Liebe Frau Do, nach ein paar Tagen Pause schreibe ich Ihnen wieder. Zuerst möchte ich mich für die guten Urlaubswünsche bedanken, die mir einige von Ihnen gemailt haben, und natürlich bei Eva Quadbeck, die den Newsletter übernommen hatte. Heute geht es in der „Stimme des Westens“ um große Politik, aber Sex kommt am Rande auch vor. Bis spät gestern Abend haben Union und SPD bei einem Koalitionsgipfel darüber beraten, wie sie mit Milliardensummen die Konjunktur anschieben wollen – heute geht es weiter. Größte Streitpunkte sind, ob die Verbrennungsmotoren der Autoindustrie subventioniert werden sollen, wenn doch eigentlich anderen Antrieben die Zukunft gehört, und ob schlecht haushaltende Kommunen gleichsam für ihr Verhalten belohnt werden sollen. Aus meiner Sicht muss bei all dem stets im Mittelpunkt stehen, dass Konjunktur von Menschen gemacht wird, nicht von Strukturen oder Systemen. Es geht also darum, wie sich die Not lindern lässt für die Arbeitnehmer in Kurzarbeit, die Einzelhändler ohne Kundschaft, die Gastwirte ohne Gäste, die Theater ohne Zuschauer und die vielen anderen direkt Betroffenen. Und: Zuversicht ist der beste Konjunkturmotor. Den aktuellen Stand der Verhandlungen erfahren Sie hier. In den letzten Tagen wachen wir immer wieder mit neuen Schreckensnachrichten aus den USA auf, die geltenden Ausgangssperren dort wurden auch in dieser Nacht von Demonstranten ignoriert. Der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd wurde von einem Polizisten getötet, was zu Protesten und Ausschreitungen geführt hat. Die USA sind bis heute immer ein zwischen Weiß und Schwarz gespaltenes Land, und ihr Präsident scheint daraus politisches Kapital schlagen zu wollen. Er polarisiert ein Land, dass so dringend Versöhnung bräuchte. Unser Washington-Korrespondent Julian Heißler beschreibt das Land im Banne Donald Trumps. Mehr als 1,5 Millionen Menschen haben das jüngste Video des Youtubers Rezo in den ersten 24 Stunden geklickt. Titel: „Die Zerstörung der Presse“. Falls Sie sich selbst ein Bild machen wollen, finden Sie das Video hier. Falls Sie aber im Moment die eine Stunde nicht übrighaben, die es dauert, empfehle ich Ihnen die Zusammenfassung meines Kollegen Philipp Jacobs. Es geht um die Verantwortung von Redaktionen und ihren Chefredakteuren, deswegen kommt der Leitartikel dazu von mir – und weil ich unseren Beruf liebe. Ich finde heilsam, dass Rezo „die Medien“ nicht über einen Kamm schert, sondern sehr differenziert Schwächen und Fehlleistungen benennt. Philipp Jacobs hat den Bonner Virologen Hendrik Streeck über sein Zwischenfazit der Corona-Krise interviewt, der überraschenderweise die eigene Disziplin nicht zu wichtig nehmen will: „Wenn wir nur auf die Virologen hören würden, dürften wir keine Partys mehr feiern, keinen Sex mehr haben und uns nicht mehr küssen, weil dabei ja eine erhöhte Chance diverser Virusübertragungen besteht.“ Er meint das grundsätzlich, nicht nur für die Zeiten der Pandemie, in der für seine Begriffe aber „von vielen Seiten zu viel gewarnt“ wurde. Und damit sind wir wieder beim Anfang: bei der von Menschen gemachten Konjunktur, die ohne Zuversicht nicht funktioniert. Das Partyfeiern lassen Sie lieber vorerst (für die Düsseldorfer Altstadt werden Zugangsbeschränkungen erwogen), aber ansonsten wünsche ich Ihnen einen rundum freudvollen Tag. Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |