noch nie ist nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen ein designierter Kanzler bei der Wahl im Bundestag gescheitert. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. CDU-Chef Friedrich Merz ist bei der Kanzlerwahl im Bundestag im ersten Wahlgang durchgefallen. Erst im zweiten Wahlgang, am Nachmittag, hat er es dann doch noch geschafft. Es war das größtmögliche Debakel für Friedrich Merz auf den letzten Metern ins Kanzleramt, schreibt mein Kollege Ben Krischke. Für Merz gab es heute erst einmal Schockstarre statt „Rambo Zambo“. Friedrich Merz hätte unmittelbar nach der gescheiterten Wahl verkünden müssen, dass es bei seiner erneuten Nichtwahl Neuwahlen geben werde. Diese Machtdemonstration hat er verpasst. Zeigt er nicht auf andere Weise Entschlossenheit, werden seine Gegner weiter mit ihm Schlitten fahren, schreibt Cicero-Kolumnist Mathias Brodkorb. Merz hat heute morgen die Quittung für seine bisherigen Schwächesignale erhalten, meint mein Kollege Ferdinand Knauß. Er hat sich entweder nicht tief genug oder allzu sehr den Wünschen von Sozialdemokraten und grün dominierten Meinungsmachern unterworfen. Das Merz-Desaster war absehbar, meint Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg. Der heutige Paukenschlag kam nur für die überraschend, die die Ergebnisse früherer Kanzlerwahlen nicht genau angeschaut hatten. Von Helmut Kohl hätte Merz lernen können, wie man vor einer Kanzlerwahl Heckenschützen in den eigenen Reihen ausbremst. Wie geht es nach diesem verpatzten Start nun mit Friedrich Merz weiter? Wie beschädigt sind er und die Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD? Darüber sprechen Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier, Cicero-Politikchef Volker Resing und Cicero-Kolumnist Mathias Brodkorb im Podcast. Nun hat er es im zweiten Anlauf geschafft, Friedrich Merz ist der zehnte deutsche Bundeskanzler. Und steht nun vor Aufgaben, die kaum bewältigbar erscheinen. Denn neue Verteilungskämpfe und gesellschaftliche Spannungen sind unvermeidlich. Die AfD wird das zu nutzen wissen, schreibt Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Derweil gehen die realen wirtschaftlichen Probleme der Bundesrepublik unvermindert weiter. Zum Beispiel die Wohnraumkrise. Zu lange galt die Mietpreisbremse als deren linke Lösung. Doch die ist ein erhebliches Problem, da sie Ausdruck von repressiven Maßnahmen gegen Eigentumsrechte darstellt. Wo sollte man stattdessen den Hebel ansetzen? Die Antwort des Diplom-Ökonomen Hans Martin Esser: Wer die Wohnraumkrise lösen will, muss bei den Bauvorschriften anfangen. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |