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5 nach 12 - Was ist heute wichtig? Das Mittags-Update von WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit einem denkwürdigen TV-Auftritt hat US-Präsident Donald Trump seinen Beitrag geleistet, um die weltweiten Folgen der Corona-Krise zu verschärfen: Völlig überraschend kündigte er in der Nacht zum Donnerstag einen Einreisestopp für EU-Bürger an. „Wir werden alle Reisen von Europa in die USA für die nächsten 30 Tage aussetzen“, sagte Trump in einer Ansprache an die Nation. Ausgenommen seien Reisende aus Großbritannien. Aus Europa kommende Amerikaner müssten sich entsprechenden Tests unterziehen. Die Maßnahme gilt nach Angaben des Weißen Hauses ab 23.59 Uhr am Freitag (4.59 Uhr MEZ am Samstag). Als Reaktion auf Trumps Vorgehen hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen nun ihre wichtigsten Kommissare zur Krisensitzung zusammengerufen. Es gehe um eine Einschätzung des von den USA angekündigten Einreisestopps für Menschen aus Europa, aber auch die Entwicklung in Italien, die Lageeinschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC und andere wichtige Fragen, hieß es aus EU-Kreisen.

An den Kapitalmärkten ließ Trumps Ankündigung die Sorge wachsen, dass die internationale Staatengemeinschaft keine koordinierte Antwort auf die Krise finden könnte und der Virus auch fatale Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben könnte. So stürzten die Börsen weltweit in die Tiefe. Der Deutsche Aktienindex Dax brach am Vormittag unter die wichtige Marke von 10.000 Punkten ein. Zwischenzeitlich notierte er bei 9676 Punkten – so tief wie seit dem Sommer 2016 nicht mehr. Damit ist in wenigen Wochen ein beträchtlicher Teil der Kursgewinne am Aktienmarkt ausgelöscht worden. An der Wall Street kursieren nun neue Crashszenarien. Manche Pessimisten vergleichen den aktuellen Blitzcrash mit dem Großen Sturz von 1929, der eine Weltwirtschaftskrise nach sich zog. Lesen Sie hier mehr dazu.
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Auch die Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben der Covid-19-Pandemie werden in vielen europäischen Ländern immer massiver: In Italien kündigte Ministerpräsident Guiseppe Conte an, alle Geschäfte und Restaurants vorerst schließen zu lassen – ausgenommen seien lediglich Lebensmittelläden, Drogerien und Apotheken. Österreich wird ab kommender Woche mit einer schrittweisen Schließung von Schulen und Kindergärten beginnen. In Deutschland steigt die Zahl der Infizierten weiterhin an, nun ist auch im Deutschen Bundestag der erste Corona-Fall gemeldet worden: Der FPD-Abgeordnete Hagen Reinhold wurde positiv auf den Virus getestet. Unterdessen machen Berlins Amtsärzte Druck auf die Politik. In einem offenen Brief fordern sie den Senat der Hauptstadt zum „radikalen Handeln“ auf. Alle Veranstaltungen mit Publikum müssten abgesagt und auch Clubs geschlossen werden.
 
Deutschlandweit ist die Zahl der Infizierten auf über 2000 gestiegen. In Baden-Württemberg hat es einen ersten Todesfall gegeben. Über die aktuellen Zahlen und Daten der Ausbreitung von Covid-19 können Sie sich jederzeit auf welt.de informieren.

Was noch wichtig ist

AfD-Flügel unter Beobachtung: Nach nunmehr einjähriger Prüfung hat sich das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) festgelegt: Die Behörde hat den rechtsnationalen „Flügel” der AfD zum sogenannten Beobachtungsobjekt erklärt. Der Gruppierung werden einige Tausend AfD-Mitglieder zugerechnet. Der von Björn Höcke   und Andreas Kalbitz geführte völkisch-nationalistische „Flügel” gilt damit offiziell als eine Ansammlung, bei der „tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen oder Tätigkeiten gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ festgestellt wurden, wie es laut Definition des Verfassungsschutzes heißt. Von einer Abgrenzung zu den Völkischen ist die AfD weit entfernt. Vielmehr festigten die stramm Rechten auf dem letzten AfD-Parteitag ihre Position durch die Abwahl prominenter Gegner.

Der Tod eines großen Liberalen: Burkhard Hirsch, einer der letzten großen FDP-Politiker aus der sozialliberalen Koalition der 1970er Jahre, ist am Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben.
 
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Hirsch gehörte zur „Mitteldeutschen Fraktion“ in der FDP um den Hallenser Hans-Dietrich Genscher und gebürtigen Dresdner Gerhart Baum. Vor allem Baum und Hirsch standen der Ostpolitik von SPD-Kanzler Willy Brandt sehr nahe, die unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“ stand. Hirsch war Innenminister in Nordrhein-Westfalen und von 1994 bis 1998 Vizepräsident des Deutschen Bundestages. Bis zuletzt hat sich Hirsch gegen staatliche Eingriffe in die Privatsphäre gewehrt – sei es beim großen Lauschangriff oder bei der Vorratsdatenspeicherung. „Er wird mir fehlen“, schrieb FDP-Chef Christian Lindner zum Tod von Burkhard Hirsch.
 
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag

Ihr



Ulf Poschardt


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