Nancy Pelosi, Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, will mit ihrem Besuch in Taiwan ihre Unterstützung für die dortige Demokratie zum Ausdruck bringen – was die Regierung in Peking erwartungsgemäß verärgert, die Taiwan als Teil Chinas betrachtet. Doch auch im Westen gibt es Kritik an Pelosis Reise, sogar aus amerikanischen Militärkreisen. Ein solcher Besuch schüre nur den Konflikt, heißt es. Dabei gibt es gar keine offizielle Beistandsgarantie der USA für Taiwan, und einen weiteren Krieg kann sich das US-Militär derzeit nicht leisten. Cicero-Korrespondent Gregor Baszak fragt sich deshalb: Warum dieser Besuch zum jetzigen Zeitpunkt? Während sich in Asien ein neuer bewaffneter Konflikt zusammenbrauen könnte, schlägt sich Europa nach wie vor mit den Folgen des Kriegs in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland herum. In unserer Sommerserie „Krisenreport Europa“ berichtet diesmal Tessa Szyszkowitz aus Großbritannien. Dort führen Inflation und Kostenexplosion zu vermehrter Armut. 500.000 britischen Kindern droht ein kalter Hungerwinter. An den Sanktionen gegen Russland beteiligt sich die Türkei nicht. Das Land hält im Ukraine-Krieg eine Balance zwischen beiden Seiten. Aus diesem Grunde konnte Erdogan etwa das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine vermitteln. Aufgrund ihrer strategischen Bedeutung wird die Türkei sowohl von Russland als auch von der Ukraine und der Nato umworben – und kann es sich daher leisten, eine rein interessegeleitete Außenpolitik zu verfolgen, wie Thomas Jäger erklärt. „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ heißt eine neue Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Das Konzept der Staatsbürgerschaft hatte von Anfang an zwei Gesichter: Demokratisierung und Teilhabe auf der einen Seite, Ausschluss und Ausgrenzung auf der anderen. Das DHM zeigt in seiner Sonderausstellung jedoch vor allem die problematischen Seiten und entwirft für die Zukunft eine Staatsbürgerschaft à la carte, die in Identitäten und Singularitäten zerfällt. Tilman Asmus Fischer und Ting-Chia Wu haben sich die Ausstellung angesehen und sind nicht begeistert. Wenig Anlass zur Begeisterung gibt auch die diesjährige Documenta. Für den Politologen und Schriftsteller Rafael Seligmann hat sie gezeigt: Das deutsche Kultur-Establishment wollte sich wieder einmal besonders tolerant und weltoffen geben. Es opferte dafür sehenden Auges die Integrität von Juden und Israelis, als deren Beschützer man sich seit Aufdeckung der Naziverbrechen geriert. Dabei gilt: „Antisemitismus ist kein Gottesurteil“. Fehler hingegen passieren immer wieder. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Im Fall des geplanten Auftritts bei einer Veranstaltung der konservativen Denkfabrik „TheRepublic“ hat der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz gleich zwei Fehler gemacht: Erstens hat er seine Teilnahme zugesagt, ohne darauf zu achten, wer da noch so alles da ist. Und zweitens hat er sich für die Absage eine ziemlich schräge Begründung einfallen lassen, findet Cicero-Autor Hugo-Müller-Vogg. Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |