Laden...
Berlin, 07.Dezember 2017 Liebe Leserinnen und Leser, den Klimawandel zu bekmpfen ist in reprsentativen Umfragen immer eines der wichtigsten Anliegen der Deutschen gegenber der Politik. Wie kann es vor diesem Hintergrund sein, dass bei den Sondierungsgesprchen zu Jamaika dieses Thema nur von einer Partei in angemessener Weise adressiert wurde? Selbst die von der aktuellen Regierung vereinbarten Klimaschutzziele wurden wieder infrage gestellt. Mit teils haarstrubenden Argumenten wurde auf mangelnde Versorgungssicherheit und Unvereinbarkeit mit Wirtschaftsinteressen verwiesen, sollten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Und tglich grt das Murmeltier, mchte man denken, denn wie oft haben sich derartige Bedenken in der Vergangenheit schon als Irrtum erwiesen. Selbst namhafte deutsche Unternehmen von SAP ber Aldi bis zu Siemens und E.ON hat es nicht mehr auf ihren Sthlen gehalten und warben ffentlich fr einen Kohleausstieg. Inhalt 1. Klimakonferenz: Fortschritte in Bonn whrend Jamaika bereits unterging Aktuelle Terminhinweise Biokonomietagung 2017 1. Klimakonferenz: Fortschritte in Bonn whrend Jamaika bereits unterging Im November fand die 23. Weltklimakonferenz unter dem Vorsitz der Republik Fidschi in Bonn statt. Schon im Vorfeld wurde Erwartungsmanagement betrieben: es seien sehr technische Verhandlungen zu erwarten. Genau so war es auch, denn verhandelt wurde vor allem ein Textentwurf fr das Regelwerk um das Pariser Klimaschutzabkommen, das ab 2020 in Kraft tritt, mit Leben zu fllen. Entschieden werden muss ber diesen Textentwurf erst im kommenden Jahr auf der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz. Im Grunde verlief die Konferenz erwartungsgem: der Textentwurf fr das Regelwerk liegt vor. Weitere Informationen zu den Ergebnissen der COP 23 2. EU-Plastikstrategie muss sich bewhren In den kommenden Wochen will die EU-Kommission ihre Plastikstrategie verffentlichen. Ziel ist es, in den Bereichen Abfall-, Chemie- und Produktpolitik koordinierte Anstze zur Lsung der drngendsten Umweltprobleme von Kunststoffen vorzustellen. Dazu zhlen etwa die Vermllung der Meere, der Antrieb des Klimawandels durch Plastikmllverbrennung oder das Hemmnis des Recyclings durch Schadstoffe. Mehr Informationen zur EU-Plastikstrategie 3. Verfrhtes Weihnachtsgeschenk an die Automobilindustrie: Kommissionsvorschlag fr CO2-Aussto von Neuwagen bleibt weit hinter klimapolitischer Notwendigkeit zurck Mit Spannung wurde der Kommissionsentwurf fr die knftige Ausgestaltung der europischen CO2-Grenzwerte fr Neuwagen erwartet - von den Umwelt- und Verbraucherschutzverbnden als effektiver Hebel zur Senkung des CO2-Ausstoes im Verkehrssektor ersehnt, von der Automobilindustrie als angeblicher Kostentreiber und Hemmschuh beim Absatz hoch motorisierter Gelnde- und Sportwagen gefrchtet. Nach einem Anruf des Cheflobbyisten der deutschen Automobilindustrie und der Aufnahme der von ihm gewnschten nderungen in den Kommissionsvorschlag, droht der Effekt der komplexen Neuregelung nun zu verpuffen. Ein unerhrter Vorgang, der nicht nur ironischerweise in die Zeit der Weltklimakonferenz in Bonn fiel, sondern noch einmal in aller Deutlichkeit belegt, welch privilegierten Zugang die Hersteller in Brssel genieen - trotz Abgasskandal, millionenfacher Verbrauchertuschung, illegaler Kartellabsprachen und vorstzlich verursachtem Schaden an Umwelt, Klima und menschlicher Gesundheit. Die Krnung war dann noch der Brief von Auenminister Sigmar Gabriel an die Kommission, in der um Rcksicht fr die Interessen der Autoindustrie warb. Dabei werden ambitionierte Verbrauchsgrenzwerte dringend gebraucht, um die nationalen Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen. Es gilt: Wird hier die Messlatte zu niedrig gehngt, muss ein Groteil der beschlossenen Emissionsminderung von mindestens 40 Prozent bis 2030 ber andere, hauptschlich nationale Manahmen erreicht werden. Zum Blogbeitrag 4. Plne fr knftige EU-Agrarpolitik: Flop fr Umwelt und Steuerzahler Am vergangenen Mittwoch verffentlichte EU-Agrarkommissar Phil Hogan seine Vorschlge fr die knftige Gestaltung der milliardenschweren EU-Agrarpolitik (GAP): die Umwelt- und Naturschtzer reagierten enttuscht. So liegt der Fokus - ungeachtet einer fatalen Umweltbilanz der GAP - in erster Linie auf Handel, Digitalisierung und Intensivierung. Im Sinne