wenn Friedrich Merz etwas sagt, dann wird es gefährlich. Das musste der CDU-Vorsitzende nach dem ZDF-Sommerinterview nun noch mal sehr drastisch selbst feststellen. Das Verhältnis der CDU zur AfD, der stärksten zur inzwischen in Umfragen zweitstärksten Kraft in Deutschland, ist kein Randthema, kein Sommerlochfüller wie die Löwin von Kleinmachnow, es ist der weiße Elefant, besser gesagt die Elefantenherde, in der politischen Arena schlechthin. In der Partei geht es daher spätestens seit gestern nicht mehr um die inhaltliche Frage der Positionierung zur AfD. Vielmehr fragen sich manche, ob der Vorsitzende bislang ausreichend Professionalität zeigt. Mein Kollege Volker Resing hat sich die Frage auch gestellt. Er kommt in seinem Kommentar zu dem Ergebnis, dass Friedrich Merz zu wenig telefoniert. Beim Cicero kann man uns das nicht vorwerfen. In der Berliner Redaktion laufen dieser Tage die Drähte heiß. Zum Beispiel die nach Großbritannien. Von dort berichtet uns unser Korrespondent Christian Schnee, dass das Königreich nach dem Austritt aus der EU nach alter Größe strebe und gleichzeitig mit verbreiteten Abstiegsängsten hadere. Schnee berichtet von einer Nation zwischen kulturellem Baum und ökonomischer Borke – und vom gefürchteten Wort vom „Declinism“. Aber man braucht ja gar kein Telefon, um in erhitzten Zeiten Meldung zu machen. Meldestellen nämlich gibt es längst überall. Notfalls kann man sogar zu Fuß vorbeischauen. Denn solche Meldestellen liegen voll im Trend. Deshalb hat uns Cicero-Gastautor Michael Andrick heute mal eine fast wahre Geschichte über die „Meldestelle Anti-Intellektualismus“ aufgeschrieben. Mögen ihr noch viele weitere folgen, bis niemand mehr etwas Falsches denken kann. Apropos denken: Beim FC Bayern München geschieht das Denken ja bekanntlich über den Fuß. Ausnahme ist da Jan-Christian Dreesen. Der frühere Bankmanager übernimmt den Chefsessel der Profifußballtochter der Bayern – und muss einen Drahtseilakt schaffen. Mein Kollege Ben Krischke hat den Aufsteiger porträtiert. Doch kehren wir noch einmal zur AfD zurück: Christian Lindner sagt, keiner sei gezwungen, AfD zu wählen. Richtig. Aber deshalb seine Stimme der Linken geben? Hubert Aiwanger und Sahra Wagenknecht wären das richtige, weil ungleiche Duo für eine echte Alternative. So zumindest sieht es unser Gastautor Stefan Grüll, ein laut Selbstauskunft „parteipolitisch heimaltloser Liberaler“, der die aktuellen Debatten nur noch mit einem gequälten Zwischenruf goutieren kann: „Zwingt mich nicht, AfD zu wählen!“ Tun wir ihm also den Gefallen und wenden wir uns zum Schluss ins Ausland: Das israelische Parlament stimmte heute für ein Gesetz, das die Macht des Obersten Gerichts einschränkt. Gegner wie Befürworter werfen den jeweils anderen Demokratiefeindlichkeit vor. An einem Kompromiss schienen beide Seiten nicht interessiert zu sein, so schreibt mein Kollege Ingo Way über die israelische Justizreform. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |