Liebe Frau Do, eine Woche der Horrormeldungen liegt hinter uns und ein hoffentlich friedliches Wochenende vor uns. Was ist nur los in diesem Land? Ein Regierungspräsident wird auf seiner Terrasse von einem Rechtsextremen kaltblütig hingerichtet; ein angeblich aus Syrien stammender Asylbewerber schlachtet am helllichten Tag mit einem Schwert einen Mitbewohner auf offener Straße ab; und ein psychisch gestörter Mann stößt ein Kind vor einen Zug. Jede Gewalttat muss vor ihrem eigenen Hintergrund gesehen, analysiert werden. Pauschale Konsequenzen aus differenziert zu sehenden Ereignissen helfen nicht. Natürlich ist der rechtsextreme Terror in diesem Land ein wachsendes und bedrohliches Phänomen. Aber auch eine Reihe von Zuwanderern aus nordafrikanischen Staaten hat zuletzt eine außergewöhnliche Gewalt ins Land gebracht, die man analysieren muss. Spielt die Herkunft eine Rolle? Gibt es eine neue Dimension der Gewalt? Oder gibt uns nur die Visualisierung durch Bild und Video sowie die digitale Verbreitung der Taten das Gefühl, dass die Lage bedrohlicher ist. Die Zahl der Morde und Totschlags-Delikte ist mit 2471 Fällen im Jahr 2018 auf einem niedrigen Niveau im Vergleich zu früheren Jahren. Die Gesamtzahl der von der Polizei erfassten Straftaten ist mit 5,5 Millionen Delikten erneut gegenüber dem Vorjahr gesunken und entspricht fast dem historischen Tiefstand von 1992. Trotzdem schockt uns die Brutalität der jüngsten Zeit. Was tun? Henning Rasche mit dem Versuch einer Einordnung. Rolf Mützenich ist der Übriggebliebene in der SPD. Weil sich die Partei- und Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles vom Acker machte und in den Gremien der kriselnden Partei die Bewerbungen für die Nachfolge nicht gerade zahlreich waren, rückte der Kölner Bundestagsabgeordnete als kommissarischer Vorsitzender an die Spitze der Fraktion. Dort macht er seinen Job gut. Mützenich ist einer dieser Politiker, wie man ihn sich wünscht, aber in einer Zeit der digitalen Selbstdarstellung selten findet: fachlich versiert, menschlich angenehm, uneitel und gewissenhaft. Ein Twitter-Konto hat der promovierte Außenpolitik-Experte nicht, dafür aber Überzeugungen, etwa in der Rüstungs- und Friedenspolitik. Der 60-jährige Rolf Mützenich ist eine echte Chance zum Neuanfang für die Partei. Meine Kollegen Jan Drebes und Kristina Dunz haben mit ihm gesprochen. Die Theke einer guten Bar ist nicht unbedingt ein Ort der Wahrheit, aber sicher ein Ort des wahren Lebens. Bei Cocktail, Bier und Wein wird geflirtet und gebalzt, was die Sehnsucht nach der Liebe oder einem schnellen Abenteuer hergeben. Der Barkeeper ist derjenige, der klammheimlich mitbekommt, wie sich Männer und Frauen oder gleichgeschlechtliche Personen näher kommen. Der Barkeeper ist der Zeitzeuge der Flirtrepublik. Susanne Hamann hat mit dem 33-jährigen Marcel Pahnke gesprochen, der die kreativen Anwerbeversuche in der Düsseldorfer Bar „Alexander“ miterlebt. Er sagt: „Männer erzählen schnell zu viel.“ Herzlichst Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |