die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag einen Paradigmenwechsel in der Migrationspolitik angekündigt: weg von irregulärer, hin zu regulärer Zuwanderung. Was aber bedeutet das in der Praxis? Der Migrationsforscher Ruud Koopmans spricht im Interview mit Antje Hildebrandt über das Comeback der doppelten Staatsbürgerschaft, neue Pull-Faktoren – und über die Frage, wie es die Ampel geschafft hat, neoliberale Positionen mit multikultureller Romantik zu verbinden. Soviel sei an dieser Stelle verraten: Koopmans hält die migrationspolitischen Pläne der Ampelkoalition für einigermaßen verheerend. Die Coronakrise setzt nicht nur die nationalen Gesundheitsdienste unter enormen Druck, sondern auch das globale Wirtschaftssystem insgesamt. Mit dem Ergebnis, dass die Globalisierung derzeit rückabgewickelt wird. Das führt jedoch zu Problemen wie Inflation und unterbrochenen Lieferketten, von denen inzwischen alle Bürger betroffen sind. Wir erleben den Beginn einer neuen Ära, die von zunehmender Unsicherheit und schrumpfendem Vertrauen geprägt ist. Antonia Colibasanu über die „Pandemie der Weltwirtschaft“. Zwei Journalisten haben den Begriff „Eigenverantwortung“ zur Floskel des Jahres gekürt. Mit dem Negativpreis wollen die „Floskelwolke“-Gründer für einen sorgsamen Umgang mit der deutschen Sprache plädieren. Auf Eigenverantwortung berufen darf sich nach ihrem Willen aber nur, wer als Bürger nicht zu sehr aufbegehrt und als Politiker im Sinne der Corona-Bekämpfung ordentlich durchgreift. Ben Krischke ist entsetzt. Ob die Amoktat in Hanau, der Anschlag im Olympia-Einkaufszentrum in München oder Amokläufe an Schulen wie in Erfurt oder Winnenden: Britta Bannenberg setzt sich seit 20 Jahren intensiv mit solchen Gewalttaten auseinander. Die Gießener Kriminologin erforscht nämlich, wie sich Amokläufe verhindern lassen – und berät Menschen, die fürchten, dass ein Anschlag bevorsteht. Fatal ist es, sagt sie, wenn die Anzeichen einer Tat nicht ernst genommen werden. Björn Eenboom hat Bannenberg getroffen. Fröhlich war es am Sonntag nicht, als sich viele maskenlose „Wappies“, das niederländische Pendant zu „Querdenkern“, trotz Verbot am Amsterdamer Museumplein versammelten. Die grüne Bürgermeisterin Femke Halsema ließ die illegale Veranstaltung räumen; kurz darauf kam die Einsatzpolizei mit Helmen, Schilden und Teleskopschlagstöcken. Tausende Bürger wurden Richtung Konzertgebäude gedrängt, wo weitere Polizisten standen. Was ist da los in unserem Nachbarland? Der niederländische Journalist Rob Savelberg beschreibt die Lage. Vor einigen Tagen habe ich unter dem Titel „Moral auf Bestellung“ einen Kommentar zur Stellungnahme des Deutschen Ethikrats in Sachen einer Allgemeinen Impfpflicht verfasst. Dieser Beitrag wurde besonders auf Social Media heftig diskutiert. Heute nun hat Ulrich Thiele den Philosophen Carl Friedrich Gethmann gefragt, ob der Ethikrat der Regierung gewünschte Empfehlungen frei Haus liefert. Gethmann, selbst ehemaliges Ethikrat-Mitglied, widerspricht dem Vorwurf der Staatsnähe – sieht das Kernproblem des Gremiums aber an anderer Stelle. Außerdem erklärt er, warum er einer allgemeinen Impfpflicht aus ethischer Sicht nicht zugestimmt hätte. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |