Zehntausende Rückführungen gescheitert +++ Wachsende Zweifel an Corona-Ursprung
● Urteil: Kein Niqab am Steuer |
● Börsenbeben durch China-Start-up |
● Experte erklärt Dschungelcamp-Erfolg |
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Liebe Leserin, lieber Leser, wer diese Woche wann genau und worüber im Bundestag debattieren und abstimmen wird, das ist noch immer nicht klar. Fest steht: Die nächsten Tage haben es in sich. Morgen eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz, am selben Tag – oder doch erst am Donnerstag? – könnte der Bundestag über zwei Anträge der CDU/CSU-Fraktion zu einer härteren Migrations- und Sicherheitspolitik beraten. Über eine Gesetzesinitiative dazu womöglich am Freitag. Die AfD deutet Zustimmung an – was Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz weiterhin billigend in Kauf nimmt, und damit geht die „Darf der das?”-Debatte in die nächste Runde. Wer sich beim Protest gegen diesen angeblich „beispiellosen Tabubruch“ (SPD-Generalsekretär Miersch) moralisch im Recht wähnt, sollte sich jedoch einmal die Frage stellen: Wie moralisch ist es, das Wohl der Bevölkerung – darunter auch der hier lebenden Ausländer – durch ein „Weiter so“ zu gefährden? Wie moralisch ist es zu ignorieren, dass Staat und Gesellschaft – von Sicherheitsbehörden bis Psychologen – schlicht überfordert sind? Und wo liegt inmitten von Wohnungsnot die Moral, via Familiennachzug „bewusst Menschen in die Obdachlosigkeit zu holen”, wie der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) am Sonntag in der ARD kritisierte. Auch wenn die empörten SPD- und Grünen-Spitzen mit ganz viel „Haltung“ jetzt davon ablenken wollen: Es war auch ihre Politik, die der AfD zuletzt ungekannten Zulauf verschafft hat. Wer diese Siegessträhne stoppen will, darf sich nicht aus ideologischen Motiven an ein dysfunktionales System klammern (mehr dazu weiter unten im FOCUS Briefing). |
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| CDU-Chef Friedrich Merz will den Politikwechsel schon vor der Wahl erreichen – notfalls mit Stimmen der AfD (© dpa) |
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Ein kluger Satz lautet: Über Migrationsprobleme redet man nicht, man löst sie – sonst profitieren die Ränder. Geredet wurde viel und Lösungen lange vernachlässigt, nicht erst seit 2015. Der Vorstoß von Friedrich Merz ist nun immerhin ein Lösungsversuch, nicht mehr, nicht weniger. Und selbst 56 Prozent der SPD-Wähler sind laut einer Insa-Umfrage dafür. Das sollte möglichen Koalitionspartnern zu denken geben, so schwer es mitten im Wahlkampf fallen mag. Denn wenn auch die neue Bundesregierung an den massiven Problemen scheitert, die ja weit über Migrationspolitik hinausgehen, dann könnten die Wähler die Parteien der Mitte in ein paar Jahren so abstrafen, dass die aktuelle Lage dagegen wie ein Appetithäppchen wirkt. Wie verfolgen Sie die Debatte um den Merz-Plan? Schreiben Sie uns: feedback@focus-magazin.de |
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| Der Niqab bleibt am Steuer verboten (© dpa) |
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Gerichtsurteil: Keine Vollverschleierung am Steuer |
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Eine Muslima darf nicht mit einer Verschleierung, die nur die Augenpartie freilässt (Niqab), Auto fahren. Das hat das Berliner Verwaltungsgericht entschieden. Die Klägerin war 2016 zum Islam konvertiert und forderte von der Berliner Senatsverwaltung eine Ausnahme vom Verschleierungsverbot im Straßenverkehr aus religiösen Gründen. Vor Gericht erklärte sie, der Körper der Frau sei „Aurah”, übesetzt etwa mit „Scham”. Deshalb gebiete es ihre Religion, sich außer Haus stets zu verschleiern, auch im Auto. Während des Verfahrens stellte der Anwalt der Frau insgesamt 15 Beweisanträge, die alle abgelehnt wurden. So forderte er etwa das Gericht auf, ein Richter solle mit Niqab Auto fahren, um festzustellen, dass das Sichtfeld nicht begrenzt sei. Das Gericht wies die Klage ab. Das Verhüllungsverbot gewährleiste eine effektive Verfolgung von Rechtsverstößen im Straßenverkehr. Es diene zudem dem Schutz der körperlichen Unversehrtheit und des Eigentums Dritter, weil Autofahrer sich eher verkehrsgerecht verhielten, wenn sie damit rechnen müssten, bei Regelverstößen schnell identifiziert zu werden. Demgegenüber wiege ein Eingriff in die Religionsfreiheit der Klägerin weniger schwer. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. |
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| Laut Dublin-System ist das EU-Ersteinreiseland für Asylverfahren zuständig. In der Regel also nicht Deutschland (© Reuters) |
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Dublin-System: Deutschland scheitert |
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Den Ausländerbehörden in Bund und Ländern ist es in Zehntausenden Fällen nicht gelungen, Asylbewerber nach dem Dublin-Verfahren in die zuständigen EU-Partnerländer zu überstellen – obwohl deren Zustimmung vorlag. Das belegen Statistiken des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BamF). 2023 hatte Deutschland in 74.622 Fällen um Überstellung gebeten, in 55.728 Fällen waren die Partnerländer einverstanden. Doch zurückgeführt wurden nur 5.053 Menschen. 2024 gab es 74.583 beantragte Überstellungen, 44.431 Zustimmungen – der tatsächliche Vollzug lag bei 5.827. Die Gründe sind im In- und Ausland zu finden. Einige EU-Länder stimmen der Rücknahme zu, stellen in der Praxis aber unerfüllbare Bedingungen. So nahm Italien 2024 nur drei Dublin-Fälle wieder auf, hatte aber mehr als 10.000 formell abgesegnet. Hinzukommt die oft überlange Bearbeitungsdauer in den Behörden. Im Aschaffenburger Fall waren 4,5 Monate der sechsmonatigen Frist verstrichen, ehe das BamF der lokalen Ausländerbehörde die Dublin-Rückführung mitteilte – der rechtskräftige Bescheid kam sogar erst wenige Tage vor Fristablauf in Aschaffenburg an. Auch verhindern deutsche Gerichte den Vollzug – so sehen sie z.B. in Kroatien regelmäßig die Gefahr, dass Asylbewerber dort kein rechtsstaatliches Verfahren oder unzumutbare Unterkünfte erhalten. |
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RTL lädt die Kanzlerkandidaten von Union, AfD, SPD und Grünen am 16.2. zu einem Vierer-Duell ein. Ursprünglich war nur ein Duell Merz-Scholz vorgsehen. Aufgrund der politischen Entwicklungen nach Aschaffenburg sollen nun auch Robert Habeck und Alice Weidel in einer TV-Debatte diskutieren. Friedrich Merz stimmte bereits zu. ARD/ZDF halten am Duell fest.Im Tauziehen um die Video-Plattform TikTok in den USA verhandelt Microsoft nach Angaben von US-Präsident Trump über einen Kauf von der chinesischen Muttergesellschaft ByteDance. | |
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| Deep Seek: Das chinesische Start-up hat am Montag ein Börsenbeben ausgelöst (© dpa) |
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Börsenbeben: China-KI bringt Kurse ins Rutschen |
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Das chinesische Start-up DeepSeek sorgt mit seinem innovativen KI-Modell „R1“ für Aufsehen. Das Unternehmen mit knapp 200 Mitarbeitern hat ein Produkt auf den Markt gebracht, das gleichermaßen leistungsfähig und günstig sein soll. Während Unternehmen wie zB OpenAI Milliarden in KI wie ChatGPT stecken, hat DeepSeek nach eigenen Angaben nur rund sechs Millionen Dollar in die Entwicklung investiert. Hinzukommt: R1 läuft auf weniger leistungsstarken Chips als die Konkurrenz und ist Open Source. Der Programmcode ist damit frei zugänglich ist und kann von jedem genutzt und verändert werden. Die Nachricht hat die Aktienmärkte weltweit erschüttert. Alleine gestern lagen die Kursverluste bei rund einer Milliarde Dollar, fast die Hälfte davon entfielen auf den Chip-Riesen Nvidia. Der Kurs von Siemens Energy brach um rund 20 Prozent ein. Chinesische Tech-Werte profitierten hingegen. Offenbar rechnen Investoren damit, dass China bei KI gegenüber US-Konzernen wie OpenAI, Alphabet oder Meta rasch Boden gut machen könnte. |
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| Stihl droht mit einem Werksneubau in der Schweiz statt in Deutschland (© dpa) |
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Deutsche Firmen drohen mit Abwanderung |
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Der Präsident der Stiftung Familienunternehmen, Rainer Kirchdörfer, geht davon aus, dass die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus „zu einer sich weiter verstärkenden Verlagerung von Wertschöpfung aus Deutschland heraus führen wird“. Bereits in den vergangenen Jahren habe die Diskussion um Produktionsverlagerungen ins Ausland angesichts „der ständig verschlechterten Rahmenbedingungen exorbitant an Bedeutung zugenommen“, sagte Kirchdörfer dem FOCUS.Erst gestern hatte der Aufsichtsratschef des Sägenherstellers Stihl, Nikolas Stihl, wegen stark gestiegener Baukosten, ausufernder Bürokratie und hoher Arbeitskosten ein Ultimatum gestellt. „Wenn die Standort-Bedingungen in Deutschland unter der neuen Regierung bis 2030“ nicht besser würden, wolle er statt des geplanten Werksneubaus in Ludwigsburg im Ausland investieren, sagte Stihl der „Augsburger Allgemeinen“. Als Alternativ-Standort nannte Stihl die Schweiz. Dort seien die Stundenlöhne zwar höher als in Deutschland, die Gesamtkosten je Arbeitsstunde aber wegen längerer Arbeitszeiten und weniger Bürokratie rund zehn Prozent günstiger. |
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85,1 Punkte: So hoch lag der ifo-Geschäftsklima-Index im Januar und damit knapp über dem Dezember-Wert. Zwar bewerteten die Unternehmen ihre aktuelle Lage damit etwas besser, doch die Aussichten für die kommenden Monate sehen sie skeptischer – zum dritten Mal in Folge. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. |
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| Die CIA glaubt, dass das Corona-Virus aus einem chinesischen Labor stammt (© imago) |
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Chinesische Virus-Experimente: Drosten beunruhigt |
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Der neue CIA-Chef John Ratcliffe hat die Einschätzung seiner Behörde zum Ursprung des Coronavirus geändert. Der Auslandsnachrichtendienst hält eine „forschungsbedingte“ Entstehung für „wahrscheinlicher“ als einen natürlichen Ursprung. Das FBI zog bereits ähnliche Schlüsse. Auch unter Wissenschaftlern wachsen die Zweifel an der offiziellen chinesischen Darstellung, dass das Virus von in der Natur infizierten Schlachttieren auf einem Markt in Wuhan auf den Menschen übergesprungen sei. Der Berliner Virologie-Professor Christian Drosten sagte der „taz”, zwar halte er dieses Szenario „immer noch für wahrscheinlich“. Aber: „Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich.“ Es sei für ihn „schwer denkbar“, dass von jenen Tieren, die um den Jahreswechsel 2019 / 2020 auf dem Markt gekeult wurden, keine Proben genommen und analysiert worden sein sollen. Sein „ungutes Gefühl“ begründet Drosten außerdem mit aktuellen Vorkommnissen. Wissenschaftliche Studien aus China, die er als führender Virologe zur Begutachtung erhalte, enthielten „manchmal“ Laborarbeiten, die man eigentlich „nur mit gesteigerten Sicherheitsauflagen handhaben“ dürfe. |
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Gewinner: Der Literatur-Kritiker Denis Scheck, 60, ist ab heute neuer stolzer Träger des pfälzischen Saumagen-Ordens. Die Karnevals-Auszeichnung erhält der „Druckfrisch”-Moderator heute in Schifferstadt, die Laudatio hält Helmut Markwort. Der erste Preisträger war 1992 Helmut Kohl. „So viel mich politisch von ihm trennt – kulinarisch war er seiner Zeit voraus: Kohl setzte schon auf Regionalküche, als das noch nicht Mode war”, so Scheck über das Gericht aus Schweinebrät und Kartoffeln. | |
Verliererin: Schlechte Nachrichten für Christiane Benner, 56, Vorsitzende der IG Metall. Die größte Einzelgewerkschaft Deutschlands hatte zum Jahreswechsel noch knapp 2,1 Millionen Mitglieder, rund 40.000 weniger als im Jahr zuvor. Zur Begründung verwies Benner auf den Stellenabbau in der Metall- und Elektroindustrie. Die Beitragseinnahmen steigen dank höherer Mitgliedsbeiträge aber trotzdem – auf zuletzt 642 Millionen Euro. Die Streikkasse sei gut gefüllt. | |
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… wurmt es Sie vielleicht, dass Millionen vernunftbegabter Menschen bei der mittlerweile 18. Staffel des RTL-Dschungelcamps den Kampf der „Stars“ gegen Kriecher und Krabbler (bzw. gegeneinander) verfolgen. Medienpsychologe Jan-Michael Rasimus von der Dualen Hochschule in Karlsruhe kennt den Grund, genauer gesagt sogar sieben davon. | | Die Moderatoren Sonja Zietlow und Jan Köppen beobachten Sam Dylan beim Scheitern an der Dschungelprüfung (© dpa) | 1. Das Dschungelcamp sei „eine Art mentaler Kurzurlaub“: Flucht aus dem Alltag mit einem Hauch Voyeurismus 2. „Lagerfeuer-Momente“ und „jede Menge Gesprächsstoff“ zuhause, im Job oder online 3. Der Ich-hätte-das-besser-gemacht-Effekt4. Emotionen wie „Mitleid, Fremdscham und Schadenfreude“ 5. „einfache Narrative“ – klare Rollen und Konfliktlinien 6. die Überraschungsmomente 7. „Humor mit Biss“, dank der Moderatoren. Fazit des Medienexperten: Das Dschungelcamp wirke „wie psychologisches Fast Food: schnell konsumierbar und emotional befriedigend“. Herzliche Grüße | | Tanit Koch |
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