● Duell 1: Israel versus Iran |
● Duell 2: Vance vs. Walz |
● Duell 3: Karlsruhe vs. BKA |
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Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Text erreicht Sie heute aus der jordanischen Hauptstadt Amman. Und wenn ich deutsche wie internationale Medien aus der Ferne richtig verstehe, sitze ich gerade mitten im Bombenhagel. Der ganze Nahe und Mittlere Osten um mich herum brennt demnach bereits. Es sind schließlich nicht mal 150 Kilometer Luftlinie bis rüber in den Südlibanon, wo die Israelis vergangene Nacht ihre Bodenoffensive begonnen haben. Gefolgt von einem Raketen-Bombardement des Irans. Um das gleich vorweg zu sagen: Das Einzige, was hier in Amman tobt, ist der übliche Berufsverkehr. Erlauben Sie mir deshalb, dass ich die Welt mal durch jordanische Augen betrachte. Perspektivwechsel helfen ja oft, zumal ich mir nie anmaßen würde, in einer Region, wo so viel Terror und Fanatismus regieren, ein letztgültiges Urteil fällen zu wollen. Sie? Immerhin habe ich zum Beispiel gelernt, dass Jordaniens König Abdullah II. in all dem Chaos das Kunststück gelingt, eine Art diplomatische Vermittlerrolle einzunehmen. Das muss man ja erst mal schaffen, gleichzeitig mit Nachbarn klarzukommen wie Syrien, Irak, Saudi-Arabien, Ägypten und natürlich Israel, das auch in Amman nicht sonderlich beliebt ist, u.a. weil es einen Großteil des Wassers aus dem gemeinsamen Grenzfluss Jordan abzapft. Jordanien hat weder Öl noch Gas, setzt aber auf Bildung. Fast jeder Taxifahrer scheint englisch zu sprechen. Der Tourismus soll dringend nötige Devisen bringen. Doch seit der Eskalation im Gazastreifen fehlt ein Großteil der Urlauber aus den USA und Europa. |
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| FOCUS-Autor Thomas Tuma in Jordanien (© privat) |
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Bekannte hatten auch mich angestarrt, als bräche ich zu einem Selbstmordkommando auf. Aber ich wollte eben endlich mal die Felsenstadt Petra sehen. Und selbst das Auswärtige Amt sah keinerlei Notwendigkeit für Reisewarnungen. Also bin ich nun hier und erlebe riesige Hotelkomplexe, die ähnlich tot sind wie das Meer, an dem sie stehen. Bis runter in die einzige Hafenstadt Akaba steht vieles leer – oder wurde gar nicht erst fertig gebaut. Denn seit dem Ukrainekrieg sind obendrein die Russen weg. Übrig bleibt ein Land mit viel Wüste und dem Wunsch, wenigstens seinen eigenen Frieden zu bewahren. Ein Land, das einen hohen Preis zahlt für die Kriege der anderen. Nicht nur Israel sähe es übrigens am liebsten, wenn Jordanien gleich das gesamte palästinensische Volk aufnähme. Es bot schließlich schon früher Hunderttausenden von Flüchtlingen Schutz. Sein Land könne „kein alternatives Heimatland für die Palästinenser werden“, mahnte dagegen Abdullah II. neulich vor der UN-Vollversammlung in New York. Aber wer hört schon einem jordanischen König zu? Sie womöglich jetzt? Fliegen Sie mal hin! Ich habe ein sehr gastfreundliches Land kennengelernt. Und nicht nur Petra lohnt sich. Auch die antike Stadt Jerasch. Und der Berg Nebo, von dessen Spitze Moses einst seinen Fans das „Gelobte Land“ zeigte, das heutige Israel. Damit begann der ganze Ärger ja erst. Und – sind Sie schon bereit für so viel Perspektivwechsel? Schreiben Sie mir: feedback@focus-magazin. |
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| J.D. Vance (links) und Tim Walz nach dem TV-Duell (© Reuters) |
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TV-Duell Vance-Walz: Es geht auch anders |
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Beobachter hatten das voraussichtlich letzte TV-Duell vor den US-Wahlen zum rhetorischen Endkampf hochstilisiert. Wird das Kräftemessen der Vizekandidaten – Demokrat Tim Walz, Gouverneur von Minnesota und Republikaner J.D. Vance, Senator für Ohio – einen Unterschied am 5. November machen? Das Popcorn stand bereit, doch nach 90 Minuten war klar: sicher nicht.
Beide „Sidekicks” sind angreifbar: „Hillbilly”-Bestsellerautor Vance als Wendehals – vom Trump-Kritiker („Was für ein Idiot”) zum Kämpfer gegen „kinderlose Katzenfrauen" und „haustier-essende Einwanderer”. Walz, früher Lehrer und Football-Trainer, wegen seines beschönigten Lebenslaufs. Überraschung: beide gelten als aufbrausend, doch im CBS-Studio waren sie professionell-freundlich zueinander. Am Ende plauderten sie sogar ein bisschen – undenkbar zwischen Trump und Harris.
Themen: ganz kurz Außenpolitik und Klimaschutz, danach lange Wirtschaft, Migration, Frauenrechte, Wohnungsbau, Waffen-Kriminalität, Kinderbetreuung, Gesundheitspolitik und Demokratie. Ziel: Die Wählerschicht der kleinen Leute überzeugen (in 20 US-Bundesstaaten läuft die Briefwahl bereits).
Beste Zitate: Vance: „Wenn Kamala Harris so tolle Pläne hat, warum hat sie die nicht längst umgesetzt? Sie ist in der Regierung.” Walz: „An alle LKW-Fahrer: Wieso ist es fair, dass Ihr Steuern zahlt – und Donald Trump in den letzten 15 Jahren nicht?”Sieger: kein klarer, aber leichte Vorteile für Vance. Der 40-Jährige, der mit miserablen Beliebtheitswerten angetreten war, wirkte souveräner als sein 60-jähriger Kontrahent. |
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| Der erste Senat des Bundesverfassungsgerichts (© dpa) |
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Karlsruhe hält BKA-Gesetz für teils verfassungswidrig |
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Das Gesetz zum Bundeskriminalamt (BKA) muss in Teilen überarbeitet werden. Einige Befugnisse der Behörde zur Verarbeitung von Daten verstoßen gegen das Grundgesetz, urteilte das Bundesverfassungsgericht gestern. Konkret geht es um die Speicherung von Daten im polizeilichen Informationsverbund. Personenbezogene Daten, die eine der Behörden erhebt, können von allen anderen abgerufen werden. Neben dem BKA als Zentralstelle sind die Polizeien der Länder und des Bundes sowie die Zollbehörden daran beteiligt. Dieses Vorgehen greift laut Karlsruhe in das Grundrecht auf „informationelle Selbstbestimmung als Ausprägung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts“ ein. Nachbesserungsbedarf sehen die Richter zudem bei der polizeilichen Überwachung. Das BKA-Gesetz erlaubt zurzeit auch die heimliche Überwachung von Personen, die mit einem Terrorverdächtigen in Kontakt stehen, selbst aber nicht verdächtigt werden. Das werde noch nicht ausreichend begründet, so die Richter. Die Bundesregierung hat nun bis Juli 2025 Zeit für Anpassungen. |
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Gastbeitrag zum Tag der Deutschen Einheit |
Wie kommen wir aus der staatlichen Sinnkrise? Deutschland steckt in der Rezession. Deutschland ist zunehmend geprägt von Frustration. Und Deutschland droht die Isolation. Nach rechts- oder nach linksaußen ist jetzt die falsche Frage für unsere Nation, schreibt Briefing-Gastautor Markus Blume (CSU), Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. | |
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| Covestro-Zentrale in Leverkusen (© Reuters) |
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Chemie: BASF vor Problemen, Covestro vor Übernahme |
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Der deutsche Kunststoffkonzern Covestro steht vor der Übernahme durch den Ölkonzern Adnoc. Das Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will den Dax-Konzern für 11,7 Mrd. Euro übernehmen. Zusätzlich zeichnet Adnoc eine Kapitalerhöhung. Das bringt weitere 1,2 Milliarden Euro, teilten beide Unternehmen gestern mit. Der Leverkusener Konzern beschäftigt an seinen sechs deutschen Standorten rund 7000 Mitarbeiter. Die Übernahme fällt in eine Phase, in der die Chemieindustrie angeschlagen ist. Die Branche leidet unter hohen Energiekosten, Konkurrenz aus Asien und der schwachen Konjunktur. Die Aussichten sind trübe. Laut Branchenverband VCI geht aktuell jedes dritte Chemieunternehmen von einer Verschlechterung der Geschäfte aus. Erst vor wenigen Tagen hat auch BASF den Sparkurs verschärft. „In Deutschland scheint sich die industrielle Talfahrt weiter fortzusetzen. Und auch für die strukturellen Probleme am Standort sind keine Lösungen in Sicht“, so VCI-Chefvolkswirt Henrik Meincke jüngst. „Das sind insgesamt schlechte Signale – vor allem für die Chemieindustrie.“ |
