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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 26.06.2020 | Warm und gewittrig bei 29°C (Unwettergefahr!). | ||
+ Müller bei Lanz: „Hier wird nichts hingeschmissen“ + Promi-Sause im Borchardt ohne Konsequenzen + Lederer lädt Berliner Chöre aufs Tempelhofer Feld ein + |
von Lorenz Maroldt |
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Neues von der Affäre Borchardt: Die Promi-Sause vom 15. Mai bleibt folgenlos. Nach einem Polizeieinsatz wegen offenkundiger Verstöße gegen die Covid-19-Verordnung hatte die Behörde „ein kräftiges Bußgeld“ angekündigt – doch die Rechnung fällt nach Checkpoint-Informationen unter den Tisch. Hier die interne Auswertung des Falles: Wegen der lediglich pauschalen Aussage der beteiligten Beamten ist die Anzeige der Polizei „nicht als beweissicher anzusehen“ und somit „in ihrer Qualität leider unbrauchbar“. Festgestellt wurde, dass rund 300 Personen im Lokal waren, die an teils zusammengestellten Tischen saßen und den Mindestabstand unterschritten. Allerdings nahm die Polizei keine Personalien auf, auch auf eine Fotodokumentation wurde verzichtet – das sei „von der Führung nicht erwünscht“. Mindestens ein Foto von dem Abend gibt es allerdings: Es zeigt FDP-Chef Christian Lindner vor dem Lokal mit herunterhängender Maske in inniger Umarmung des Honorarkonsuls von Weißrussland. Laut Verordnung hätte das Borchardt eine Gästeliste führen müssen – angefordert hat diese aber (wenn es sie denn gab) weder die Polizei noch das Ordnungsamt. Intern heißt es, der Datenschutz sei zu berücksichtigen, die Besucher hätten sich „kooperativ gezeigt“. Na, dann Prost. Checkpoint-Analyse: Auf der geheimen Speisekarte gab’s „Promibonus“ zum Dessert – fürs Lokal, den Wirt und seine Gäste. Die Rechnung zahlen andere. Hinweis für ordinäre Corona-Sünder: Diese Meldung bitte ausschneiden und bei Bedarf (z.B. Bußgeld-Verfahren) den Behörden vorlegen. | |||||
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Eine Sonderbehandlung genoss auch der Reinhard Naumann, Bürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf (CP v. 22.6.): Anstatt nach seinem Schwedenurlaub wie vom Senat verlangt in Quarantäne zu gehen, verordnete ihm die Amtsärztin ein bisschen Homeoffice mit Vierfachtestung. Fragen dazu weicht er aus, er hofft wohl, sich mit einem Hinweis auf die letzte BVV-Sitzung aus der Affäre ziehen zu können – und, ausgerechnet, mit einem Link auf einen Beitrag im Tagesspiegel. „Damit ist der Themenkomplex aus unserer Sicht abschließend beantwortet“, teilt dazu die Pressestelle mit. In Ungarn, der Türkei und Russland würde Naumann damit vielleicht durchkommen. Bei uns ist das ein bisschen anders. Hier die schriftlich übermittelten Fragen, auf die der Bürgermeister eine Antwort verweigert: „Warum hat Herr Naumann trotz Reisewarnung des Auswärtigen Amtes die Reise unternommen?“ „Wie bewertet Herr Naumann die Folgen seiner Reise für das Vertrauen der Bürger in ihn und in die Rechtmäßigkeit der Corona-Einschränkungen und ihrer Durchsetzung durch das Bezirksamt, wenn er sich selbst nicht an amtliche Warnungen hält?“ „Wie erklärt Herr Naumann Bürgern, dass sie die angeordneten Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einhalten und die Appelle des Senats zum persönlichen Verhalten beachten sollten, wenn er selbst amtliche Warnungen nicht berücksichtigt?“ „Hält Herr Naumann die Reise auch vor dem Hintergrund der besonderen Verantwortung, die sich aus seinem Statusamt (B6) auch für sein Privatleben ergibt, im Nachhinein angesichts der fortbestehenden Reisewarnung für gerechtfertigt und angemessen? Warum – oder warum nicht?“ Wer keinen so guten Draht zur Amtsärztin hat wie der Bürgermeister, hat’s dagegen schwer im Bezirk. Nachdem z.B. die Paula-Fürst-Schule wegen Corona geschlossen wurde, hielt es das Gesundheitsamt nicht mal für nötig, direkte Kontaktpersonen der Infizierten zu testen. So laufen alle verunsichert durch die Gegend. Womöglich treffen sie auf dem Wochenmarkt ihren Bürgermeister, vielleicht hat der ja einen guten Rat übrig (oder einen Test). | |||||
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Zum Schuljahrsende haben so manche Lehrer gerade mal wieder ihr eigenes Unfähigkeitszeugnis unterschrieben – die Beweisstücke liegen dem Checkpoint vor. Hier ein paar Beispiele: In der 8. Klasse attestiert die Lehrerin einem Schüler: „Versäumte Tage: 1“ „Davon unentschuldigt: 6“ Moment, wir rechnen schnell durch… und stellen fest: Muss sich um eine Art Baumschule handeln (Brett vorm Kopp) – da hätte sicher der Grundkurs „Mathe mit dem Checkpoint“ geholfen. Immerhin: In der 9. Klasse hat der Schüler noch 5 unentschuldigte Fehltage gut (wenn wir uns nicht verrechnet haben). Ebenfalls ein Renner in dieser Zeugnissaison: Noten für schriftliche Arbeiten, ohne eine einzige schriftliche Arbeit geschrieben zu haben;Noten für Sport, ohne die Sporthalle ein einziges Mal von innen gesehen zu haben; Noten wie Gummipunkte. Da wurde wohl einfach mal am Glücksrad gedreht. Wir lernen: Auch Lehrer haben eben manchmal ein großes Herz – der Generation Corona sei es gegönnt. | |||||
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