Liebe Frau Do, manchmal hilft ein Blick von außen, um die eigene Regierung zu beschreiben: Als Angela Merkel einmal von Donald Trump am Telefon äußerst ruppig behandelt wurde, notierten Insider im Weißen Haus hinterher: „Sie geht sehr gut damit um. So wie Wasser auf dem Rücken einer Ente ließ sie es an sich abperlen.“ Fragen, die Merkel entweder zu persönlich waren oder deren klare Beantwortung Wirbel hätte auslösen können, ließ Merkel gestern bei ihrer traditionellen Sommer-PK vor der blauen Wand der Bundespressekonferenz ebenfalls an sich abperlen. Die Hauptstadtjournalisten erlebten insgesamt eine tiefenentspannte Regierungschefin, die zum Start ihres letzten von dann 16 Amtsjahren noch eine Reihe von Botschaften hatte. Unter Corona-Bedingungen durften nur 41 Journalisten in den Saal. Meine Kollegin Kristina Dunz, die Merkel seit mehr als zehn Jahren journalistisch begleitet, hatte einen der äußerst begehrten Plätze ergattert. Ihren Bericht und ihren Kommentar lesen Sie hier. Während landauf, landab die Menschen beruflich, privat und emotional viel Disziplin aufbringen, um die Corona-Regeln einzuhalten, wollen tausende Corona-Leugner am Samstag in Berlin im Rahmen einer Groß-Demo gegen die geltenden Hygiene-Regeln verstoßen. Obwohl ich diese Leute und ihre Rücksichtslosigkeit scharf verurteile, habe ich das Verbot der Demonstration von Anfang an für einen Fehler gehalten. Nun hat die Justiz das Verbot wieder gekippt und die Stimmung ist umso aufgeheizter. An dieser Stelle kann ich mir Sarkasmus nicht verkneifen: Wenn wir tatsächlich in einer Diktatur leben, wie die Corona-Leugner gerne behaupten, dann ist es wirklich eine miese Diktatur. Mit ernsthaften Argumenten kommentiert unser stellvertretender Chefredakteur Horst Thoren. Mein Berliner Kollege Jan Drebes wird Sie am Samstag bei RP Online über das Geschehen auf dem Laufenden halten. Wer Zweifel daran hat, dass das Coronavirus gefährlich ist, der sollte wirklich das Porträt über die 22-jährige Luisa aus Düsseldorf lesen, die sich das Virus bereits im März in Sevilla bei einem Praktikum eingefangen hatte und wochenlang im Koma lag. Martina Stöcker hat mir das Stück mit den Worten ans Herz gelegt: „Selten hat mich eine Geschichte so beschäftigt, weil sie in vielfacher Hinsicht zeigt, wie grausam Corona sein kann.“ Stört es Sie, wenn Sie bei Ikea oder im Handy-Laden geduzt werden? Tja, außer mit einem Komsumstreik können Sie sich dem Trend nur schwer entziehen. Unsere Gesellschaft „verduzt“, stellt Martin Bewerunge in seinem Essay fest. Dem Vormarsch der zweiten Person Singular begegnet er zugleich mit Humor und ein wenig Befremden, befragt Knigge und hält schließlich ein selbstverständlich höfliches Plädoyer für das Sie. Bleiben Sie informiert! Herzliche Grüße Ihre Eva Quadbeck Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |