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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
eigentlich sollte heute im polnischen Kattowitz der Klimagipfel zu Ende gehen. Doch die Teilnehmer werden vorerst wohl nicht nach Hause reisen können: Der Konferenzvorsitzende Michal Kurtyka brachte eine Verlängerung um mehrere Tage ins Spiel. Zu klein sind die Fortschritte, die in den vergangenen Tagen erzielt wurden, zu groß noch die Differenzen.
 
Besonders die Entwicklungsländer und die vom Klimawandel bedrohten Inselstaaten sind unzufrieden: In einer gemeinsamen Erklärung beklagten sie ein „Feststecken“ der Verhandlungen. In Kattowitz sollen Regeln erstellt werden, die das Pariser Klimaabkommen von 2015 konkret umsetzen.

Der Ökonom Axel Ockenfels erklärt in einem Gastbeitrag für WELT, warum die internationale Klimapolitik bisher zum Scheitern verurteilt war: Zwar würden alle Verhandler von der Kooperation profitieren, aber jeder einzelne wäre immer noch besser dran, wenn er sich nicht an den globalen Kosten beteiligt. Eine hochinteressante Perspektive auf das Ringen um gemeinsame Anstrengungen für das Weltklima, die auch einen Ausweg aus dem Dilemma aufzeigt. 
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Was noch geschah:

Straßburger Stille
: Attentäter Chérif Chekatt ist tot, zurück bleibt eine verunsicherte und trauernde Stadt: Am Donnerstagabend bildeten sich Menschentrauben im Straßburger Viertel Neudorf, wo der Attentäter kurz vorher von der Polizei erschossen worden war. Meine Kollegin Christina Brause war vor Ort und sprach mit Anwohnern und Bekannten Chekatts.

Vorbild Kanada: Die Grünen haben einen Gegenentwurf zum von der großen Koalition geplanten Einwanderungsgesetz vorgelegt. Dabei orientieren sie sich an Kanada, wo jeder Einwanderer nach einem Punktesystem bewertet wird: Menschen, die eine hohe Punktzahl erreichen – etwa durch Berufserfahrung oder Deutschkenntnisse – können demnach für ein Jahr nach Deutschland kommen, um sich hier für Jobs zu bewerben.

Ausgeblendete Realitäten: Die Digitalisierung wird neue Jobs schaffen – aber manche werden auch künstlichen Intelligenzen und Robotern zum Opfer fallen. Doch diese Realität blenden viele Deutsche laut einer europaweiten Untersuchung noch aus: Gerade mal 18 Prozent glauben, sie müssten sich in den kommenden Jahren fortbilden, um mit der Entwicklung schritt zu halten. Und nur zwei Prozent glauben, dass ihr Job früher oder später verschwinden wird.

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Selbst, wenn Sie zu denen gehören, die ihre Nachrichten vor allem digital konsumieren, kann sich heute ein Gang zum Zeitungskiosk lohnen: Dort gibt es die WELT-Künstlerausgabe mit bisher unveröffentlichten Werken des US-amerikanischen Künstlers Christopher Wool. Der Maler und Grafiker ist äußerst experimentierfreudig mit Materialien und Techniken – er malt, sprayt, tropft, verwischt, kritzelt. Heraus kommen intensive Bilder, die auch auf Zeitungspapier wunderbar zur Geltung kommen. Ein "Must Have" für das Wochenende - und die Sammlung, falls Sie schon eine der acht vorigen Künstlerausgaben besitzen. 

Was heute noch passiert:

Eine, die sicher nicht entspannt ins Wochenende gehen wird, ist die britische Premierministerin Theresa May. In Brüssel ist sie ziemlich abgestraft worden. Und die Opposition zuhause legt fast stündlich nach: May habe darin versagt, bedeutende Änderungen am Abkommen mit der EU zu erzielen, heißt es. Abgeordnete forderten, die Abstimmung zum Brexit-Abkommen im Unterhaus noch vor Weihnachten stattfinden zu lassen - doch May will damit bis Januar warten. Ein ungeordneter Brexit am 29. März 2019, das No-Deal-Szenario, wird zunehmend eine realistische Option. 

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Herzlichst, Ihr



Ulf Poschardt

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