einer "Vereinfachung der Politik" verspricht Hogan den bisherigen Profiteuren der Subventionen, dass sich im Wesentlichen nichts ndern wird. Er unterstreicht zwar starke Umweltziele, welche die Mitgliedsstaaten aber mit mehr Flexibilitt erreichen sollen. Unklar bleibt, wie die Kommission dies kontrollieren will. Die dringend notwendige grundlegende Transformation des Agrar- und Ernhrungssektors wird dagegen nicht diskutiert. So drohen zuknftig Milliarden-Blankoschecks an die Mitgliedsstaaten. Mit diesen Plnen lsst sich weder der Rckgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft aufhalten noch drfte die Akzeptanz der Steuerzahler zu erreichen sein. Nur eine Woche zuvor hatte eine unter anderem vom NABU beauftragte wissenschaftliche "Fitness Check"-Studie der EU-Agrarpolitik gezeigt, dass die gegenwrtige GAP hochgradig ineffizient und umweltpolitisch unwirksam ist, sowie kaum zu den globalen Nachhaltigkeitszielen beitrgt. Zu den Hintergrnden Fitness Check-Studie der GAP Zum Standpunkt des NABU 5. EU-Verordnung zu invasiven Arten - Naturschutz muss Praxisnhe einfordern Mit Abschluss der ersten ffentlichen Anhrung zu Managementmanahmen fr die fr Deutschland relevanten Arten der ersten Unionsliste durch die zustndigen Lnderministerien sind Kernfragen zur praktischen Umsetzung der Verordnung noch immer offen. Auch die Herangehensweise fr die Aufnahme von Arten auf die Unionsliste erscheint intransparent und nur in Teilen nachvollziehbar. Eine krzlich erschienene Studie knnte hier Hilfestellung leisten. Zur Studie 6. Schwcht das Innovationsprinzip das Vorsorgeprinzip? Die Sorge, dass das sogenannte Innovationsprinzip das Vorsorgeprinzip relativiert, zieht insbesondere im umstrittenen Feld der Agro-Gentechnik seine Kreise. Das Vorsorgeprinzip ist ein grundlegendes Fundament der Umweltpolitik in Deutschland wie der EU. Doch es verhindere Innovationen und schwche die Wettbewerbsfhigkeit und msse daher gegen die Chancen der Innovation abgewogen werden, argumentieren der BDI und die Chemieindustrie. Grund genug sich diese neue Entwicklung im Rahmen einer Studie und einer ffentlichen Diskussion genauer anzuschauen. Um die Folgen des Innovationsprinzips zu verdeutlichen, haben die Autoren eine der neuen Gentechnologien (Genome Editing) als Anwendungsbeispiel gewhlt. Demnach erffnen sich drei Lesarten fr das Innovationsprinzip. Zum einen lsst es sich als weiteres Kriterium in der Regulierung neben dem Vorsorgeprinzip verstehen. Dann verstrkt es das Wettbewerbsprinzip ohne zu erwartende Auswirkungen. Oder es dient als Hebel gegen das Vorsorgeprinzip, dann verstrkt es die Argumente der Befrworter der neuen Technologien, dass Genome Editing eine beraus przise Technologie mit einer ausgefeilten Technik sei. Dagegen spricht jedoch, dass das Vorsorgeprinzip im Gegensatz zum Innovationsprinzip eine etablierte Regulierung mit einer Grundlage ist, die im EU Vertrag festgeschrieben wurde. Hier hat man aus Risiko-Technologien mit langfristigen Folgen wie Asbest oder FCKW gelernt. Das Vorsorgeprinzip erlangt seine besondere Bedeutung erst dann, wenn bezglich der Gefhrdung oder/und der Exposition bzw. Eintrittswahrscheinlichkeit groe Unsicherheiten bestehen oder groes Nichtwissen bis hin zur Ahnungslosigkeit herrscht. Dass gentechnisch vernderte Pflanzen in die Umwelt gelangen, sich vermehren und auskreuzen knnen, kommt erschwerend hinzu. Der interessanteste Fall ist die dritte Variante, sollte das Innovationsprinzip als ,Better Regulation' geplant sein. Better Regulation bedeutet unter anderem, dass die Grnde fr Besorgnis und die Grnde von Nutzererwartung gegeneinander abgewogen werden sollten. Doch was sind gute Grnde fr einen mglichen Nutzen und wessen Nutzen soll realisiert werden? Die Hypes der Nutzerversprechungen der Grnen Gentechnik wurden nicht realisiert, weder die Sicherung der Welternhrung noch Anpassung an Klimavernderungen sind eingetreten. Wie organisiert man zudem ein demokratisches Verfahren, das eine solche Abwgung ermglicht? Wer darf dort seine Grnde einbringen und wessen Grnde zhlen? Diese Fragen sind ungelst und mssten nicht nur fr Genome Editing sondern auch fr weitere Innovationen mit der Gesellschaft diskutiert werden. Zur Studie NABU-Zahl des Monats Dezember: Deutschland importiert Agrar-Produkte im Umfang von 1/3 seiner Anbauflche
|
Laden...
Laden...
© 2025