| | | Stefanie Rachbauer | Stv. Ressortleiterin Innenpolitik und Chronik |
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| Neuaufstellung für die Wien-Wahl | | Und weg ist er. Den Rathausplatz hat er gegen den Minoritenplatz getauscht. Statt Vize ist Christoph Wiederkehr jetzt Chef. Seines eigenen Ministeriums – und von mehr als 1,75 Millionen Schülerinnen, Kindergartenkindern, Elementarpädagoginnen und Lehrern. Eine steile Karriere für jemanden, der vor wenigen Jahren noch selbstironisch "Kennt keiner, kann viel" plakatieren musste. So reich ausgestattet der Pinke nun ist, so abgeräumt bleiben seine Wiener Neos zurück. Sie sind ihres Vizebürgermeisters, Bildungsstadtrats – kurzum: ihres Aushängeschilds – verlustig gegangen. Noch 52 Tage bis zur Wien-Wahl. Was jetzt? Und was danach? In seinen Funktionen im Rathaus löst Bettina Emmerling Wiederkehr ab. Nicht aber als Spitzenkandidaten. Die Umstände zwingen ihn in eine unangenehme Doppelrolle: Minister und zusätzlich Wahlkämpfer. Obwohl Wiederkehr nach dem 27. April in Wien kein Amt antreten wird. Ein schwieriger Spagat, ausgerechnet in der für die Neos so wichtigen Hauptstadt. Schließen lässt sich diese offene Flanke nicht mehr. Erstens wegen der Vuaschrift, innerparteilicher und magistratischer Natur, die eine nachträgliche Änderung der bereits fixierten Liste sehr schwierig macht. Zweitens, weil sich Wiederkehr mit eigenen Aussagen als Spitzenkandidat einzementiert hat. Und drittens, da schlicht keine Zeit mehr ist, eine wirkliche Alternative aufzubauen. Für Interimsstadträtin Emmerling oder Neo-Klubchefin Selma Arapović gilt, was einst (auch von uns) über Wiederkehr geschrieben wurde: zu unbekannt, zu farblos. Wiederkehr in Wien als Zugpferd zu behalten ist zwar unsauber. Es verschafft den Neos aber einen Puffer, sich personell zu sammeln. Koalitionärer Musterschüler Eine nachhaltige Lösung muss dringend her. Vor allem, weil die Pinken für Michael Ludwig und seine SPÖ noch einmal attraktive Partner sein wollen. Das verlangt eine Person in der ersten Reihe, mit der auch der mächtige Bürgermeister gut kann. Dass das Persönliche für Ludwig mitentscheidend ist, hat der Fall Birgit Hebein gezeigt. Ludwig zog Wiederkehr der widerspenstigen damaligen Grünen-Chefin vor. Ein Glücksgriff, Wiederkehr entpuppte sich als koalitionärer Musterschüler. Widerworte auf offener Bühne vernahm man nicht. Sogar die Vorlegung der Wahl von Herbst auf Frühling verkündete der Vize Mitte Jänner artig mit. Rückblickend betrachtet setzte er damit den Spatenstich für die aktuelle pinke Personalbaustelle in Wien. Anders als damals gedacht, werden Ludwig und Wiederkehr nun nicht gegen einen blauen Kanzler Herbert Kickl mobilisieren. Sondern die Performance der ÖVP-SPÖ-Neos-Koalition im Bund erklären. Kann das klappen? Und wie stellen sich die anderen Parteien auf? Das und vieles mehr werden meine Kolleginnen und ich in den nächsten Wochen an dieser Stelle analysieren. Unser Leben besteht bis Ende April also aus viel Politik. Weil wir zumindest Ihnen ab und an eine Pause davon gönnen möchten, finden auch die leichtfüßigeren Seiten dieser Stadt hier Platz: die Grätzeln, Partys, Kuriositäten und die Menschen, die Wien ausmachen. Sie erhalten die Wienzeilen, weil sie bereits andere Newsletter abonniert haben oder in der Vergangenheit hatten. Wenn Sie ihn weiterhin empfangen wollen, melden Sie sich hier an. Sie merken schon: Unser neuer Newsletter kann ziemlich viel. Sagen Sie das doch weiter. Damit er schnell aufsteigt. Am besten noch flotter als Christoph Wiederkehr. Ihre Stefanie Rachbauer |
| | | Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) besucht einen Kindergarten. | | Foto: APA/HANS KLAUS TECHT | |
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Zwei Kinder spielen vor einem der Ordinationsräume. In der geräumigen Sitzecke warten kleine Holzfiguren auf ihren Einsatz. Die Zahl der Patientinnen und Patienten im Kinder-Primärversorgungszentrum (PVZ) Nepomuk in Währing ist noch überschaubar. "Wir arbeiten vorerst nur mit Terminvergabe und haben noch großzügige Time-Slots", erklärt Mika Rappold, eine der vier Kinderärztinnen hier. Seit Februar arbeiten die Medizinerinnen im Team mit Pflege- und Therapiepersonal in der Kreuzgasse 27. Das Kinder-PVZ ist das achte dieser Art in Wien – und das zwölfte in Österreich. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte bei der Eröffnung, er freue sich über "einen weiteren Baustein, den wir hier setzen konnten", was in einem Tiktok-Video verewigt ist. Auf dem Thema Kindergesundheit liegt zwei Monate vor der Wien-Wahl offenbar besonderes Augenmerk der rot-pinken Stadtregierung. Aus Sicht der Opposition brennt aber der Hut: Die Grünen fordern kürzere Wartezeiten auf Kinderarzt- und Kinderpsychiatrie-Termine. FPÖ und ÖVP kritisieren Versorgungsmängel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Um den von Rot-Pink ins Rampenlicht gesetzten Ausbau einordnen zu können, muss man beachten, von welchem Niveau aus er erfolgt: Versucht die Stadt gar nur, grobe Lücken halbwegs zu stopfen? Mehr los in Kinderambulanzen Oft hört man von überfüllten Kinder-Spitalsambulanzen. Die Statistiken der vergangenen Jahre aus den Kliniken des Wiener Gesundheitsverbunds, dem größten Spitalsträger in Wien, zeigen, dass die Zahlen nach einem starken Frequenzeinbruch zu Pandemiezeiten wieder deutlich angewachsen sind. Im Vorjahr wurde mit 184.000 Besuchen fast das Niveau von 2019 von 200.000 Patientenkontakten erreicht. Obwohl im niedergelassenen Bereich mehrere kindermedizinische Zentren aus dem Boden gestampft wurden. Die Versorgung von Kindern auf Kasse wurde aber zuvor viele Jahre stiefmütterlich behandelt: Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien ortet "massiven Aufholbedarf". Die Bedarfserhebung für Kassenplanstellen beruhe immer noch auf Bedarfszahlen von 2016, Wiens Bevölkerung sei aber seit 2012 um 16 Prozent gewachsen. Junge Patientinnen und Patienten, die auf Kasse keinen Platz finden und es sich leisten können, weichen ins Wahlarztsystem aus. Die Zahl der Wahlärzte hat sich in beiden Fächern in den vergangenen zehn Jahren mindestens verdoppelt. Verdoppelt hat sich auch die Summe der rückerstatteten Honorare für Wahlarztrechnungen im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie – und zwar innerhalb von nur vier Jahren (!) auf 662.000 Euro im Jahr 2023. "Schwamm" gegen "Wasserrohrbruch" Wirklich alles, was es an zusätzlichem Angebot gebe, sei zu begrüßen, sagt Helmut Krönke, Wahlarzt und Fachgruppenobmann der Kinderpsychiatrie in der Wiener Ärztekammer im Hinblick auf die kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulatorien der Stadt, von denen das fünfte vergangene Woche eröffnete. Er hat den Eindruck, dass diese Einrichtungen zwar gut, aber nur "ein Schwamm zur Bekämpfung eines Wasserrohrbruchs" seien. In der Kinderheilkunde ist die Lage zwar besser, der Bedarf scheint das Angebot aber auch hier noch weit zu übersteigen. "Wir hatten anfangs Sorge, ob Familien von unserer Ordination erfahren würden, ohne dass wir Werbung machen", blickt Kinderärztin Rappold auf den Start des PVZ Nepomuk zurück. "Die Bedenken waren unberechtigt. Der Zulauf kam von selbst."
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| | | Die Suche nach einer Kassenkinderärztin ist in Wien nicht immer einfach. | | Foto: IMAGO/Zoonar.com/Matej Kastelic | |
| | | Unsere Lieblingsnachbarn aus dem Norden bilden nach den Österreichern die größte Gruppe an EU-Bürgern in Wien. Unter allen ausländischen Communitys belegen Menschen aus Deutschland mit 3,1 Prozent der Wohnbevölkerung die dritte Stelle hinter Serbien (4,5 Prozent) und der Türkei (3,3 Prozent). Ihr Anteil verteilt sich aber nicht in gleichem Maß auf alle Grätzeln. Die höchste Deutschland-Quote hat St. Ulrich im siebenten Bezirk – in "Little Germany" zwischen Volkstheater und Neubaugasse stammt mit einem Anteil von 9,47 Prozent fast jeder und jede Zehnte aus der Bundesrepublik. Michael Matzenberger | |
| THEATER: 7. März, Dschungel Wien Werden junge Menschen heute zu angepassten Konsumsoldaten gemacht? Mit dieser Frage befasst sich die Uraufführung von Gen Z: Heute wird zerstört! (ab 14 Jahren) in der Regie von Myassa Kraitt und Dilan Şengül, die das dreiwöchige Slup-Festival im Dschungel Wien eröffnet. Bis 23. März sind 13 Theaterproduktionen aus den Bereichen Schauspiel, Tanz, Performance, Musiktheater und Game-Show zu sehen. CLUBBING: 7. und 8. März, The Loft & Grelle Forelle Für etwas ältere Junge empfiehlt sich der 90ies & 2000s Club: All the Ladies im The Loft am Gürtel. Jedes Wochenende werden unter der Leitung von Impresario David Jerina Clubbings abgehalten, die die Musik der 1980er-, 1990er- und 2000er-Jahre auf die Plattenteller, in die CD-Laufwerke oder in den Klappcomputer bringen. Dieses Wochenende (8.3., ab 22 Uhr) treffen die Spice Girls auf die Sugababes und Salt-N-Pepa. Übrigens: Am Freitag feiern in der Grellen Forelle die Club-Institution Zuckerwatt und Extrawelt live ihr 18-jähriges bzw. 20-jähriges Bestehen. Ab 23 Uhr. THEATER: 7. und 8. März, Kulturraum Gleis 21 Schauspielerin Rita Luksch hat Arthur Schnitzlers Roman Therese (1928) dramatisiert und zeigt ihr Solo am Freitag und Samstag im Kulturraum Gleis 21 in Wien Favoriten (weitere Termine am 21. und 22. März, jeweils 19.30 Uhr). Schnitzler erzählt darin die Geschichte einer alleinerziehenden Frau zur vorletzten Jahrhundertwende, als das soziale Überleben von Frauen sich weitgehend nur durch Heirat und Unterordnung sichern ließ. Die Musik des Abends stammt von Grammy-Gewinner Georg O. Luksch. KONZERT: 7. März, Jazz im Konzerthaus Und noch eine Grammy-Gewinnerin tritt auf - mit großorchestralem Jazz in hoher Qualität. Komponistin und Dirigentin Maria Schneider bringt am Freitag um 19:30 Material aus ihrer Einspielung Data Lords auf die Bühne des Wiener Konzerthauses. Zusammen mit dem Oslo Jazz Ensemble thematisiert sie darin das Verhältnis zwischen realer und digitaler Welt. Der Wandel intersozialer Techniken, die Rolle von IT-Konzernen: All das kommt konkret vor. AUSSTELLUNG: 9. März, Bezirksmuseen Am Sonntag laden die 23 Bezirks- und sechs Sondermuseen der Stadt Wien von zehn bis sechzehn Uhr bei freiem Eintritt zu Ausstellungen, die sich den Jahren vor der Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955 widmen – mit speziellem Blick auf die Lage im jeweiligen Bezirk. In Margareten zum Beispiel präsentiert man Tagebucheintragungen von Hilde Schneider, die ihre Erlebnisse zum Kriegsende festhielt. Das Circus & Clownmuseum wiederum zeichnet die zirzensische Geschichte nach. FILM: 9. März, Stadtkino Pünktlich zum Weltfrauentag lädt das Stadtkino zur Vorstellung des neuen Dokumentarfilms: Verwegen. Mutig. Radikal. Künstlerinnen der Feministischen Avantgarde. Die