern zum Schutz vor dem Coronavirus nur virtuell abzuhalten. "Es hat mich schon erstaunt, dass ausgerechnet Parteien, die das C im Namen führen, den Kirchen den Verzicht auf Gottesdienste nahelegen, noch dazu an Ostern", sagte Seehofer der "Bild". Die katholische und die evangelische Kirche haben bereits klargemacht, dass sie nicht ohne Weiteres auf Präsenzgottesdienste verzichten wollen. Man sei von der Bitte von Bund und Ländern überrascht worden, erklärten am Dienstag der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm.
WORÜBER HEUTE DISKUTIERT WIRD
Virologe Drosten
Quelle: REUTERS/Fabrizio Bensch/File Photo
Der Virologe Christian Drosten warnt vor einem zu geringen Tempo bei den Impfungen in Deutschland. "Ich mache mir Sorgen, wie lange das alles dauert, während die Uhr tickt", sagte Drosten in seinem NDR-Podcast. Man müsse alle Wege nutzen, um das Impftempo hochzufahren. Dazu gehöre nicht nur die Strategie, bei ausreichenden Liefermengen die Erstdosis effizient zu verimpfen.

Drosten hofft auch,  dass die Ständige Impfkommission den AstraZeneca-Impfstoff bald für alle Altersgruppen freigeben wird. Laut aktuellen Studien zur Wirksamkeit aus Schottland, England und Israel schneide das Vakzin bei älteren Menschen sogar etwas besser ab als in anderen Altersgruppen. Der AstraZeneca-Impfstoff kann im Kühlschrank aufbewahrt werden. So könne laut Drosten "der Schalter für die Hausärzte umgelegt" werden. "Man kennt seine Pappenheimer als Hausarzt. Dieser menschliche Faktor wird im Moment nicht genutzt."

Deutschland hat bislang eine magere Erstimpfquote von rund 9 Prozent vorzuweisen. In Großbritannien liegt die Quote mittlerweile bei mehr als 40 Prozent, in den Nachbarländern Österreich und Dänemark immerhin bei rund 11 Prozent. Die drei Länder führen zudem bei der Anzahl der Corona-Tests pro Einwohner. Sie testen rund zehnmal so viel wie Deutschland. Zumindest in Dänemark macht die Kombination aus Testen und Impfen derzeit wieder erste Öffnungen möglich.

Trotz der bislang betrüblichen deutschen Bilanz zeigte sich Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt optimistisch. Im Juni und Juli würde Deutschland "eine Situation von zehn Millionen Impfungen pro Woche" erreichen, kündigte Scholz an. Die vielen Geimpften würden dann dazu beitragen, "dass wir die Pandemie hinter uns lassen können".
WAS HEUTE NOCH WICHTIG WIRD
Angela Merkel
Quelle: Jens Büttner/dpa-Zentralbild
Wie geht es weiter mit dem Lockdown? Warum all das Hin und Her um die Osterruhe? Und gibt es Pläne, wie das Impfen und Testen in Deutschland endlich an Fahrt aufnehmen soll? Kanzlerin Merkel wird in Kürze eine Stellungnahme zu den neuen Plänen im Kanzleramt abgeben. Dann steht sie den Abgeordneten des Bundestags ab 13 Uhr in einer Fragestunde Rede und Antwort. Schauen Sie rein auf WELT.de und im WELT-Fernsehen!
FOTO DES TAGES
Suez-Kanal
Quelle: WELT
Ein Frachter ist im Suezkanal in der Nacht zu Mittwoch auf Grund gelaufen und hat die wichtige Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa blockiert. Mehrere Schlepperboote waren zunächst rund um den Frachter im Einsatz. Sowohl nördlich als auch südlich des Kanals bildeten sich kilometerlange Staus von Containerschiffen. An Bord des Frachters soll es zu einem Stromausfall gekommen sein, teilte das betroffene Logistikunternehmen mit. In britischen Medien ist derweil bereits die Rede von einem anderen möglichen Grund für die Havarie: ein plötzlicher Windstoß. Der "Guardian" zitiert die Betreiberfirma mit den Worten: "Der Container lief versehentlich auf Grund, nachdem ein unvermuteter Windstoß ihn getroffen hat." Noch hält die Blockade an.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag.

Nando Sommerfeldt
Stv. Ressortleiter Wirtschaft
MEINE WELTPLUS-EMPFEHLUNGEN FÜR SIE
VIOLA PRIESEMANN
Die Wellen-Wahrsagerin
Die Berechnungen der Physikerin Viola Priesemann gelten als Wegweiser durch die Pandemie. Vergleicht man aber ihre Prognosen aus dem letzten Jahr mit dem tatsächlichen Verlauf, dann fällt etwas Interessantes auf.
Zum arTIKEL
Corona-beschlüsse
Was ist aus uns geworden? Sind wir ein Witz?
Die Beschlüsse des Kanzler-Ministerpräsidenten-Direktoriums belegen: Deutschland versagt. Die Regierenden, eine Kohorte überforderter Krisen-Nichtbewältiger, entfernen sich in der Pandemie immer weiter vom Wahlvolk. Das geht in einer liberalen Demokratie nicht lange gut.
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IW-DIREKTOR HÜTHER
„Andere Länder können das. Komischerweise wir nicht“
Nach den jüngsten Corona-Beschlüssen beklagt Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, mangelndes Durchgreifen der Politik. Ein vernichtendes Urteil fällt er über das Agieren der Bundesbehörden im Krisenfall. 
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