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Macron zu Besuch Kanzler Olaf Scholz (SPD) empfängt heute um 12 Uhr Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron in Berlin. Im Mittelpunkt des Gesprächs dürften der Ukrainekrieg sowie die Entwicklungen im Nahen Osten stehen. Zuletzt kam Macron Ende Mai zum Staatsbesuch nach Berlin. Die einst so wichtige Achse Paris-Berlin knirscht noch immer. | |
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| Impfungen schützen auch vor Krebs-Risiken (© dpa) |
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Viren und Bakterien: Diese drei Infektionen können Krebs auslösen |
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13 Prozent aller Krebserkrankungen werden durch Viren oder Bakterien ausgelöst. Das meldet jetzt ein neuer Report der American Association for Cancer Research (AACR). Welche Infektionskrankheiten sind besonders riskant, und wie kann man sich schützen? Das Humane Papillomvirus (HPV) wird beim Sex übertragen. Bis zu 90 Prozent aller sexuell aktiven Personen infizieren sich mindestens einmal im Leben. Zehn Prozent der Erreger verursachen schwerwiegende Gebärmutterhalserkrankungen und womöglich Krebs. Eine Impfung in der Pubertät senkt das Risiko auf nahezu null Prozent. Hepatitis-Viren vom Typ B und C führen oft zu chronischen Leberentzündungen mit Vernarbungen, aus denen Krebs entstehen kann. Die Viren werden durch Körperflüssigkeiten übertragen. Gegen die gefährlichste Form, Hepatitis B, gibt es eine wirksame Impfung, gegen die C-Variante nicht. Aber es kann durchaus behandelt werden. Helicobacter-Pylori-Bakterien sind sehr häufig. Sie kommen in Speichel, Zahnbelag und Fäkalien vor. Etwa jeder dritte Europäer ist infiziert. Viele merken nichts davon und stecken unabsichtlich andere an. Die Folge: Magen-Darm-Beschwerden. Wenn sie chronisch werden, können auch sie Krebsgeschwüre verursachen. Bestes Mittel gegen die Infektion: Nach Toilette und Essen Hände mindestens 20 Sekunden mit Seife waschen, Trinkgefäße, Essgeschirr und Zahnbürsten nicht teilen. |
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Gewinner: Das gab’s in der Bundeswehr noch nie: Nicole Schilling, 50, bislang Vize-Chefin der Personalabteilung im Verteidigungsministerium, wird Drei-Sterne-Generalin – als erste Frau in der Geschichte. Die Beförderung bedeutet auch einen weiteren Karrieresprung: Schilling wurde zum 1. Oktober zur Leiterin der Abteilung für Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte ernannt. Seit zwei Jahrzehnten arbeitet die Ärztin bereits im Verteidigungsministerium. | |
Verlierer: Rudy Giuliani, 80, einstiger Anwalt von Ex-US-Präsident Donald Trump, wurde von seiner eigenen Tochter Caroline bloßgestellt. In einem Beitrag für „Vanity Fair“ beschrieb die Filmregisseurin Anfang der Woche, wie Trump das Leben ihres Vaters „zerbrochen“ habe und von „all dem Schaden, den er sowohl im Amt als auch danach angerichtet hat“. Trump habe ihre Familie zerrüttet und das Land gleich mit. Gipfel der Abrechung: Tochter Giuliani rief die US-Bürger auf, Kamala Harris zu wählen, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. | |
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… möchte ich Sie nur daran erinnern, warum Sie am Donnerstag ausschlafen können: 3. Oktober. Tag der Einheit. Klingelt da was? 34. offizieller Feiertag des wiedervereinigten Deutschlands. 34 ist ja so ein Alter, wo man die wildesten Zeiten hinter sich hat und allmählich klar ist, wo’s langgeht. So sieht das übrigens auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD). | | Es gebe zwar noch Unterschiede – etwa beim Einkommen oder den Wahlergebnissen. Aber es wachse doch viel zusammen. Und das klingt doch auch mal schön, wenn man sich anschaut, wie zerstritten die Welt derzeit ist. Kleiner Tipp von mir: Wir wären der Einheit womöglich noch näher, wenn wir keinen „Ostbeauftragten“ mehr bräuchten. Ich wünsche Ihnen einen friedvollen Feiertag! Wir sehen uns am Freitag wieder. Herzlichst Ihr | | Thomas Tuma |
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