Das Gesicht der Bundeskanzlerin sagt oft mehr als ihr Mund. Gestern zum Beispiel, die Bilder von der Schalte mit Emmanuel Macron und Sebastian Kurz zu den Anschlägen von Wien, Dresden, Paris und Nizza: Die beiden Brüder im Geiste, Macron und Kurz, physisch beieinander in Paris, verfügend, dass knallharter Schutz der Außengrenze der EU mit mehr Polizei die unmittelbare Lehre sein muss aus dem grassierenden islamistischen Terror, an dem immer wieder Eingereiste beteiligt sind. Und Merkel? Sah dabei aus wie ein Zitrone, die versucht zu lächeln. Die migrationspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Linda Teuteberg, hatte zuvor im Bundestag mit ihrem Satz, das seien auch „die Folgen fahrlässiger Flüchtlingspolitik“, die sich hier zeigten, Merkel schon voll ins Visier genommen. Kurz und Macron können das so nicht sagen, aber machen Merkel einfach zum fünften Rad am Wagen. Das gefiel ihr erkennbar gar nicht. Heute morgen habe ich im Radio zum gleichen Thema Aiman Mazyek gehört vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Atemberaubend, mit welcher Mischung aus erlesener Höflichkeit und Dreistigkeit er die von der Moderatorin benannten Probleme (DITIB-Imame in deutschen Moscheen) beiseite redete. Ähnlich sprechend sind die Aussagen (oder besser Ausflüchte) von Burhan Kesici vom Islamrat, mit dem sich meine Kollegin Antje Hildebrandt unterhalten hat. Merkel in der Defensive, unangenehme Fragen an die muslimischen Verbandschefs: Es bewegt sich was bei diesem wichtigen Thema. Mögen die Ausflüchte die gleichen sein. Es werden andere Fragen gestellt. Und das ist gut so. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |