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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
ist vielleicht alles gar nicht so schlimm? Nach dem "Nein" des britischen Parlaments zu Theresa Mays Brexit-Deal  gestern Abend überschlagen sich viele Politiker und Medien mit Horrorszenarien. EU-Chefunterhändler Michel Barnier warnte heute Morgen vor einem chaotischen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Optimistischere Töne schlägt Marcel Fratzscher an. Er ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin und glaubt nicht, dass nach einem harten Brexit die deutsche Konjunktur endgültig aus der Bahn gerät. Unser Wirtschafts-Ressortleiter Olaf Gersemann hat ihn interviewt.

Nach Mays krachender Niederlage stehen mehrere Szenarien im Raum. Unsere Korrespondenten Stefanie Bolzen und Christoph B. Schlitz haben sie aufgeschrieben. Es könnte Neuwahlen geben, was aber als unwahrscheinlich gilt. Eher unwahrscheinlich ist auch ein zweites Referendum. Ein EU-Austritt ganz ohne Deal hingegen könnte jetzt tatsächlich passieren. Durchaus möglich ist, dass aus Brüssel jetzt noch Zugeständnisse gemacht werden.
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Heute Abend wird es noch einmal spannend im britischen Unterhaus: Die Labour-Opposition hat ein Misstrauensvotum gegen Premierministerin May beantragt. Der britische Botschafter in Deutschland, Sebastian Wood (Foto), geht davon aus, dass sie dieses übersteht, sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". Mit der Abstimmung ist gegen 20 Uhr zu rechnen. Wir behalten die Entwicklungen im Blick und halten Sie auf WELT.de auf dem Laufenden.

Was noch geschah

Licht und Schatten: "Deutschland gehört zu jenen Ländern, die schon lange das Ziel von Migranten sind, die eher gering qualifiziert sind", sagt Thomas Liebig, Migrationsexperte der Industrieländerorganisation OECD in Paris. Die OECD und die EU-Kommission haben die Integration von Zuwanderern umfassend untersucht. Das deutsche Modell birgt zwar einige Schattenseiten, aber auch viel Licht, analysiert mein Kollege Daniel Eckert die Ergebnisse. So stellt sich beispielsweise die Tendenz auf dem Arbeitsmarkt positiv dar. "In den vergangenen zehn Jahren ist die Arbeitslosenquote unter Zuwanderern fast zweimal stärker gesunken als unter in Deutschland geborenen", stellt Liebig fest.

Horror-Thriller: "Out of Control" (Außer Kontrolle) oder "Fight or Flight" (Kampf oder Flucht) heißen einzelne Kapitel des neuen Risikoberichts des Weltwirtschaftsforums (WEF). Er zeichnet ein verheerendes Bild vom Zustand der Erde und liest sich wie ein Horror-Thriller. Meine Kollegen Anja Ettel und Holger Zschäpitz haben sich die Studie, die heute in London vorgestellt wurde, genau angeschaut und für Sie analysiert. Ein Mutmacher ist er jedenfalls nicht, so heißt es in dem Bericht unter anderem: "Globale Risiken nehmen zu, aber der kollektive Wille, sie zu bekämpfen schwächt sich ab. Stattdessen nimmt die Spaltung zu."

Zu viel nackte Haut: Wer mit Programminhalten des privaten Rundfunks unzufrieden ist, kann sich über das Onlineportal Programmbeschwerde.de an die Landesmedienanstalt Saarland wenden. 2122 Beschwerden gingen dort im vergangenen Jahr ein, die meisten davon betrafen allerdings den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für den die Landesmedienanstalt gar nicht zuständig ist.

In besonders vielen der rund 500 Beschwerden gegen private Sender monierten Zuschauer diverse Nackt-Shows, die aus ihrer Sicht an "Geschmacksgrenzen" stoßen. Gemeint waren damit Sendungen wie "Naked Attraction" von RTL2 oder "Adam sucht Eva" von RTL, hat unser Medienredakteur Christian Meier aufgeschrieben.

#FreeThemAll: Der Journalist und Sozialarbeiter Adil Demirci sitzt seit neun Monaten in Istanbul in Untersuchungshaft und muss eine Verurteilung fürchten. Die Sängerin Hozan Cane wurde 2018 in der Türkei zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Beide sind deutsche Staatsbürger. Die Stadt Köln fordert die Freilassung der beiden. Gestern Abend berichteten Demircis Bruder Tamer und Canes Tochter Dilan Örs (Foto) vor dem Kölner Kommunalparlament über die Situation ihrer Angehörigen in türkischer Haft.

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Die Unterstützer der beiden Inhaftierten machten keinen Hehl daraus, dass Cane und Demirci juristische Opfer des türkischen Regimes sind, schreibt unser NRW-Korrespondent Kristian Frigelj. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte: "Beide haben sich nach allen uns vorliegenden Informationen nichts zuschulden kommen lassen, was nach unseren rechtsstaatlichen Grundsätzen eine Verurteilung und Verhaftung rechtfertigen würde. Beide verdienen und brauchen deshalb unsere Unterstützung."

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Herzlichst, Ihr



Ulf Poschardt

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