Regisseurin Susanne Riegler lässt 16 Künstlerinnen zu Wort kommen – darunter Renate Bertlmann, Valie Export, Karin Mack, Margot Pilz oder Orlan – und schafft so persönliche Einblicke in spannende Biografien. Sie stemmten sich gegen vorherrschende Rollenbilder der 1970er-Jahre, wehrten sich gegen Diskriminierung und Unterdrückung. Ihre radikalen Performances sowie Foto- und Videoarbeiten prägten die Kunstwelt nachhaltig. Nach der Filmvorführung um 13 Uhr folgt ein Künstlerinnengespräch. Tipps zusammengestellt von unserer Kulturredaktion. |
| | | Der Lieblingsort in Wien von Sebastian ist der Schönbornpark im achten Bezirk. | | Foto: Lisa Nimmervoll | |
| "Müsste ich in Wien einen Lieblingsort aussuchen, dann würde ich sagen: Den Schönbornpark im achten Bezirk mag ich schon sehr. Wobei ich das spezifizieren muss: Es ist auch eine gewisse Zeit am Tag. Gerade unter der Woche zwischen fünf und acht Uhr ist es wunderbar, vor allem, wenn's wärmer ist. Ich laufe oft zum Donaukanal und wieder hierher zurück. Die Stadt schläft gefühlt noch, die Sonne geht auf, und das Leben läuft langsam an. Es ist schon was los, man ist Teil davon, aber noch ist alles ruhig. Das schätze ich auch sehr, wenn nicht viel los ist. Ich bin aber auch ein großer Fan vom Prater, interessanterweise von der Donauinsel gar nicht, aber der ganze Weg hinaus, die Donau entlang – das ist ja eigentlich gar nicht mehr Wien, aber irgendwie gehört es dazu –, ist schon toll. Wien ist eine bequeme Stadt – aufgrund der Größe. Man kommt schnell und leicht von A nach B. Gleichzeitig ist es halt auch das größte Dorf Österreichs. Darum ist es vielleicht eine zwiespältige Liebe, die mich mit Wien verbindet." | |
| Wie würde es klingen, wenn sich die Wiener U6 musikalisch vorstellen müsste? Oder der Bezirk Simmering? Diese Fragen beantwortet der Musiker und Rapper Don Dom seit rund drei Jahren auf Social Media. "Born and raised" in Wien, rappt der gelernte Sportwissenschafter auf Tiktok, Youtube und Instagram über seine Heimatstadt. "Wien ist für mich einzigartig – die Stadt hat ihren eigenen Schmäh, ihre Eigenheiten und ihren Charakter", erklärt der junge Mann. Aus Alltagsgeschichten Songs zu machen, um den Wiener Grant zu würdigen oder die einzelnen Bezirke humoristisch zu Wort kommen zu lassen, dafür lebt er. Social Media nutzt er, um Reichweite aufzubauen – bekannter zu werden. Musik macht er nämlich bereits seit 2017. Und vor allem auf Youtube zeigt er auch eine ernsthaftere Seite. Zeigt, wie er als Straßenmusiker angefangen hat und mit Gitarre und Loopstation den Weg auf diverse Bühnen gefunden hat. Aus Deutschrapp wird bald Wiener Rap mit Mundart, gern gemixt mit Comedy-Elementen. Das "Wiener Rapper"-Kurzvideo ist derzeit mit über 540.000 Aufrufen sein erfolgreichstes. Döbling erklärt dort beispielsweise, wie man 5000 Euro in Bitcoin investiert, während der 12. Bezirk auf das Meidlinger "L" hinweist. Noch kann Don Dom trotz der zahlreichen Views nicht allein von der Musik leben. Dank seines Studiums arbeitet er derzeit parallel in einem physikalischen Institut. "Mein Fokus liegt aber auf der Musik", gibt er klar zu verstehen. Mit Kurzvideos oder Liveauftritten wie zuletzt beim Wiener Hip-Hop-Ball arbeitet er täglich an seinem Traum, irgendwann nur noch Musik machen zu können. Sein neuestes Werk, das er vor einigen Tagen auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlicht hat, sind "Sprichwörter aus Österreich". Wie das aus dem Mund eines Rappers mit Wiener Schmäh klingt? Einfach reinhören. | |
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